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Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Wie keiner sonst / ebook (German Edition)

Titel: Wie keiner sonst / ebook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas T. Bengtsson
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Pfote mit geöffneten Krallen ragt aus dem Stoff.
    Der Tierarzt legt die Katze auf einen Stahltisch. Er holt sie aus der Decke, hält ihre Pfoten fest, untersucht die Wunden und sieht ihr in die Augen.
    Er will ihr eine Spritze geben, um ihr Leid zu verkürzen, mehr könne er nicht tun. Petra weint so sehr, dass sie nicht mehr reden kann, sie schüttelt den Kopf.
    Die Sekretärin ruft ein Taxi für uns.
    Wir fahren zu einer Tierklinik, Petra rennt mit der Katze hinein, während ich das Taxi bezahle.
    Sie geben ihr Spritzen, öffnen die Wunden und reinigen sie, Petra umklammert meine Hand so fest, dass sie taub wird. Fünf Stunden später können wir die Katze mit nach Hause nehmen.
    Ich verbringe den Rest meines Urlaubs als Katzensitter, während Petra zur Arbeit geht. Ich reibe die Wunden mit Salbe ein und verabreiche flüssige Antibiotika mit einer Spritze. Bald sind meine Hände genauso zerkratzt wie Petras.

E s ist leicht und ungefährlich, fast legal.«
    Kasper legt die Waren in den Einkaufswagen.
    »Am besten funktioniert es spätabends und am Monatsanfang, wenn der Supermarkt voll ist.«
    Er redet lauter als normal. »Sichtbarkeit gehört zum Trick«, sagt er und zieht eine Packung Cornflakes aus dem Regal. Er wirft sie in die Luft, sie schwebt unter der Decke und landet im Einkaufswagen.
    »Niemand erwartet, dass man in einem Supermarkt vom Stehlen redet. Und niemand glaubt, dass man so etwas Großes zu stehlen versucht.«
    An der Kasse holt Kasper eine einzelne Bierflasche aus dem Wagen und legt sie aufs Band. Das Mädchen hat schwere Augen nach einem langen Arbeitstag, sie tippt das Bier ein. Kasper sagt nichts von dem Kasten, der unten auf dem Wagen steht. Wir tragen ihn zusammen aus dem Supermarkt.
    »Wenn sie es merken, kann man sich immer noch dumm stellen«, sagt Kasper laut.
    »Habe ich etwa den Kassenzettel nicht nachgeprüft? Oder man kann behaupten, dass man es der Kassiererin gesagt hat. Zu dieser Tageszeit ist ihr Gedächtnis schlechter als das eines Goldfisches. Wie lang können die sich erinnern, drei, vier Sekunden?«
    Schon nach ein paar Metern stellt Kasper in aller Seelenruhe den Kasten ab und zündet sich eine Zigarette an.
    »Und das Beste ist, dass man sogar noch Pfand zurückbekommt. Man wird fürs Biertrinken bezahlt!«
    Wir schleppen den Kasten die Treppe hinauf und reichen die Flaschen einzeln durch die Dachluke.
    Wenn wir bei Karlsson auf dem Dach sitzen, spricht er fast die ganze Zeit. Kasper sagt, dass er Wörter spart, wenn er allein ist.
    Heute erzählt er von ihrer alten Schule. Vom Morgengebet. Der Vorort, aus dem sie stammen, sei nicht arm. Es habe viel Willenskraft gebraucht, so tief zu sinken wie Kasper und er. »Oder so hoch zu sinken«, sagt Karlsson und zeigt mit beiden Armen über die Hausdächer. Die Sonne geht unter und färbt die Fenster gelb und orange.
    Als es dunkel über der Stadt ist und der Tau sich niederschlägt, setzen wir uns in die Hütte.
    Karlsson redet leise. Selbst hier oben über der Stadt hat er Angst, dass jemand uns belauschen könnte. Heute redet er nicht mehr über sich selbst oder über die Kunst, Tauben zu fangen, sondern über Bomben. Wie leicht man sie aus Reinigungsmitteln herstellen kann. Er sagt, eine Bombe sei nicht mehr wert als ihr Ziel. Eine Bombe sei ein langer Satz, der seinen Punkt erst am nächsten Tag in den Zeitungen erreiche.
    Ich schaue Kasper an. Er lächelt nur, dreht Joints und sieht aus, als hätte er dies schon oft gehört.
    Karlsson kennt viele Ziele, die er gern bombardieren würde. Die Nationalbank, die Börse, das Parlament, Lego.
    Besonders Lego.
    Hier geht es um Symbole, sagt er.
    Spät in der Nacht lassen wir vom Dach aus Drachen steigen.
    Ich halte die Schnur fest, Kasper steht wenige Meter vorm Abgrund, der Drachen flattert über seinem Kopf, bis er sich losreißt und über den Dächern davonfliegt.

P etra schrubbt meine Nägel mit einem groben Schwamm, Farbflocken verschwinden im Abfluss.
    »Du darfst mich gern malen«, sagt sie. »Sogar nackt. Ich verspreche, dass ich still sitzen werde.«
    Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass ich nichts Gegenständliches male, keine Menschen, Tiere oder Teekannen.
    Sie schrubbt weiter, diesmal fester.
    Vielleicht hat sie die Skizzen gesehen, die ich von Kotek angefertigt habe, als das Tier krank war.
    Wir folgen dem Kanal.
    »Wohin gehen wir?«, frage ich.
    »Das ist eine Überraschung«, sagt Petra. Letzte Nacht hat sie mir eine Überraschung versprochen, sie wollte

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