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Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Titel: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
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und Schwächen seines Manuskripts kennt, wird es nicht möglich sein, aus einem Entwurf eine fertige Arbeit zu machen. Aber warum ist das so schwer?

    Das hängt damit zusammen, wie der menschliche Verstand arbeitet. Wenn Sie die Arbeit eines anderen lesen, erkennen Sie mühelos die Fehler, Irrtümer und schwachen Stellen, unzureichende Charakterbeschreibungen, fehlerhafte Metaphern usw. Wenn eine Figur nicht gut motiviert ist, können Sie das sofort spüren im Buch eines anderen. Sie können sagen, an welcher Stelle Sie vor Langeweile umkommen - wenn Sie das Buch eines anderen lesen. Klischees sind in den Bücher aller anderen reichlich vorhanden, doch bleiben sie Ihnen in Ihrem Buch für immer verborgen. Und wenn Sie viel Talent haben, selbst wenn Sie ein echtes Genie sind, wird alles nur noch schwieriger. Warum ist das so? Das weiß allein der Herr des Universums, der uns geschaffen hat, aber es stimmt.
        Es ist jedoch nicht nur Blindheit den Problemen gegenüber, womit Sie zu kämpfen haben, wenn Sie Ihre eigene Arbeit zu bewerten versuchen. Ihre Figuren werden Ihnen automatisch am Herzen liegen, eben weil Sie sie geschaffen haben. Ihrem Leser geht das möglicherweise nicht so. Vor Ihrem geistigen Auge werden Ihre Figuren als vollständig und einmalig erscheinen. Bei Ihrem Leser ist das vielleicht anders. Sie werden leiden, wenn Ihre Figuren leiden, weinen, wenn ihre Liebesbeziehungen zerbrechen, trauern, wenn sie sterben. Ihrem Leser entlockt das eventuell nur ein müdes Gähnen.

        Um einen Roman erfolgreich zu Ende zu bringen, müssen Sie lernen, Ihre Arbeit objektiv zu betrachten. Sie müssen lernen zu sehen, was Ihre Kritiker sehen. Dann müssen Sie in der Lage sein, das, was Sie geschrieben haben, zu verändern, um es ausdrucksvoller zu machen. Das kann bedeuten, daß Sie einige Ihrer Lieblingsszenen kürzen oder wegstreichen müssen, oder den Plot, die Figuren, den Stil, den Ton, die Aktionsart oder das Tempus ändern müssen. Alles, was getan werden muß, sollte zunächst mutig angegangen, dann von neuem erwogen und schließlich umgeschrieben werden.

    O weh, werden Sie sagen.

    Richtig.

    Wenn Sie den ersten Entwurf Ihres Romans beendet haben und ihn Ihrer Mutter geben, wird sie begeistert sein. Ebenso Onkel Harry. Ihren Freunden wird er gefallen, und man wird Sie aufziehen mit den Millionen, die Sie verdienen werden. Doch ein paar von ihnen werden Ihnen vielleicht ganz offen sagen: »Nun, ehrlich gesagt, ich finde das Ganze ist ein bißchen - ich weiß nicht - irgendwie langweilig an einigen Stellen.« Wenn Sie versuchen, sie festzunageln, zucken sie mit den Schultern. Ihnen wird ein bißchen flau im Magen, weil Sie denken, daß diese Leute vielleicht recht haben. Okay, sagen Sie sich, es ist ein bißchen langweilig an einigen Stellen. Aber an welchen Stellen? Und was kann ich dagegen tun? Zunächst einmal brauchen Sie ein klares und objektives Urteil über das, was Sie vorliegen haben. Sie müssen wissen, ob die Effekte, die sie erzielen wollen, überhaupt funktionieren.

        Eine Möglichkeit, das herauszufinden, besteht darin, eine Gruppe von Autoren ausfindig zu machen und die nach ihrer Meinung zu fragen.

    AUTORENGRUPPEN UND WIE MAN DAMIT
    UMGEHT

    Autorengruppen werden Sie überall finden. Autoren suchen immer die Gesellschaft anderer Autoren. Das gehört zu ihrem Naturell. Es gibt im wesenlichen drei Arten von Autorengruppen: enthusiastische, literarische und destruktive.

        Bei einer enthusiastischen Gruppe macht es Spaß dazuzugehören. Jedesmal, wenn jemand eine Arbeit vorliest, hört sich die Kritik ungefähr so an: »Das Bild von der Blume, die durch den Swimmingpool hindurch wächst, fand ich einfach genial. Ich habe alle deine Figuren mehr geliebt als meine eigene Mutter. Ach ja, und die grüne Schildkröte auf der Krawatte war eine wunderbare Grundmetapher.«

        Bei dieser Art Gruppe gibt es oft Kaffee und Kuchen und man trifft sich hin und wieder zu einem Fondue. Nachdem Ihre Arbeit vorgelesen und besprochen wurde, werden Sie mit dem Gefühl nach Hause gehen, Sie seien reif für den Nobelpreis. Es ist einfach wunderbar. Leider hat diese Art von Gruppe mehr Autoren ruiniert als der McCarthy-Ausschuß. Bleiben Sie zum Kuchen, brin-gen Sie Mixed Pickles zum Fondue mit, doch lassen Sie diese Leute Ihre Arbeit nicht lesen, auch wenn sie Sie dafür bezahlen. Schmeicheleien nützen Ihnen überhaupt nichts. Es zerstört lediglich Ihre Motivation, wenn man Ihnen

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