Wie man einen verdammt guten Roman schreibt
Manuskript stamme von einem anderen, dann können sie sagen, was sie denken, ohne sich schuldig zu fühlen.
Unabhängig davon, ob Sie Ihren Lesern nun erzählt haben, daß das Manuskript von Ihnen stammt, versuchen Sie sie bei jeder negativen Äußerung festzunageln, was genau ihnen nicht gefallen hat - die Figuren, die Situation, das Tempo (zu langsam, zu schnell), mangelnde Klarheit usw. Stellen Sie sie in den Zeugenstand und nehmen Sie sie derart ins Kreuzverhör, daß Perry Mason vor Neid erblaßte. Sagen Sie nie zu jemandem, der Sie kritisiert, daß Sie anderer Meinung sind. Lassen Sie Ihre Kritiker ihr Teil sagen. Verteidigen Sie niemals Ihre Arbeit; das ist sinnlos und wird nur dazu führen, daß die Kritik beim nächsten Mal zurückhaltender ausfällt. Haben Sie bei der Überarbeitung Ihres Romans keine Skrupel, Kritik zu ignorieren, wenn Sie nicht damit übereinstimmen. Sie sind der Chef, es ist Ihr Roman.
Sie holen mehr aus Ihren Kritikern heraus, wenn Sie ihnen eine Liste von Punkten geben und sie bitten, Ihre Geschichte danach einzustufen, welche dieser Punkte ihrer Meinung nach »professionell gehandhabt« wurden. Die Liste könnte Dinge wie Plot, Charakterbeschreibungen, Sprachgebrauch usw. umfassen. Bitten Sie Ihre Kritiker, sich Mühe zu geben und nichts auszulassen. Wenn bei sechs oder sieben von zehn die gleichen Dinge ziemlich weit oben rangieren, dann wissen Sie, was Sie gut gemacht haben. Die Bereiche, die am niedrigsten eingestuft werden, sind die, mit denen Sie sich noch einmal beschäftigen müssen.
Ein weiteres gutes Diagnoseinstrument besteht darin, jede Szene Ihres Romans nach ihrem Interessantheitsgrad einstufen zu lassen. Lassen Sie sich von Ihren Lesern eine Note zwischen eins und zehn für jede Szene geben. Mittelmäßiges Interesse wäre dann eine Fünf, total gelangweilt eine Eins und total gefesselt eine Zehn. Wenn alle Ihre Leser dieselben Kapitel oder Abschnitte beispielsweise mit weniger als Sechs kennzeichnen, dann wissen Sie, wo Sie Ihrem Buch mehr Pep geben müssen.
Sie könnten auch eine Meinungsumfrage unter Ihren Lesern veranstalten, nachdem sie das Buch zu Ende gelesen haben. Bitten Sie sie, ihre Lieblingsfigur zu bestimmen, die Figur, die sie am wenigsten mögen, die beste Szene, die schlechteste Szene usw. Sie können sie auch bitten, Ihnen die Geschichte nachzuerzählen; was dabei ausgelassen wird, sind meistens die Stellen, an denen Sie Ihre Leser zum Einschlafen gebracht haben.
Der potentiell beste Analytiker Ihrer Geschichte sind immer noch Sie selbst. Selbstanalyse ist eine erlernbare Fähigkeit. Mit etwas Übungkönnen Sie es darin zum Meister bringen. Weil es zum künstlerischen Schaffen dazugehört, fangen Sie am besten gleich damit an. Lesen Sie Ihr Manuskript noch einmal. Tun Sie so, als ob jemand anders es geschrieben hätte. Tun Sie so, als ob es ein kranker Patient wäre und Sie der Arzt, der das Übel diagnostiziert. Eine nützliche Methode besteht darin, Ihren Roman auf Band zu sprechen und ihn dann wieder abzuspielen. Ihn zu hören statt ihn zu lesen, wird Ihre Wahrnehmung verändern und eventuell Fehler aufdecken. Sie könnten auch versuchen, den Inhalt Ihres Romans einem Freund von Anfang bis Ende zu erzählen. Was Sie auslassen, und wo Sie ins Stocken geraten, gibt einen Hinweis darauf, wo die Schwächen liegen.
Es ist leichter, objektiv zu sein, wenn Sie Ihr Manuskript einige Zeit beiseite legen, bevor Sie anfangen, es zu analysieren. Drei oder vier Monate wären nicht zu lang. Einige Autoren warten ein ganzes Jahr. In der Zwischenzeit können Sie an einem anderen Manuskript arbeiten.
Das Wichtigste beim Überarbeiten ist Ihre Einstellung. Wenn Sie überarbeiten, müssen Sie absolut unbarmherzig im Hinblick auf Kürzungen, Streichungen und Veränderungen sein. Und während Sie jede einzelne Szene untersuchen, denken Sie an den wichtigsten Grundsatz beim Überarbeiten: wenn Sie den Verdacht ha-ben, etwas sei schlecht, dann ist es das auch.
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FÜR SCHRITT SELBST
Die erste Frage, die Sie sich stellen müssen, ist, ob Sie Ihre Prämisse bewiesen haben. Wenn Sie zeigen wollten, daß »Habgier zur Zufriedenheit führt«, fragen Sie sich, ob Ihnen das wirklich gelungen ist, oder ob in Ihrer Geschichte etwas anderes zur Zufriedenheit führt? Glück zum Beispiel. Wenn es Glück und nicht Habgier ist, müssen Sie Ihr Manuskript umschreiben, so daß tatsächlich
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