Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wie Kinder heute lernen

Titel: Wie Kinder heute lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Korte
Vom Netzwerk:
zwei Jahren, wird den Kindern klar, dass nicht nur von ihnen erwartet wird, zwei Sprachen zu sprechen, sondern dass sie zwei verschiedene Wortschätze beherrschen. Diese Erkenntnis markiert den Wendepunkt: Beide Sprachen grenzen sich immer mehr voneinander ab. Mit etwa drei Jahren ist dieser Prozess abgeschlossen. Kinder wissen jetzt genau, wann und wem gegenüber welche Sprache erwartet wird.
Zweisprachigkeit muss kein Kinderspiel sein
    Selbst wenn die Zweisprachigkeit von Anbeginn an zu Hause erlernt wird, weil die Eltern unterschiedliche Muttersprachen haben, sollten Eltern sehr genau darauf achten, ob das Kind wirklich beide Sprachen annimmt. Hier gilt: Zwingen Sie das Kind zu nichts, im besten Fall verleiden Sie ihm eine der Sprachen, im schlimmsten Fall kann es unter Umständen zu Halbsprachigkeit, also zu weniger stark ausgeprägter Sprachkompetenz, in beiden Sprachen kommen. Nicht zuletzt hängt der Erfolg zweisprachiger Erziehung sehr von persönlichen Variablen wie Sprachbegabung, Temperament und Motivation ab. Zweisprachigkeit ist nicht für jedes Kind ein »Kinderspiel«.

    Noch schwieriger wird es, wenn beide Eltern dieselbe Sprache sprechen, sagen wir Deutsch, und die Kinder zudem in Deutschland aufwachsen. Wie und wo soll ein Kleinkind dann mit einer zweiten oder gar dritten Fremdsprache konfrontiert werden? Möglichkeiten bieten zweisprachige Kindergärten und Schulen mit bilingualen Klassen, in denen möglichst Erzieher und Lehrer arbeiten, die eine andere Muttersprache als Deutsch haben. Festzuhalten bleibt aber auch, dass es noch keine Studien gibt, die den Erfolg dieser Strategie bestätigen.
    Generell gilt: Gehen Sie behutsam vor, wenn Sie Ihre Kinder zweisprachig erziehen wollen. Eine Sprache, die ein Kind gegen seinen Willen und unter Zwang lernt, wird es nur in den seltensten Fällen annehmen. Sich selbst und die Kinder unnötig unter Druck zu setzen, ist wenig sinnvoll. So kann es in manchen Fällen besser sein, ein Kind lernt in der Schule zu einem späteren Zeitpunkt eine zweite Sprache, die es dann zwar mit Akzent, aber gerne spricht, als dass es nie wieder Freude am Erwerb einer neuen Sprache hat. So wenig wie man einem Kind das Musizieren gegen seinen Willen beibringen kann, so wenig kann man ihm gegen seinen Willen eine zweite Sprache aufdrängen.
FAZIT
    Die beste Unterstützung für eine optimale Sprachkompetenz geben Eltern ihren Kindern, indem sie schlicht häufig mit ihnen Gespräche führen und ihnen zuhören. Gleich mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder umso besser sprechen konnten und in IQ-Tests höhere Ergebnisse erzielten, je häufiger die Eltern mit ihnen sprachen. Positives Feedback ist hierbei besser als negatives. Eltern, die Negativaussagen auf ein Minimum beschränkten (ganz ohne Verbote geht es natürlich nicht!) und durch eine positive Reaktion häufig auf die Äußerungen ihrer Kinder eingingen, förderten ihre Sprachkompetenz am besten.
Diese Kinder beherrschten selbst in der dritten Schulklasse noch besser Rechtschreibung, Lesen und Sprechen und hatten ein besseres Hörverständnis als die Kinder, mit denen deutlich weniger geredet wurde. So können Eltern Kindern ein dauerhaftes Fundament verschaffen, das auch dann noch nachwirkt, wenn der Einfluss der Eltern auf die Kinder naturgemäß nur noch eingeschränkt möglich ist.
    ANREGUNGEN FÜR ELTERN
    • Der Umfang des Sprachtrainings mit Kindern ist entscheidend für die spätere Sprachfertigkeit und sollte frühzeitig beginnen. Je mehr Wörter ein Kind zu hören bekommt, desto größer wird sein Wortschatz sein - hier zählen vor allem Worte, die direkt an das Kind gerichtet werden. Dabei sollte man die Babys ansehen, damit sie auch die Lippenbewegungen genau beobachten können.
    • Sprachtraining bereits im Mutterleib ist wirkungslos.
    • Fernsehen ist kein angemessener sprachlicher Umgang - selbst Sendungen wie die »Sesamstraße« oder »Die Sendung mit der Maus« sind erst im Vorschulalter sinnvoll, um die Zusammenhänge dieser Welt genauer zu verstehen und die Fantasie der Kinder anzuregen. Ein Baby kann Sprache nur dann begreifen, wenn sie sich auf konkrete Personen und Gegenstände seiner alltäglichen Erfahrung bezieht.
    • Die Sprache, die wir an kleine Kinder richten, muss möglichst einfach, klar und im Tonfall positiv stimulierend sein: höherer Tonfall, melodische Sprechweise, langsames
Tempo mit klarer Aussprache. Allerdings ist ein übermäßiger Babytalk kontraproduktiv.

Weitere Kostenlose Bücher