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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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Berliner Kammerorchesters sagen.
    Sie reagierte gar nicht, und er rief ungeduldig: »Nun guck doch mal!«
    Genervt drehte sie den Kopf und sah zum Bildschirm. Das war nicht ihr Bruder, der sah ihm gar nicht ähnlich.
    »Quatsch!«, sagte sie verächtlich.
    Godehard drängte: »Warte doch. Sie haben gerade eine andere Kamera. Gleich kommt er wieder ins Bild.«
    Astrid stöhnte demonstrativ auf und zeigte mit genervter Miene, wie unpassend gerade dieser Moment war, sie aus dem Takt des Kammerorchesters zu bringen.
    Die Kamera wechselte, und neben HaJo Schmitz, dem berühmten Moderator, saß wirklich Mattes. Astrid riss sich die Kopfhörer von den Ohren und lief näher zum Fernseher. Kein Zweifel, das war Mattes.
    Wie sie dann vor Schreck nach hinten getaumelt war, sich einen riesigen blauen Fleck – sooo groß, du glaubst es nicht – am Wohnzimmertisch geholt hatte und danach auf der Couch gesessen und völlig erschlagen die Sendung gesehen hatte, erzählte sie danach wochenlang jedem und immer wieder gerne.
    Besonders gerne Mattes, der, als er am nächsten Vormittag arglos vom Flughafen kam und vor dem Haus aus dem Taxi stieg, von Astrid mit Vorwürfen überschüttet wurde. Dabei ging es ihr gar nicht mehr um die Tatsache, dass es ein Hundemagazin war, denn das war ja sogar erstaunlich erfolgreich gestartet, sondern darum, dass er seiner einzigen und immer für ihn da gewesenen Schwester nicht mal einen Funken Vertrauen entgegengebracht, sondern im Gegenteil ihre Hilfe schamlos ausgenutzt habe. Und was würden jetzt ihre Klienten sagen und die Eltern? Ihre Litanei endete mit einem tief enttäuschten: »Ach, Mattes, warum hast du es mir nicht gesagt?«
    »Du hättest mich umgebracht«, argumentierte er knapp.
    »Stimmt«, gab sie zu, »aber du hättest es verdient!« Sie jammerte los: »Ich kann nie wieder Haydns Violinkonzert in G-Dur hören, ohne an diesen schrecklichen Moment erinnert zu werden, als mein Bruder im Fernsehen öffentlich zugab, dass er ein Hunderedakteur ist und seine Schwester hintergangen hat.«
    »Was heißt denn ›zugeben‹ und was heißt ›hintergangen‹? Du warst überhaupt kein Thema«, empörte sich Mattes. »Ich war der Stargast des Abends. Ich, Mattes Reuter, ein Chefredakteur. Es ist nicht die ZEIT, aber weißt du was, ich will gar nicht mehr zur ZEIT! Und weißt du eigentlich, wen ich fast auf den Titel bekommen hätte?«
    Er machte eine Kunstpause und platzte dann raus: »Veronica Ferres!«
    Stimmte zwar nicht so ganz, aber sie war immerhin weitläufig im Gespräch gewesen, und vor allem würde Astrid beeindruckt sein.
    »Die Ferres?«, schrie Astrid auch wie geplant auf. »Und du Idiot nimmst stattdessen Saskia Hoffmann? Haben sie dir was vor den Kopf gehauen?«
    Das Gespräch nahm nicht die Richtung, die Mattes wollte. Er fasste sie mit beiden Händen an die Schultern und sagte eindringlich: »Jetzt freu dich doch mal! Dein missratener Bruder hat einen festen Job, und er hat das Erfolgsmagazin des Jahres auf den Markt gebracht. Die nächste Nummer wird noch größer und noch besser. Und wenn HaJo Schmitz einen Hund hätte, wäre er auf den nächsten Titel gekommen, er hat extra gefragt. In ein paar Monaten werden sich die Promis darum reißen, auf das Titelbild meines Magazins zu kommen.«
    Astrid versuchte ein klägliches Lächeln. Sie blieb einen Moment still, und er konnte beinahe hören, wie ihr Gehirn ratterte: »Dann wirst du ja eine Menge Leute kennen lernen, wenn du so rumkommst und die alle auf den Titel wollen.« Mit plötzlich deutlich festerer Stimme sagte sie: »Sag mal, kannst du mich da nicht irgendwie einbinden? Die können doch bei mir Persönlichkeitsseminare machen. Du kannst denen ja mal ein Kärtchen von mir rübergeben. Oder weißt du was? Nimm mich doch einfach mal mit, wenn du dich mit denen triffst!«
    »Astrid, die meisten davon haben Hunde und sind darum in deinen Augen Idioten.«
    »Macht doch nichts.«
    Noch am gleichen Abend rief seine Mutter an. »Mattes!«, rief sie überglücklich, »Ich habe es immer gewusst! Du bist endlich im Fernsehen. Hab ich dir nicht seit Jahren gesagt, dass das der richtige Beruf für dich ist?«
    »Ich mach das aber nicht beruflich«, stellte Mattes richtig.
    »Aber du hast doch mit dem Schmitz gesprochen, ich hab’s gesehen!«
    »Ich war sein Gast.«
    Seine Mutter schien enttäuscht. »Du warst sein Gast? Als was denn?«
    Ihre Stimme klang unsicher und drückte neben ihrer Enttäuschung aus, dass sie sich absolut nicht

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