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Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Titel: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
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gleich, wie spannend dieses Ereignis ist, der Leser interessiert sich nicht sehr dafür, weil er nun sehen will, wie sich der Höhepunkt auf die Figuren auswirkt.

    Ein sich auflösender Konflikt ist oft notwendig, um die Prämisse zu beweisen und um dem Leser das Gefühl zu vermitteln, daß wirklich die ganze Geschichte erzählt wurde. Hier ist ein Beispiel:
        Scrooge war noch nicht weit gegangen, als er den stattlichen Herrn auf sich zukommen sah, der tags zuvor in seinem Kontor erschienen war und nach »Scrooge und Marley« gefragt hatte. Es gab ihm einen Stich ins Herz, als er bedachte, wie ihn dieser alte Herr wohl ansehen werde, wenn sie sich begegneten; aber er wußte, was für ein Weg vor ihm lag, und er schlug ihn ein.

        »Werter Herr«, sagte Scrooge, indem er seinen Schritt beschleunigte und den alten Herrn bei beiden Händen ergriff, »wie geht es Ihnen? Ich hoffe, Sie haben gestern Erfolg gehabt. Es - war sehr hübsch von Ihnen. Ich wünsche Ihnen fröhliche Weihnachten, Sir!«

    »Mr. Scrooge?«

        »Ja«, sagte Scrooge, »das ist mein Name, und ich fürchte, daß er Ihnen nicht angenehm klingt. Darf ich Sie bitten, mir zu verzeihen, und wollen Sie die Güte haben …« und jetzt flüsterte ihm Scrooge etwas ins Ohr.

        »Du lieber Gott!« rief der Herr, als ob ihm der Atem ausginge, »ist das wirklich Ihr Ernst, Mr. Scrooge?«

        »Allerdings«, sagte Scrooge, »keinen Heller weniger. Wissen Sie, es sind sehr viele Rückstände dabei. Wollen Sie die Freundlichkeit haben?«

        »Lieber Herr«, sagte der andere, indem er ihm die Hand drückte, »ich weiß gar nicht, was ich zu einer solchen Freigeb …»

        »Sagen Sie gar nichts, bitte«, fiel ihm Scrooge ins Wort, »aber besuchen Sie mich! Wollen Sie?« »Gewiß!« rief der alte Herr …

    Es gibt hier kein »Insistieren und Widerstreben« wie bei einem sich entwickelnden Konflikt. Denken Sie sich den sich auflösenden Konflikt als ein Zurückschrauben, eine Art Abrechnung, eine Aufräumaktion nach der Entscheidungsschlacht in einem langen Krieg.

        Dann gibt es noch Randkonflikte, die ebenso wie der zentrale Konflikt gelöst werden müssen. Sie können vor oder nach dem Höhepunkt des zentralen Konflikts gelöst werden.

        Der zentrale Konflikt könnte beispielsweise in Joes Bemühungen, einen Job zu kriegen, bestehen; ein wichtiger Randkonflikt könnte sich zwischen Joe und seiner Frau abspielen, die ihn im Verlauf der Geschichte verläßt. Das Ergebnis des Konflikts zwischen Joe und seiner Frau ist auf dem Höhepunkt, als Joe seinen neuen Job annimmt, eventuell noch nicht geklärt; die Frage, ob eine Versöhnung zwischen Joe und seiner Frau stattfindet, muß noch beantwortet werden. Dies könnte geschehen, indem man beispielsweise die Trennung endgültig macht, oder indem man das Paar sich glücklich versöhnen läßt, oder man könnte andeuten, daß die beiden wahrscheinlich später wieder zusammenkommen. So könnte sie sich beispielsweise von ihm zum Dinner einladen lassen. Irgend etwas in dieser Art würde anzeigen, wie der Konflikt wahrscheinlich gelöst wird, was oft genügt, um den Leser zufriedenzustellen. Wenn alle Fäden zu komplikationslos miteinander verknüpft werden, könnte der Leser den Verdacht haben, daß der Autor manipuliert.

        Manche Geschichten haben überhaupt keinen sich auflösenden Konflikt, weil alle Fragen im Augenblick des Höhepunkts geklärt sind. Der Spion der aus der Kälte kam endet auf diese Weise:

        Sie schienen zu zögern, bevor sie wieder schössen. Jemand brüllte einen Befehl, aber immer noch feuerte niemand. Schließlich gaben sie zwei oder drei Schüssen auf ihn ab. Er stand und starrte wie ein geblendeter Stier in der Arena um sich. Während er stürzte, sah Leamas zwischen großen Lastwagen ein kleines zerquetschtes Auto, aus dem ihm Kinder fröhlich durch die Scheibe zuwinkten.

    DIE DER FIGUR ZUGRUNDELIEGENDE PRÄMISSE
    BEWEISEN

    In einer Geschichte hat jede Hauptfigur ihr eigenes Schicksal. Deshalb liegt jeder Figur eine eigene Prämisse zugrunde. Wenn Sie in Ihrer Geschichte beweisen wollen, daß »eine große Lüge ins Verderben führt«, ist vielleicht eine Figur ein Lügner; aber das heißt noch nicht, daß alle Figuren Lügner sein müssen. Es bedeutet ganz einfach, daß eine Lüge ins Verderben führt.

        Michael Corleones beherrschende Leidenschaft im Paten ist die Liebe zu seiner Familie. Diese Liebe bringt

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