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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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Büro.

E inige Wochen später war der Sommer da, und auf den Redaktionstischen lagen die Layouts für das fünfte ›doggies live’-Heft. In der Redaktion waren die Fenster weit aufgerissen, und zum ersten Mal hatte der enge, dunkle Hinterhof einen Vorteil: Er brachte Abkühlung. Sogar in Peter Plattlers Büro stand ein Fensterflügel auf, denn er hatte aufgehört zu rauchen. Schon zum vierten Mal in den letzten beiden Monaten. Er stopfte pfundweise englischen Weingummi in sich hinein und war noch schlechter gelaunt als sonst. Bisher hatte er sein Nichtraucherleben nie länger als zwei Tage durchgehalten, diesmal hatte er den fünften Tag erreicht und war kurz vor einer Explosion.
    Mattes saß mit Nadine in seinem Büro und sagte: »Ich muss den Artikel über die Kanutour mit Hunden bis heute Abend haben. Und sag Peter, dass wir ein anderes Aufmacherfoto brauchen. Da muss mehr Abenteuer drin sein, sonst kann man gleich mit der Luftmatratze über den Tümpel treiben.«
    »Da wird er sich freuen«, murmelte Nadine dumpf und verdrehte die Augen.
    »Ruf es ihm durch die geschlossene Tür zu und renn weg, so schnell du kannst!«, empfahl Mattes grinsend.
    »Ich hatte nichts anderes vor«, antwortete Nadine trocken. Sie stand auf. »Das Gespräch mit dem Veranstalter der Erlebniscamps ist übrigens gut gelaufen. Die wollen gleich zwei Seiten für Werbung haben. Ich hab denen einfach erzählt, dass wir mit den Leuten von Scouty-Trekkingbekleidung verhandeln und kurz vor dem Abschluss stehen, da ging es auf einmal ganz schnell. Jetzt muss ich die gleiche Sache nur noch bei Scouty drehen. Wenn die hören, dass die Erlebniscamps bei uns werben, wollen die genauso viele Anzeigen haben.«
    Nadine war der Knaller. Ihre Gesprächspartner kamen gar nicht auf den Gedanken, dass in dem freundlich lächelnden Mäuschen eine sehr strukturiert und überlegt handelnde Geschäftsfrau steckte.
    »Bleib dran«, nickte Mattes ihr zufrieden zu.
    Er sah in seinen Terminkalender und verzog ärgerlich das Gesicht. Schon wieder konnte er sich morgen nicht mit Alex zum Laufen treffen. Er griff zum Telefon: »Hi, Alex.«
    »Hi, Mattes, wie sieht’s aus?«
    »Ach, eigentlich gut, aber blöderweise …«
    Alex beendete den Satz: »… kannst du morgen nicht kommen.«
    »Du hast es erraten«, seufzte Mattes.
    Alex grinste: »War nicht schwer. Aber du bist auf dem besten Weg, durch regelmäßige Arbeit den letzten Rest deiner sowieso kümmerlichen Kondition zu verlieren.«
    »Ich hab immer noch die bessere Kondition von uns beiden. Wenn ich nicht den Termin hätte, würde ich es dir morgen zeigen.«
    »Deine dicke Klappe hast du jedenfalls noch, das ist beruhigend.«
    Mattes lächelte. Alex meckerte nicht, der verstand. Und nächste Woche würde es mit dem Laufen im Park sicher klappen. Es war eben alles nicht mehr so locker zu organisieren, seit das Magazin auf 96 Seiten angewachsen war und er noch viel mehr unterwegs sein musste.
    »Bis Freitag dann, in der Tennishalle«, verabschiedete sich Mattes, doch Alex widersprach: »Nein, du hast doch letzte Woche schon gesagt, dass du dann noch in Berlin bist.«
    Mattes fasste sich an den Kopf: »Ach ja. Du hast recht. Dann bis übernächste Woche. Können wir uns nicht zwischendurch mal auf ein Bier treffen?«
    Er blätterte in seinem Kalender und stellte erschrocken fest: »Ich hab überhaupt keinen Termin mehr frei. In zwei Wochen ist Abgabe von Nummer 5, aber danach sieht’s wieder besser aus.«
    Alex lachte: »Das hast du nach Nummer 4 auch gesagt, und nach Nummer 3. Aber ist schon O. k. Du musst da jetzt deine ganze Energie reinstecken. Ich finde es super, was du leistest.«
    »Danke, Alex. Ich melde mich, sobald ich Zeit habe.«
    Er legte auf und kritzelte im Kalender groß ALEX auf den Tag nach der Abgabe. Einfach mal zusammen in den Biergarten gehen, wie früher, das wär’s doch.
    Die »Ich hätt’ da mal ’ne Frage …«-Rubrik war inzwischen in den Mittelteil des Heftes gerutscht und lief über acht Seiten. Mattes verbrachte viel Zeit mit dem Zusammenstellen der unterschiedlichen Fragen und ihrer Beantwortung, eine Arbeit, die offiziell im Zuständigkeitsbereich der Expertin Mina R. lag. Die zog es allerdings weiterhin vor, während der Arbeitszeit leise schnarchend auf einer Hundedecke zu liegen. Wie viele speziell an Mina R. gerichtete Einladungen in Fernsehsendungen und zu Veranstaltungen Frau Althoff schon abgewiesen hatte, war kaum noch zu zählen. Langsam nahm die Situation groteske

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