Wie man Freunde gewinnt
verhängnisvollen Niederlage zur nächsten geführt. Unzählige Menschen waren vollkommen sinn- und zwecklos hingeschlachtet worden. Das ganze Volk war darüber entsetzt. Tausende von Soldaten waren desertiert, und selbst die republikanischen Mitglieder des Senats lehnten sich auf und wollten Lincoln zwingen, sein Amt niederzulegen.
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«Wir sind am Rande der Vernichtung», klagte Lincoln. «Es scheint, daß selbst der Allmächtige sich gegen uns gewendet hat.
Ich sehe kaum mehr einen Hoffnungsschimmer.» Bitteres Leid und wüstes Chaos herrschten, als dieser Brief geschrieben wurde.
Ich führe ihn hier an, weil er zeigt, wie Lincoln versucht hat, einen eigensinnigen General, von dessen Haltung das Schicksal der ganzen Nation abhängen konnte, zur Vernunft zu bringen.
Es handelt sich dabei um den vielleicht schärfsten Brief, den Lincoln jemals geschrieben hat, nachdem er Präsident geworden war. Trotzdem werden Sie feststellen, daß er General Hooker zuerst lobt, ehe er auf seine verhängnisvollen Fehler zu sprechen kommt.
Es waren in der Tat verhängnisvolle Fehler, die der General begangen hatte, aber Lincoln bezeichnet sie nicht als solche.
Konservativ und diplomatisch, wie er war, schreibt er: «Es gibt einige Punkte, in welchen ich mit Ihnen nicht ganz zufrieden bin.»
So etwas nennt man Takt und Diplomatie!
Dieser Brief an General Hooker hat folgenden Wortlaut:
«Als ich Ihnen das Kommando über die Potomac-Armee übertrug, tat ich es nach reiflicher Überlegung und mit guten Gründen. Dennoch gibt es einige Punkte, in welchen ich mit Ihnen nicht ganz zufrieden bin. Ich bin überzeugt, daß Sie ein mutiger und geschickter Feldherr sind. Ich bin auch überzeugt, daß Sie Beruf und Politik auseinanderhalten und das ist richtig.
Sie haben Vertrauen zu sich selbst. Diese Eigenschaft ist wertvoll, um nicht zu sagen unerläßlich. Sie sind ehrgeizig, doch ich bin der Meinung, daß Ehrgeiz innerhalb vernünftiger Grenzen eher nützlich ist als schädlich. Es scheint mir allerdings, daß Sie sich während General Burnsides Kommando über die Armee von Ihrem Ehrgeiz dazu hinreißen ließen, soviel wie möglich gegen ihn zu arbeiten, wodurch Sie dem Land und
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einem seiner verdienstvollsten und integersten Offiziere großen Schaden zugefügt haben.
Ich habe aus glaubwürdiger Quelle erfahren, daß Sie kürzlich erklärt haben, sowohl die Regierung wie die Armee hätten einen Diktator nötig. Ich brauche wohl nicht zu betonen, daß ich Ihnen das Kommando nicht wegen, sondern trotz Ihrer persönlichen Ansichten übertragen habe. Es gelingt in der Regel nur erfolgreichen Generälen, sich zu Diktatoren aufzuschwingen.
Erfolg als Feldherr ist genau das, was ich jetzt von Ihnen erwarte, selbst auf das Risiko einer zukünftigen Diktatur hin.
Die Regierung wird Sie nach besten Kräften unterstützen, wie sie das bei allen Heerführern getan hat und auch weiterhin tun wird. Ich fürchte nur, daß sich die von Ihnen geschürte ablehnende und mißtrauische Haltung der Truppe gegenüber ihrem Kommandanten nun gegen Ihre eigene Person richten wird, doch ich werde Ihnen nach Möglichkeit helfen, dagegen anzukommen.
Überstürzen Sie nichts, denn nicht einmal Napoleon, falls er noch lebte, könnte eine Armee zum Sieg führen, unter deren Männern eine so negative Kampfmoral herrscht. Hüten Sie sich deshalb vor vorschnellem Handeln, aber gehen Sie tatkräftig und mit unermüdlicher Wachsamkeit vor und - siegen Sie!»
Wir sind weder ein Coolidge noch ein McKinley oder Lincoln. Uns interessiert einzig, ob diese Philosophie auch im täglichen Geschäftsleben zweckdienlich ist. Nehmen wir als Beweis dafür den Fall von W. Gaw. W. Gaw arbeitete bei einer Baufirma in Philadelphia.
Seine Firma hatte sich vertraglich verpflichtet, bis zu einem bestimmten Termin ein großes Geschäftshaus in Philadelphia fertigzustellen. Alles wickelte sich programmgemäß ab, und das Gebäude stand kurz vor der Vollendung, als plötzlich von der Gießerei, welche die Bronzeornamente für die Fassade in Auftrag hatte, die Mitteilung eintraf, diese Ornamente könnten
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leider nicht bis zum gewünschten Datum geliefert werden. Was nun? Die Fertigstellung des Baus war in Frage gestellt!
Konventionalstrafen und schwere finanzielle Verluste drohten!
Und alles nur wegen eines einzigen Lieferanten!
Es gab Ferngespräche, Diskussionen und hitzige
Auseinandersetzungen. Der Erfolg war gleich Null. Schließlich wurde W. Gaw nach New
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