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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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Züge an, denn für viele Leser und inzwischen auch die Presse wurde es immer wichtiger, Details über Mina R., die große unbekannte Hundeexpertin, zu erfahren. Wer war sie?
    Nach dem unerwarteten Erfolg des ersten Heftes und einer rasch folgenden, groß angelegten Beweihräucherungsaktion des eigenen Verlages, der plötzlich große Erklärungen abgab, warum es so wichtig gewesen sei, alles im Geheimen zu entwickeln und dann auf den Markt zu stürmen, war Mattes zu einem der Top-Themen in der Presse geworden.
    Die Leser verfolgten jede Meldung über ihn mit großem Interesse, er symbolisierte den sympathischen Typen von nebenan, der es über Nacht vom Tellerwäscher zum erfolgreichen Chefredakteur gebracht hatte, und er wartete schon darauf, morgens Paparazzi in den Büschen vor Astrids Haus zu finden.
    Wenn er bei Talkshows auftrat, trafen noch in der Nacht Massen von E-Mails in der Redaktion ein, in denen Zuschauer Fragen zum Umgang mit ihren Hunden stellten und um direkten Kontakt zu Mina R. baten. Dass die geheimnisvolle Expertin nirgendwo persönlich auftrat, heizte das Interesse weiter an.
    Die ersten Gerüchte kursierten, dass es eine prominente Persönlichkeit aus dem Showbereich sei, die sich nicht zu erkennen geben wolle. In dem Frauenmagazin ›Mein Schicksal‹ hatte Vera R. (64) aus Berlin-Hohenschönhausen öffentlich bekannt, dass Mina R. ihre Tochter sei, die vor 15 Jahren die Plattenhaussiedlung verlassen und sich seitdem nicht mehr bei ihr gemeldet habe. Die Fotos zeigten eine kümmerlich eingerichtete Wohnung, in der der Kühlschrank bis auf ein vertrocknetes Stück Käse und zwei Flaschen Weinbrand leer war.
    »Wer ist Mina R.?«, hatte ein Boulevardblatt groß getitelt, nachdem auch Mattes lächelnd jede Antwort verweigert hatte, als er in einer Talkshow zu ihr befragt wurde. Er hätte es jederzeit auflösen können, aber er fand es spannend, wie sich die Sache entwickelte. Außerdem tat es den Verkaufszahlen gut, wenn das Geheimnis um die Expertin die Neugier der Leute anregte.
    Sein Telefon klingelte, und Frau Althoff meldete sich: »Ich hab Steinle-Bergerhausen für Sie dran.«
    »Gut, stellen Sie durch«, sagte Mattes und überlegte, was der jetzt schon wieder wollte. Die Auflage war von Heft zu Heft gestiegen, sie kratzte inzwischen an der 100 000er-Marke, und mittlerweile hatte er schon drei Mal die Seitenzahl des Magazins erhöht, ohne vorher den Verlag informiert zu haben. So lange sie Erfolg hatten und in einer mehr als guten Gewinnzone blieben, konnte er machen, was er wollte, und alle seine Entscheidungen wurden auch im Nachhinein noch abgenickt. Dass dieser Zustand sofort beendet werden würde, wenn die Plus- zur Minuslinie wurde, war einer der Gründe, warum Mattes weiterhin viel Energie in das Magazin steckte. Einer der anderen Gründe war, dass er selber jedes neue Heft besser als das vorherige machen wollte. Es gab kein Zurück. Weder in der Seitenzahl noch in der Auflagehöhe oder der Qualität der Berichte.
    Dr. Steinle-Bergerhausen erwähnte voller Stolz, dass ›doggies live‹ in der letzten Vorstandsbesprechung als das innovative Trendmagazin zum Vorbild für die anderen Produkte des Hauses gemacht wurde und dass hervorgehoben wurde, dass es punktgenau den Zeitgeist und damit eine neue Leserschaft träfe.
    »Als Verantwortlicher für ›doggies live‹ gebe ich das Lob natürlich auch gerne an Sie weiter, denn Sie haben mit Ihren Redaktionsmitarbeitern einen großen Anteil am Erfolg des Magazins.«
    Mattes lachte: »Ich würde es lieber so ausdrücken: Ohne mich und meine Mitarbeiter gäbe es ›doggies live‹ gar nicht.«
    Steinle-Bergerhausen wehrte ab: »Nun, so ganz ohne den Verlag geht es nicht, und meine Unterstützung zur Durchführung Ihrer Ideen öffnet viele Türen.«
    »Ich sehe genau, was Sie für mich tun«, sagte Mattes kühl.
    »Und das war erst der Anfang«, verkündete Steinle-Bergerhausen. »Wir haben hier ganz große Pläne mit ›doggies live‹. Sie werden begeistert sein!«
    Mattes sagte schnell: »Es wäre mir lieber, wenn Sie die Finger raushalten und es einfach laufen lassen würden.«
    »Das müssen Sie schon dem Verlag überlassen, Herr Reuter«, sagte Steinle-Bergerhausen distanziert.
    Mattes hob aufmerksam die Augenbrauen. Was lief da ab? Konnte Steinle-Bergerhausen ihm schaden? Nicht, solange er mit steigendem Erfolg arbeitete, dachte Mattes und fühlte sich sicher. Als er Frau Althoff von dem Gespräch erzählte, winkte auch sie ab: »Der ist

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