Wie man einen verdammt guten Roman schreibt
Habgier und nicht Glück zur Zufriedenheit führt. Sie haben bereits, bevor Sie angefangen haben, beschlossen, daß die Prämisse eine ist, an die Sie glauben und die es zu bestätigen lohnt. Wenn Sie sie nicht bestätigt haben, müssen Sie noch einmal zurückgehen und einen Blick auf das Stufendiagramm werfen, sich die einzelnen Episoden anschauen und entscheiden, was verändert werden muß, damit die Geschichte die Prämisse auch bestätigt. Wenn Sie zu dem Schluß kommen, daß - so wie die Dinge sich entwickelt haben - es bei dieser Figur am Ende nicht Habgier, sondern Selbstaufopferung war, die zur Zufriedenheit führte, dann könnten Sie selbst in diesem späten Stadium eine Änderung Ihrer Prämisse in Betracht ziehen. Doch wenn Sie das tun, dann müssen Sie die Geschichte so umschreiben, daß sie die neue Prämisse bestätigt.
• Fragen Sie sich, ob Sie die Gefühle des Lesers angesprochen und ihm die Möglichkeit gegeben haben, sich mit einer Figur zu identifizieren. Gibt es irgendwelche Szenen, in denen eine sympathische Figur sich grausam, töricht oder doppelzüngig verhält und damit die Sympathie des Lesers verscherzt?
• Stehen die Figuren in Opposition zueinander? Agieren Sie immer auf dem Niveau ihrer Maximalkapazität? Bestehen sie in allen Situationen den »Würde er wirklich«-Test? Stecken sie so sicher in einem Schmelztiegel, daß sie dem Konflikt nicht ausweichen können? Sind sie von Leidenschaften beherrscht? Sind sie gut motiviert, zielstrebig und entschlossen? Haben Sie stereotype Figuren vermieden?
• Hauptfiguren sollten von einem Pol zum anderen wachsen. Tun Ihre das?
• Haben Sie Ihre Figuren mit sich entwickelnden Konflikten konfrontiert? Sind die Konflikte jemals statisch? Sind sie manchmal sprunghaft?
• Finden die Konflikte eine angemessene Lösung, so daß ein Gefühl von Vollständigkeit entsteht? Lassen Sie Ihre Leser mit dem Gefühl zurück, daß die ganze Geschichte erzählt wurde?
• Sind die Szenen und Episoden unterschiedlich; haben Sie Wiederholungen vermieden?
• Fängt die Geschichte an der richtigen Stelle an? Fangen Sie mit der Geschichte zu früh an, so daß es zu lange dauert, bis die Konflikte heftig werden? Oder fangen Sie zu spät an, so daß der Leser mitten in die heiße Phase eines sich entwickelnden Konflikts hineingeworfen wird, ohne die Chance zu haben, sich erst einmal mit den Figuren vertraut zu machen?
• Bauen die Ereignisse in Ihrer Geschichte aufeinander auf? Ist der Leser in der Lage, das A-B-C-D der Ereignisse deutlich nachvollziehen zu können?
• Ist der Höhepunkt revolutionär? Ist er zufriedenstellend? Enthalten Höhepunkt und Lösung eine Überraschung? Sind Höhepunkt und Lösung genutzt worden, um starke Gefühle zu mobilisieren?
• Gibt es poetische Gerechtigkeit oder Ironie? Wenn nicht, könnte es welche geben?
• Zeigt die Geschichte viele Facetten der Hauptfiguren? Werden verschiedene emotionale Zustände erkundet? Sind die Figuren am Ende vollkommen offengelegt?
• Gibt es Ereignisse, die eine Art »Antiklimax« darstellen? Wenn ja, streichen Sie sie.
• Fragen Sie sich, ob Sie die richtige Erzählersprache gewählt haben? Ist sie unangenehm? Moralisiert sie? Wäre es besser, die Geschichte aus einer anderen Perspektive zu erzählen?
• Sind alle Rückblenden unbedingt notwendig?
• Sind Sie Konflikten aus dem Weg gegangen, die man hätte ausbeuten sollen? Wurden alle wesentlichen Handlungen vollständig beschrieben?
• Werden die Konflikte - wenn möglich - symbolisch dargestellt, mit geeigneten Lebenssymbolen?
• Überprüfen Sie jede Szene. Findet in ihr eine Steigerung des Konflikts statt? Ist sie so spannend wie möglich? Wenn sie ohne nachteilige Wirkung gekürzt werden kann, sollte man sie kürzen.
• Überprüfen Sie jede Dialogzeile. Drückt sie einen Konflikt aus? Trägt sie zur Figurenbeschreibung bei? Treibt sie die Geschichte voran? Ist sie unverbraucht? Ist sie farbig? Handelt es sich um das Klügste, das die Figur sagen könnte?
• Ist das Geschriebene sinnlich, spricht es Geschmack, Geruch, Gehör, Gesicht, Gefühl und den sechsten Sinn, die Psyche, an? Bringen Sie dort, wo es möglich ist, humorvolle Stellen ein? Wird das Passiv benutzt, wo das Aktiv stehen sollte? Werden Prädikate mit »sein« verwendet, wenn aktive Verben sinnvoller wären? Ist der Text eher spezifizisch und konkret als generalisierend? Hat er zeitliche und substantielle Tiefe? Ist er eindringlich
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