Wie im Film
Tür stand. Daniel hatte vor einer halben Stunde den Fernseher eingeschaltet, doch wenn er ehrlich war, hatte er keinen Schimmer, um was es in dem Film eigentlich ging, den er an sich vorbei rieseln ließ. Er lag auf seiner Couch, alle viere von sich gestreckt, nur mit einer Boxershorts bekleidet. Im Film küsste ein aalglatter Typ eine dralle Blondine und Daniel raffte sich auf, um in die Küche zu gehen, nach einem Snack Ausschau haltend. Wieder bei der Couch angekommen, legte er sich darauf, nahm wahr, dass inzwischen die Nachrichten liefen und ignorierte sie. Er schloss die Augen, legte den Arm darüber und stellte sich vor, wie Eric gerade auf dem Weg zu ihm war. Gleich würde er klingeln. Es konnte sich nur noch um Minuten handeln.
Eine weitere Stunde verging. Im Fernsehen wurde inzwischen gemordet. Daniel gähnte, doch zugleich war er aufgekratzt. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Eric noch vorbei kommen würde, gen null sank. Er rief sich in Erinnerung, dass Eric durchaus nicht verpflichtet war, täglich bei ihm vorbeizuschauen.
Dass sie Sex miteinander gehabt hatten, hatte nicht unbedingt etwas zu bedeuten, rief er sich zur Ordnung. Er selbst hatte schließlich schon genug Liebesspiele hinter sich gebracht, die rein körperlicher Natur gewesen waren. Spaß ohne Verpflichtungen. Vielleicht würde Eric erst dann wieder vorbeischauen, wenn ihm nach körperlichem Spaß war. Und vielleicht fühlte er heute nicht die gleiche Lust auf Daniel, wie er auf ihn. Das war in Ordnung ... völlig in Ordnung. Zumindest wäre es das gewesen, wenn Daniel nicht solche unbändige Sehnsucht nach ihm verspürt hätte. Und die bezog sich nicht nur auf den rein körperlichen Aspekt, sondern auch auf die Stimme, das Lachen, die Blicke, die liebenswerte Unsicherheit und sogar auf dessen bloße Anwesenheit.
Daniel brauchte sich nichts vorzumachen, es hatte ihn mächtig erwischt. Offensichtlich beruhte das jedoch nicht auf Gegenseitigkeit. Zumindest nicht auf dem gleichen Level, denn ansonsten wäre Eric nun hier. Hier in seiner Wohnung, hier in seinen Armen, hier in seinem Bett.
Daniel stöhnte gequält auf, doch es war niemand da, der es hören konnte. Im Krimi schien der Kommissar kurz vor einem Nervenzusammenbruch, weil er mit den Ermittlungen in einer Sackgasse gelandet war. Daniel hatte wenig Mitleid mit ihm, er griff zur Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Egal wie hoffnungslos die Lage für den Kommissar aussah, am Ende würde er den Killer schnappen und erfolgreich den Fall abschließen.
Daniel hingegen wusste, dass er selbst heute enttäuscht zu Bett gehen würde. Der Gedanke war so unangenehm, dass er be schloss, überhaupt nicht den Weg zu seinem Bett anzutreten, sondern einfach auf der Couch liegen zu bleiben — vielleicht würde die Enttäuschung sich ja täuschen lassen, und enttäuscht sein, wenn sie ihn nicht in seinem Bett vorfand.
Daniel spürte, dass sein Denken wirr wurde und ein Hauch von Dankbarkeit streifte ihn, dass er in der Lage war, einzuschlafen, bevor dies eine wirklich lange und widerlich einsame Nacht bei vollem Bewusstsein werden konnte. Der Schlaf umfing ihn gnädig, zerrte ihn dann jedoch durch eine wilde Jagd aus erotischen Träumen und krimihafter Handlung ohne jeglichen Sinn.
Panik erfasste Daniel am nächsten Morgen. Er hatte um gut eine Stunde verschlafen. Da die Firma etwas außerhalb lag, starb er auf der Fahrt dorthin tausend Tode bei dem Gedanken, dass eine Aushilfe wie er schneller vor die Tür gesetzt war, als ein streunender Köter.
Die erste Amtshandlung seines Chefs bestand dann auch darin, eine Augenbraue hoch zu ziehen und auf eine Fuhre Mulch zu deuten, die noch verladen werden musste. Dann griff er nach der Thermoskanne, nach einer Tasse, füllte diese und drückte Daniel den dampfenden Kaffeebecher in die Hand.
„Du siehst völlig fertig aus. Trink den mal und bleib locker. In all der Zeit kommst du zum ersten Mal zu spät. Ich glaube, die Chancen stehen gut, dass wir das beide überleben.“ Der Chef grinste, und Daniel fühlte einerseits, wie ein Stein von seinem Herzen fiel, andererseits war er ziemlich eindeutig in seiner Panik durchschaut worden, was ihm peinlich war. Er trank von dem dunklen Gebräu und versuchte tatsächlich, sich zu entspannen. „Du machst deine Arbeit gut und hältst die Zeitpläne ein. Es kann sein, dass ich dir bald ein besseres Angebot machen kann. Ob es irgendwann Vollzeit sein wird, kann ich dir
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