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Wie immer Chefsache

Wie immer Chefsache

Titel: Wie immer Chefsache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Ruetter
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vorstellen konnte, aus welchem Grund man ihren Sohn in eine Fernsehsendung einladen sollte.
    »Hast du denn nicht zugehört?«, fragte Mattes verwundert.
    »Na hör mal!«, entgegnete sie empört. »Wie sollte ich denn zuhören? Ich hab sofort Tante Henni, dann Frau Meckenbroich und danach das halbe Stadtviertel angerufen, damit die sofort den Fernseher anschalten und selber sehen, dass du jetzt eine Sendung hast.«
    »Aber ich hab doch gar keine Sendung. Ich war Gast, weil ich ein Magazin mache. Übrigens sehr erfolgreich«, setzte er schnell hinterher.
    »Ein Magazin?«, fragte seine Mutter nach. »So was wie ›Der rote Teppich‹?«
    »Fast.«
    Er hörte, wie seine Mutter erleichtert ausatmete.
    Schnell setzte er hinterher: »Mit Hunden.«
    Es blieb still. Wenn sie nicht lautlos vom Stuhl gefallen war, war sie zumindest sehr geschockt.
    »Das Magazin ist wirklich sehr erfolgreich und die Arbeit interessanter als ein Moderator-Job beim Fernsehen«, versuchte er zu erklären und ärgerte sich gleichzeitig, dass er so bemüht war, seine Tätigkeit auf irgendeine Weise wertvoll erscheinen zu lassen. Sollte er ihr mit der Post ein Magazin schicken, damit sie seinen Namen gedruckt im Impressum lesen konnte? Ihm fiel eine schnellere Möglichkeit ein.
    »Du gehst jetzt zum nächsten Zeitschriftenladen und fragst nach ›doggies live‹, dem neuen Hundemagazin. Auf Seite 38 gibt es eine Spalte, in der ganz oben mein Name steht. Mattes Reuter, Chefredakteur.«
    »Chefredakteur?«, erklang die Stimme seiner Mutter plötz lich deutlich frischer. Zögerlich fragte sie nach: »Und du schreibst über Hunde?«
    »Über Hunde und über ihre Besitzer«, bestätigte er.
    Glücklich sagte sie: »Die Queen von England hat auch Hunde. Korkis sind das, ganz hässliche Viecher mit so kurzen, krummen Beinen. Ich weiß nicht, warum man sich als Königin nicht schönere Hunde aussuchen kann. Am Geld kann’s ja nicht liegen und passt doch auch viel besser zu so einem Schloss. Na, vielleicht hat sie ein gutes Herz, und die sind aus dem Tierheim. Wollte wohl sonst keiner haben. Du kannst sie bestimmt mal in London anrufen, weil sie ja Hunde hat, und dann ein Interview mit ihr machen.«
    »Ganz bestimmt«, bestätigte Mattes und stellte sich Peter Plattler vor, der zum Fotoshooting durch den Buckingham Palace schlurfte, um dort die Queen mit ihren Corgis zu fotografieren. Seine Mutter seufzte, hörte sich dabei aber ganz vergnügt an.
    »Jetzt muss ich alle noch mal anrufen und sagen, dass du gar nicht im Fernsehen arbeitest, sondern eine Zeitung machst. Du hast recht, das ist wirklich viel besser. Was ist schon so ein Schmitz, wenn du stattdessen Kontakt mit der Königin von England haben kannst.«
    Als Mattes den Hörer auflegte, war ihm klar, dass es keine zwei Stunden dauern würde, bis das halbe Stadtviertel wusste, dass er engen Kontakt zur Queen hatte und seine Mutter immer schon gewusst hatte, dass aus ihm mal ein ganz Großer würde.
    Nach einigen deutlich ruhigeren Tagen in der Redaktion, die zwar arbeitsreich, aber im Vergleich zu den letzten beiden Wochen wie ein geruhsamer Urlaub wirkten, wurde Mattes unruhig.
    »Wenn wir 60 Seiten schaffen wollen, müssen wir intensiv dranbleiben«, verlangte er in der täglichen Besprechung.
    Peter guckte ihn scharf an: »Wir wollen keine 60 Seiten, nur du willst die und hast sie uns aufgedrückt.«
    »Weil sie zu schaffen sind und ›doggies live‹ noch besser machen.«
    Peter knallte ihm die neu layouteten Seiten auf den Tisch. »Ich hab keinen Bock, immer wieder bis abends in meinem Büro zu hängen.«
    Nadine seufzte: »Ich habe gedacht, dass die zweite Nummer einfacher wird. Können wir die zwölf Zusatzseiten nicht wieder rausnehmen?«
    Mattes schüttelten den Kopf: »Kommt, Leute! Die zweite Nummer wird besser als die erste. Und ihr werdet sehen, dass wir das locker schaffen. Am Anfang ist es eben ein bisschen mehr Arbeit, aber dann läuft es. Es gibt ein altes Sprichwort: ›Bestelle mühsam dein Feld und dann ernte und habe Spaß‹, oder so.«
    Peter brummte: »Es heißt: ›Rode das Land und arbeite bis zum Umfallen, damit deine Enkel später auf der Bank sitzen können‹.«
    »Vertraut mir doch einfach!«, bat Mattes. »Die Entscheidung für zwölf Seiten mehr habe ich gut überlegt. In drei Monaten läuft der Laden und ihr habt so wenig zu tun, dass ihr um mehr Seiten für ›doggies live‹ bettelt.«
    »Wieder mal ’ne Chefsache, nehme ich an«, seufzte Peter und verließ das

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