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Wie im Film

Wie im Film

Titel: Wie im Film Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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noch nicht sagen, aber ich wüsste gerne, ob du noch an einer festen Stelle interessiert bist.“
    Dass sein Chef ihm ausgerechnet heute Hoffnungen auf eine Festanstellung machte, überraschte Daniel maßlos. Er hatte schon einen Rauswurf befürchtet, doch statt dessen rückte das ersehnte Angebot in realistische Nähe.
    „Ja, ich bin noch interessiert. Das wäre großartig!“
    Der Chef grinste noch mal, dann sagte er: „Gut. Das war noch keine Zusage meinerseits, aber wenn ich eine Möglichkeit sehe — und das sieht im Moment ganz gut aus — dann hast du den Job.“ Daniel nickte und er beschloss, dass es eine gute Gelegenheit wäre, seinen Chef noch auf eine andere Sache anzusprechen, die ihm durch den Kopf gegangen war. Zwar war der Zeitpunkt vielleicht etwas heikel, doch wer nicht wagte, gewann ja bekanntlich auch nicht. Als sein Chef auch in dieser Sache versprach, er würde sehen, was er tun könnte, entschied Daniel, diesen Tag nachträglich doch noch zu seinem Glückstag zu erklären. Es hatte wohl selten einen Menschen gegeben, der so gut gelaunt gemulcht hatte, wie Daniel an diesem Morgen.
    Als er diesmal in seine Wohnung zurückkehrte, war er regelrecht aufgedreht.
    Ein schnelles Abendessen, ein Blick aus dem Fenster, einer auf die Uhr.
    Daniel überlegte sich, ob er es riskieren konnte, die Wohnung kurz zu verlassen, um am Kiosk an der Ecke eine Flasche Sekt zu kaufen. Mochte Eric überhaupt Sekt? Vielleicht sollte er noch eine Flasche Wein dazu nehmen. Und Bier.
    Daniel sah in sein Portemonnaie. Erschreckende Leere. Er würde nicht drum herum kommen, zuerst noch zwei Straßen weiter am Geldautomaten vorbei zu schauen. Er verfluchte erneut, dass er Eric nicht übers Handy eine SMS schicken konnte, dass er nur kurz einkaufen war. Einen Zettel an der Haustür verwarf er, denn der würde ohnehin nicht lange dort hängen bleiben, dazu liefen zu viele Idioten an seinem Haus vorbei, die das Papier vermutlich eher zum Zündeln auf dem nahegelegenen Spielplatz verwenden würden. Also beeilte er sich, hetzte zwischen Passanten vorbei, um so schnell wie möglich zur Bank zu gelangen, dann wieder an seiner Haustür vorbei, die er ericlos vorfand, zum Kiosk, in dem ein Betrunkener über die Ausländer herzog, und schließlich mit einer ansehnlichen Alkoholauswahl wieder zurück zu seiner Wohnung. Auch diesmal fand er keinen wartenden Eric vor. Sein Optimismus, ihn an diesem Abend noch zu sehen, sank gleichsam mit jeder Treppenstufe, die er emporstieg.
    Nach einer halben Stunde begann er, mit der Flasche Wein zu liebäugeln, obwohl er wusste, dass Rotwein ihn immer schnell angeheitert werden ließ. Er besann sich darauf, dass er am nächsten Morgen besser nüchtern und pünktlich zur Arbeit erscheinen sollte, sonst wäre jedes Gefühl, das ihn zum Feiern verleitet hatte, für die Katz gewesen.
    Er öffnete also statt der Flasche Rotwein, ein Bier und setzte sich damit auf die Couch. Den Fernseher schaltete er nicht ein, aber er griff zur Fernbedienung und stellte den CD-Player an, lehnte sich zurück und lauschte Don McLeans' Vincent.
    Die düstere Stimmung um den Maler Vincent Van Gogh und dessen depressives Leiden ließ Daniel einen weiteren Schluck Bier nehmen. Er hielt die Flüssigkeit so lange im Mund, bis sie schal und bitter schmeckte. Angeekelt schluckte er hinunter und fragte sich insgeheim, welch merkwürdige Art der Selbstbestrafung er hier gerade ersann. Frei nach dem Motto: Für den Mann, der von seinem Lover versetzt wird, ab sofort nur noch schales Bier — ziemlich dämlich, aber gut dazu geeignet, sich nicht aus lauter Frust zu betrinken.
    Er stellte die Flasche auf den Tisch, und im gleichen Moment klingelte es. Daniels Herz begann zu rasen, als hätte jemand eine Trillerpfeife zum Start geblasen. Er sprang von der Couch und stieß mit dem Knie gegen den Türrahmen, während er die Kurve in den Flur etwas ungeschickt nahm. Er rieb es sich, während er den Türöffner betätigte. Erst da fiel ihm ein, dass er vielleicht hätte fragen sollen, wer geklingelt hatte. Aber er musste nicht fragen ... sein amoklaufendes Herz wusste es, sonst würde es nicht hinter seinen Rippen einen Aufstand machen, wie ein herumtollender Affe im Käfig.
    Daniel bemühte sich, wesentlich gelassener zu erscheinen, als er es war. Der Gedanke, dass er Eric mit seiner unbändigen Freude eher abschrecken würde, schien ihm nicht unwahrscheinlich.
    Im gleichen Moment, als ihn Erics Blick traf, spürte er jedoch, dass der ihm

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