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Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Titel: Wie keiner sonst / ebook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas T. Bengtsson
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dort steht immer eine alte Dame hinter der Theke. Manchmal, wenn mein Vater etwas Kleingeld in der Tasche hat, gehen wir hinein und kaufen Flummis oder Aufkleber. Beim letzten Mal durfte ich das Feuerwehrauto aus dem Regal nehmen.
    Oder ein Fahrrad, ein blaues Fahrrad mit Lederfransen am Lenker, die im Wind flattern, wenn man bergab fährt. Fast jeden Tag gehen wir am Fahrradladen vorbei, und jedes Mal hoffe ich, dass es noch nicht verkauft ist. Aber das können wir uns nicht leisten, das weiß ich. Also doch das Feuerwehrauto, das echt spritzen kann.
    Eigentlich weiß ich, dass ich beides nicht brauche. Ich werde heute acht Jahre alt, was soll ich mit einem Feuerwehrauto? Es ist auch ziemlich teuer. Aber vielleicht hat mein Vater dafür gespart.
    Oder er nimmt es einfach. Die alte Dame könnte ihn dabei ansehen, sie könnten über das Wetter reden oder über die steigenden Milch- und Butterpreise, und gleichzeitig würde er das Auto in den Rucksack stecken, ohne dass sie es merkt. Aber ich weiß, dass er niemals Sachen aus einem kleinen Laden mit einer alten Dame hinter der Theke nehmen würde.
    Wir gehen am Spielzeugladen vorbei. Ist es wirklich das Fahrrad? Ich bin fast sicher, bis wir auch am Fahrradladen vorbeigehen.
    An der Bushaltestelle fragt mein Vater, ob irgendetwas nicht stimme. Ich schüttle den Kopf.
    Der Bus fährt in Richtung Stadtmitte. Es ist ein kalter Februartag, alle tragen Winterjacken oder Mäntel. Mit den Fingern schreibe ich eine Acht auf das beschlagene Fenster.
    Mein Vater beugt sich zu mir.
    »Heute bekommst du ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk.«
    Ich sehe ihn an, versuche zu erraten, was er als Nächstes sagen wird.
    »Heute wirst du einen Engel sehen«, sagt er.
    Mein Vater führt mich an der Hand über den Strøget. Wir gehen in ein großes Kaufhaus und nehmen die Rolltreppe hinauf zur Cafeteria.
    Dort müssen wir lange anstehen, um Kakao, Kaffee und einen Teller mit Gebäck zu bezahlen. Dann finden wir einen freien Tisch in der Ecke, auf dem noch Tassen und Kuchenteller von den vorigen Gästen stehen.
    »Das ist ein guter Platz, um Engel zu sehen«, sagt mein Vater und rührt zwei Würfel Zucker in seinen Kaffee.
    »Engel folgen den Menschen. Ich weiß nicht, warum, aber sie tun es. Hier sind massenweise Menschen, und außerdem kannst du dabei Kakao trinken.«
    Ich schaue mich um, kann aber keinen einzigen Engel entdecken.
    »Nein«, sagt mein Vater und lacht, dass der Kaffee überschwappt. »Engel sind keine kleinen, dicken Kinder mit Flügeln auf dem Rücken. Und auch keine großen Männer mit Schwertern, wie im Alten Testament. Engel sind ganz anders – anders als alles andere.«
    Mein Vater zieht den Mantel aus und hängt ihn über den Stuhl. Er krempelt die Ärmel hoch und nimmt eine leere Kaffeetasse in die Hand. Dann sieht er mich an, und ich nicke.
    »Diese Tasse hier können wir anfassen«, sagt er. »Und wenn wir sie auf den Boden werfen, geht sie kaputt.«
    Mein Vater drückt mir die Tasse in die Hand.
    »Aber es gibt auch Dinge, die du nicht anfassen kannst.«
    Er nimmt den Teller mit dem Gebäck und versteckt ihn unter dem Tisch.
    »Kannst du die Teilchen jetzt sehen?« Ich schüttle den Kopf. »Aber du weißt, dass sie hier sind, nicht wahr?«
    Er bricht ein Stück ab und gibt es mir.
    »Es gibt Dinge in der Welt, die du nicht berühren kannst. Die du nicht siehst, außer du weißt genau, was du suchst. Die meisten haben das vergessen. Oder sie trauen sich nicht, die Augen aufzumachen.«
    Wir teilen das Gebäck, und als nur noch Krümel übrig sind, sagt er:
    »Trink einen Schluck Kakao. Musst du Pipi? Nein? Gut, dann fangen wir an.«
    Er schaut sich um, sucht etwas. Fixiert eine Stelle links vom Ausgang, nicht weit von der Kassiererin, wo Besteck und Servietten liegen.
    »Sieh dorthin. Konzentrier dich.«
    Mein Blick folgt seinem Finger, ich will ganz sicher sein, dass ich in die richtige Richtung gucke.
    »Entspann die Augen«, sagt er. »Sieh hin, ohne etwas Bestimmtes anzuschauen. Wie im Museum.«
    Ich sehe genau hin, versuche es wirklich.
    »Darf ich blinzeln?« In meinen Augen steht Wasser.
    »Natürlich darfst du blinzeln, aber schau weiter dorthin. Sieh, ohne zu sehen. Vergiss, wo wir sind. Vergiss die Kassiererin, vergiss das Geschirrklappern.«
    Ich weiß nicht, wie lange wir dort sitzen. Alles, was ich höre, ist die Stimme meines Vaters.
    »Suchet, so werdet ihr finden, steht in der Bibel. Aber das stimmt nicht. Wer zu viel sucht, findet überhaupt

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