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Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Titel: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
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erzielt wird, wenn die Schlacht gewonnen wird, wenn der zum Tode Verurteilte stirbt. Obwohl der Höhepunkt der Augenblick ist, in dem der zentrale Konflikt beigelegt wird, beweist er nicht die Prämisse. Die Prämisse wird insgesamt durch die Einheit von Höhepunkt und Lösung bewiesen. Nehmen wir mal an, Sie haben sich entschlossen, eine Geschichte zu schreiben, und wollen darin die Prämisse »Rücksichtsloser Ehrgeiz führt zu Ruhm und Ehre« beweisen. Diese Prämisse weist, wie das laut Egri alle guten Prämissen tun sollten, auf drei Dinge hin: Figur, Konflikt und Lösung. Rücksichtsloser Ehrgeiz ist natürlich ein Charakterzug einer der Figuren, nämlich des Protagonisten. Sie wählen für ihn den Namen »Martin Crenshaw«. Wenn er Reichtum und Ruhm erringen soll, muß Martin Crenshaw in ein Umfeld gestellt werden, in dem er danach streben kann. Nehmen wir mal an, das wäre die Politik. Martin kandidiert für den Senat. Wenn er rücksichtslos ist, wird er alles dransetzen, um Senator zu werden. Wird er lügen? Na klar. Wird er betrügen? Darauf können Sie Gift nehmen. Wird er zum Mörder? Nun ja, vielleicht geht er nicht ganz so weit.

    Das Ziel Ihres Romans, der Höhepunkt, ist erreicht, wenn die Frage,
    ob Martin Senator wird, geklärt ist. Da Ihre Prämisse ist, daß rücksichtsloser Ehrgeiz zu Ruhm und Ehre führt, wissen Sie von Anfang an, daß er es schafft. Auf dem Weg dahin wird er Wahlurnen vollstopfen, Geschäftsleute kaufen, seine Hauptgegner verunglimpfen, Leitartikelschreiber bespitzeln lassen usw. Seine familiären Beziehungen werden auf die Zerreißprobe gestellt. Möglicherweise enterbt ihn seine Mutter. Der Druck nimmt zu, je näher der Tag der Wahl rückt. Endlich ist Wahlnacht, und wir zählen die Stimmen. Martin gewinnt! Die Auflösung besteht darin, daß wir sehen, wie sich Martin in seinem Ruhm sonnt und den Reichtum zum Greifen nahe hat, sich mit seiner Familie und seinen Gegnern aussöhnt und verspricht, der beste Senator zu werden, den dieser Staat jemals gehabt hat. Ihre Prämisse wird durch den Höhepunkt (den Augenblick, in dem er gewinnt) und die darauffolgende Lösung (die Versöhnungsorgie) bestätigt.

        Ihnen gefällt diese Geschichte nicht? Sie sagen, es wäre Ihnen lieber, wenn rücksichtsloser Ehrgeiz zu etwas anderem führte? Katastrophe? Tod? Erniedrigung? Okay. Wir wollen sehen, wie das funktioniert. Unsere neue Prämisse würde also lauten (wie bei Macbeth): »Rücksichtsloser Ehrgeiz führt zum Tod.«

    Martin ist rücksichtslos. Er will unbedingt Senator werden. Er lügt, betrügt, besticht usw. Seine Frau verläßt ihn. Seine Mutter enterbt ihn. Seine Kinder werden Kommunisten. Er weicht nicht von seinem Ziel ab. Nichts kann Martin zurückhalten. Am Abend vor der Wahl sagen die Meinungsumfragen, daß beide Kandidaten Kopf an Kopf liegen. Er kann die Vorstellung, daß er möglicherweise verliert, nicht ertragen. Er wird anden Rand des Wahnsinns getrieben, nimmt ein Gewehr und schießt am Morgen der Wahl aus einem Hinterhalt auf seinen Gegner. Die Kugel wird von einem Kugelschreiber in der Tasche seines Gegners abgelenkt, und er kommt mit ein paar leichten Kratzern davon. Dieses wundersame Ereignis begeistert die Wähler, die mit überwältigender Mehrheit für Martins Gegner stimmen. Martin ist völlig verzweifelt, betrinkt sich und gibt sich in diesem Zustand als der Mann zu erkennen, der auf seinen Gegner geschossen hat. Er wird des Mordversuchs beschuldigt und angesichts der bevorstehenden Demütigung und Gefängnisstrafe bringt er sich um. Das Ziel, auf das wir hingearbeitet haben, der Höhepunkt, ist in diesem Fall nicht die Wahl, sondern der Selbstmord. Dahin hat rücksichtsloser Ehrgeiz geführt.

    FORMEN DES SICH AUFLÖSENDEN KONFLIKTS

    Einen Konflikt, der nach dem Höhepunkt stattfindet, nachdem der zentrale Konflikt beigelegt wurde, bezeichnet man als »sich auflösenden Konflikt«.

        In einer Geschichte steigern sich die Konflikte und gewinnen an Intensität, es steht immer mehr auf dem Spiel und die Situation wird immer auswegloser bis hin zum Höhepunkt. Das ist der sich entwickelnde Konflikt. Dann - wumm! - der Höhepunkt. Die Konflikte, die nun folgen, sind nach einem genau entgegengesetzten Muster angelegt. Der Sturm läßt nach; die Intensität nimmt eher ab als zu.

        Ein Ereignis bildet eine »Antiklimax«, wenn es einen sich entwickelnden Konflikt enthält und stattfindet, nachdem der zentrale Konflikt beigelegt wurde. Ganz

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