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Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Schiebetür, nickte Laura zu, riss die Tür auf und teilte die Vorhänge. Ein seltsamer Anblick bot sich ihnen. Auf der linken Seite saßen Clara, Anita und Kommissar Baumann – er mit seiner Waffe im Anschlag – auf der rechten Schaffner Fabio Castelli und der magere kleine Kellner mit der gelblichen Gesichtshaut und dem dünnen Schnurrbart.
    «Da seid ihr ja endlich!», sagte Baumann. «Ich dachte schon, dass ich bis München so sitzen bleiben muss!»
    «Was machen die denn alle in diesem Abteil?», fragte Laura.
    «Na ja», erwiderte Baumann langsam. «Die wollten sich bedienen lassen, aber die Damen hatten was dagegen!»
    Clara und Anita bekreuzigten sich beinahe gleichzeitig.
     
    Die Grenzschutzbeamten kamen erst auf der deutschen Seite. Und Laura konnte es kaum fassen, dass sie es geschafft hatten. Jetzt ging alles seinen Gang: Sie und Baumann zeigten ihre Dienstausweise, murmelten etwas von Schleierfahndung. Castelli und der Kellner Alberto Brioni wurden zu Bertolucci in die erste Klasse gebracht. Baumann und ein Kollege vom Grenzschutz blieben bei ihnen, während Laura und Guerrini sich um die beiden Frauen kümmerten.
    Clara war außer sich, zitterte vor Wut! Doch gleichzeitig ging etwas Gebrochenes, tief Erschüttertes von ihr aus.
    «Ich weiß jetzt, was passiert! Die haben mit Transfer-Frauen gemacht, was wollten! Hatten Privatpuff! Ohne Bezahlung! Und wer gesagt, geht zur Polizei oder sagen Verbindungsleuten, die haben umgebracht!» Sie schluckte, hatte Tränen in den Augen.
    «Wir das kennen», murmelte sie.«Aber besonders schlimm, wenn glauben, dass in Sicherheit. Ist so   … wie keine Hoffnung. Alles ganz kalt und fremd.»
    «Ja», murmelte Laura, «kalt und fremd. Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Clara. Ich hätte beinahe dein Messer benutzt – aus genau den gleichen Gründen wie du!»
    Clara wischte sich die Tränen von den Wangen, tätschelte Lauras Arm.
    «Ist doch klar!», sagte sie. «Du auch Frau! Du wissen wie ist – egal ob Polizist oder Nutte! Wie lange dauert Fahrt denn noch?!»
    Laura sah auf die Uhr.
    «Wir sind in einer Viertelstunde in München. Eigentlich müsste euch eine Frau namens Petrovic abholen, aber ich weiß nicht, ob das diesmal klappt.»
    «Und was, wenn nicht?» Clara hatte noch nicht aufgegeben. «Ich nicht zurückgehen! Anita auch nicht! Kostet zu viel Kraft, Laura. Niemand hat so viel Kraft!»
    «Wir werden eine Lösung finden, Clara. Ich werde wirklich alles tun, damit ihr nicht abgeschoben werdet. Ihr habt Visa für Deutschland, England und Schweden. Irgendwie werden wir das schon hinkriegen!» Als Laura aufsah, begegnete sie Guerrinis Blick. Er betrachtete sie mit leicht gerunzelter Stirn und einem ungläubigen Lächeln.
    «Wie lange, glaubst du, wirst du deinen Job behalten?», fragte er leise.
    «Wenn du mich nicht verrätst, hoffentlich noch ziemlich lange!»
     
    Niemand erwartete Clara und Anita am Münchner Hauptbahnhof. Keine Spur von Dr.   Natali Petrovic oder einer anderen Person. Dafür wurden Bertolucci, Castelli und der Kellner von acht Polizeibeamten in Empfang genommen. Kommissar Baumann hatte mit seinem Handy für diese Begrüßung gesorgt.
    «Komm!», sagte Laura zu Guerrini. «Wir nehmen Clara und Anita auch mit ins Präsidium. Dann können sie keine Dummheiten machen!»
    Die beiden Frauen wollten nicht in ein Polizeiauto einsteigen. Laura und Guerrini mussten sie mit sanfter Gewalt hineindrängen.
    «Es geht um eure Sicherheit!», sagte Laura zum hundertsten Mal, doch die misstrauischen resignierten Augen der Frauen zeigten, dass sie niemandem mehr glaubten.
    Im Präsidium sorgte Laura für Kaffee und belegte Brötchen, brachte die beiden im Besucherzimmer unter, das mit bequemen Sesseln und Grünpflanzen, Zeitschriften und Aschenbechern nicht ganz so ungemütlich war wie die übrigen Räume.
    Allerdings stand ein junger Polizist vor der Tür, was Clara einen Schreckensschrei entlockte, als sie auf die Toilette gehen wollte.
    Laura und Guerrini hörten diesen Schrei nicht, denn sie waren bereits auf dem Weg zu den Festgenommenen, ließen sich einen nach dem anderen vorführen. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit sagte Bertolucci nicht viel, hörte sich die Beschuldigungen an, starrte auf seine Schuhe oder den Boden, bat um eine Zigarette, betastete den verkrusteten Riss an seiner Unterlippe. Nur einmal widersprach er kurz, als Laura ihm vorwarf, eine der Frauen aus dem Zug gestoßen zu haben.
    «Nein!», sagte er. «Sie ist

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