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Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Titel: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
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einredet, Ihr höchst dürftiger, von Fehlern wimmelnder erster Entwurf sei bereits ein vollendetes Meisterwerk.

    Eine literarische Gruppe ist schnell ermittelt. Fragen Sie den Leiter, ob er Joyce’ Finnegan’s Wake mag. Wenn er mehr als die ersten drei Absätze gelesen hat, dann wissen Sie, Sie sind in einer literarischen Gruppe. Diese Art Gruppe wird Ihre Arbeit lesen und sie mit den Werken der Weltliteratur vergleichen. Man wird Dinge sagen wie: »Oh, Sie sollten Smirnoffs Bekenntnisse einer Verrückten lesen.« Sie werden dort mehr über Existentialismus, die Imagisten und über Freudsche Symbole erfahren, als Sie jemals für möglich gehalten hätten. Literarische Gruppen tischen Brie und Weißwein (den aus Flaschen mit Korken, nie aus Flaschen mit Schraubverschluß) auf. Käse und Wein sind oft sehr gut. Die Kritik ist durch die Bank sehr schlecht. Es wird Ihnen kein bißchen weiterhelfen zu wissen, daß Sie wie Betty McFauncy schreiben. Die Art von Schriftstellern, die Sie hier treffen, wird »experimentelle« Prosa schreiben. Warum sie experimentieren und um was es genau bei diesem Experiment geht, werden die meisten von ihnen nicht wissen.

        Die destruktiven Gruppen sind die einzigen, die wirklich etwas bringen. Wenn Sie zum ersten Mal zu einer destruktiven Gruppe gehen, werden Sie glauben, Sie seien bei einer neuen Art von Psychotherapie gelandet, bei der es darum geht, das Selbstbewußtsein des Autors zu zerstören. Sie werden Dinge hören wie: »Nun mach schon, möbel sie auf, deine Figuren benehmen sich wie ein Haufen von Schlappschwänzen. Diese Typen sollen Marines sein, keine Friseure!« Das ist destruktive Kritik, so wie sie sein sollte. In manchen Workshops sind Angriffe auf die Person des Autors erlaubt. Dort werden Sie Dinge hören wie: »Du schreibst so einen lahmen Scheiß, weil du nur eine Hausfrau bist. Sieh dich erst mal in der Welt um!« Oder: »Das liest sich, als ob es von einem Republikaner geschrieben wäre«, usw. Die meisten destruktiven Literaturgruppen beschränken ihre Kritik jedoch auf den Text. Sie haben viel Spaß daran, Ihre kostbare Prosa durch den Wolf zu drehen. Das ist gut so. Das ist hart einzustecken, doch Stahl macht man nicht in einer warmen Badewanne, man macht ihn im Hochofen.

        Okay, erst werden Sie sauer sein. Vielleicht sind Sie traurig. Oder betrinken sich. Schlagen mit dem Kopf gegen die Wand. Doch wenn Sie vernünftig sind, werden Sie sich schließlich hinsetzen, die Kritikpunkte ordnen und sich anfangen zu fragen, was die anderen sehen und Sie nicht.

    Sie müssen jedoch vorsichtig sein. Kritiker versuchen häufig, einen Autor dazu zu bringen, das Buch zu schreiben, das sie selbst gern schreiben würden. Seien Sie sicher, daß das, was Sie überarbeiten, Ihr Buch ist, und nicht das eines anderen. Stellen Sie sich die Frage, wie Sie es umschreiben können, indem Sie auf Ihre Kritiker eingehen, ohne IhrePrämisse zu ändern. Wenn Sie eine Liebestragödie schreiben, lassen Sie sich von Ihren Kritikern nicht zu einem Happy-End überreden. Vergewissern Sie sich, daß ein Konsens innerhalb der Gruppe besteht. Lassen Sie sich nicht von ein oder zwei wortgewaltigen Mitgliedern einreden, Sie müßten umschreiben, obwohl Sie es nicht für nötig halten. Fragen Sie die anderen nach ihrer Meinung. Wenn die meisten Ihrer Kritiker einer Meinung sind, dann müssen Sie wahrscheinlich umschreiben.

        Dann warten Sie ein paar Tage, denken über die Kritik nach und überlegen sich, wie Sie beim Umschreiben vorgehen könnten. Sprechen Sie mit Ihren Kritikern darüber. Dann machen Sie sich an die Arbeit. Ändern Sie erbarmungslos, was geändert werden muß, doch ändern Sie kein Wort, wenn Sie nicht fest davon überzeugt sind, daß Sie damit das Manuskript verbessern.

    WIE MAN OHNE EINE GUTE GRUPPE
    ZURECHTKOMMT

    Wenn Sie nun keine destruktive Gruppe finden und weder Energie noch Lust haben, selber eine zu gründen? Dann müssen Sie Ihr eigener Kritiker werden und Ihre Freunde bitten, Ihnen zu helfen.

        Eine Möglichkeit, die Wahrheit aus Ihren Freunden herauszuholen, so sehr sie damit auch hinterm Berg halten, besteht darin, ihnen zu sagen, das Manuskript habe jemand anders geschrieben. Sagen Sie ihnen, Sie hätten sich bereit erklärt, es für einen guten Freund zu kritisieren, doch Sie wüßten einfach nicht, was Sie sagen sollten. Sie brauchten Hilfe. Das befreit Ihre Freunde von der moralischen Last, freundlich zu sein. Wenn sie glauben, das

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