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Wie im Film

Wie im Film

Titel: Wie im Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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geraubt zu haben.
    Er hatte sich vorgenommen, Rücksicht zu nehmen. Rücksicht auf die Art seiner Mutter, wie sie ihn sehen wollte. Und Rücksicht auf seinen Vater, der krank und schwach war. Daniel hatte bei diesem Vorhaben versagt — und das Schlimmste war, dass er dafür kein Bedauern empfand.
    Die Stimmung war immer noch angespannt, als er sich von seinen Eltern verabschiedete. Während sein Vater sich rasch wieder in seinen Sessel zurückzog, begleitete ihn seine Mutter noch zum Auto. Daniel schloss den Golf auf und wollte ihr zum Abschied einen flüchtigen Kuss geben, als sie ihn ein wenig zur Seite schob, die Beifahrertür öffnete und einstieg. Verdattert sah Daniel sie an und fragte: „Was hast du vor? Willst du mit nach Köln fahren?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Wir fahren nirgendwo hin. Wir müssen reden!“
    Einen Moment lang wollte er erwidern, dass sie das doch die ganze Zeit über getan hatten, und er hatte sich bereits beim Verlassen des Hauses darauf gefreut, Eric vielleicht noch vor seiner Tür anzutreffen, vorausgesetzt, er kam nicht erst sehr spät nach Hause. Dann allerdings würde er nun wirklich aufbrechen müssen. Beinahe war Daniel versucht, seiner Mutter zu sagen, sie solle wieder aussteigen, doch ihr Blick riet ihm zu schweigen und sich wie gewünscht ins Auto zu setzen.
    Er spielte nervös mit dem Schlüssel, während seine Mutter auf
    dem Platz saß, auf dem er Eric zum ersten Mal geküsst hatte. „Du hast von ihm gesprochen, obwohl ich dich gebeten hatte, es nicht zu tun“, klagte sie ihn an.
    Er hob die Hand zum Protest. „Du hast von ihm gesprochen. Vielleicht hast du seinen Namen nicht gesagt, nur, dass ich alleine kommen soll. Ach, ich vergaß ... du kennst seinen Namen ja nicht einmal! Ist es eigentlich leichter, jemanden abzulehnen, wenn man nicht weiß, wie er heißt?“
    „Das hat doch damit gar nichts zu tun“, erwiderte sie.
    „Nein? Hat es das nicht? Kennst du nur einen einzigen Namen eines Mannes, mit dem ich zusammen war? Ich hatte zwei längere Beziehungen, Mama. Kennst du wenigstens noch den Namen von einen von ihnen?“
    Sie überlegte offensichtlich, doch letztendlich schwieg sie. „Volker, mit ihm war ich ein gutes Jahr zusammen. Der Erste war Markus, wir haben es nur auf ein halbes Jahr gebracht, und das ist schon ungefähr fünf Jahre her, aber er hat geholfen, die Gartenlaube hinter dem Haus zusammenzubauen. Du hast ihn gemocht, bis du herausgefunden hast, dass wir uns küssten. Da war ich einundzwanzig, Mama. Hat die Zeit immer noch nicht ausgereicht, um dir klar werden zu lassen, dass ich auf Männer stehe?“
    Sie sah ihn lange an, als versuche sie herauszufinden, wo der kleine Junge hin war, der ihr Stunts auf dem Skateboard vorgeführt hatte.
    „Was ist aus ihm geworden ... und aus Volker?“, fragte sie dann leise.
    Daniel seufzte, als er sah, wie defensiv sie nun wieder war. Er zuckte mit den Schultern. „Volker ist nach Amerika gegangen. Das war ungefähr drei Monate, nachdem wir auseinander waren. Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihm. Markus schreibt mir ab und an eine Karte, wenn er im Urlaub ist oder zum Geburtstag. Er ist das, was man eine treue Seele nennt — mit der sonstigen Treue hat er es allerdings nicht so genau genommen, und das war nichts für mich. Nicht innerhalb einer Beziehung“, erläuterte er dann und sah sie forschend an, ob das zu viel Input für sie war. „Und ansonsten hast du nur ... kurzfristige Beziehungen?“
    Das war eine nette Umschreibung für eine ganze Reihe von One-Night-Stands, die von amüsant bis hin zu katastrophal alles zu bieten gehabt hatten. Ab und zu war sein riesiger Schwanz der Auslöser für hastig abgebrochene Liebesnächte gewesen. Nicht umsonst hatte Daniel bei Eric so sanft wie möglich sein bestes Stück ins Spiel gebracht.
    Das alles wäre jedoch eindeutig zu viel Information für seine Mutter, entschied Daniel, nickte daher lediglich und sagte: „Ja, der Rest war nur kurzfristiger Natur.“ Plötzlich musste er lächeln und ein warmes Gefühl durchströmte ihn. „Diesmal ist es anders, Mama“, bekannte er und sah sie eindringlich an. „Hör zu, ich weiß, dass du das nicht hören magst, und dass du wünschtest, es wäre anders. Aber es ist, wie es ist. Ich bin, wie ich bin. Und ich liebe! Er heißt Eric. Und ich wette ... ich wette, du würdest mit ihm klarkommen. Er ist freundlich, zurückhaltend, ruhig. Er macht sich viele Gedanken darüber, was andere von ihm denken ... so wie du

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