Wie man im digitalen Zeitalter richtig aufblueht
stetigen Integration menschlich-digitaler Interaktionen. Seit den Siebzigern sind unsere Geräte immer leistungsstärker geworden, immer stärker miteinander vernetzt und immer leichter zu bedienen. Die heutigen PCs sind hunderttausendfach leistungsfähiger als die erste Heimcomputer-Generation, zigmal billiger und unermesslich viel leichter zu bedienen.
Wichtiger als die Leistung ist jedoch die Erfahrung, die diese Maschinen ermöglichen. In dieser Hinsicht steht die große Revolution noch bevor. An die Stelle der Computernutzung im herkömmlichen Sinne – eines Desktops zu Hause oder eines Laptops, den man in einer Tasche mit sich herumträgt – tritt zunehmend etwas anderes: das Smartphone oder der Tablet, die man jederzeit anschalten kann, um ins Internet zu gehen.
Meiner Ansicht nach bewegen wir uns von einer nur »persönlichen« Computernutzung hin zu etwas, das man als »intime Computernutzung« bezeichnen könnte, eine vollkommen neue Stufe der Verschmelzung digitaler Technologien mit unserem Leben. In Cafés und Wohnzimmern werden persönliche digitale Geräte so liebevoll und häufig gebraucht, dass man fast meinen könnte, die Benutzer sähen darin einen Partner oder ein Haustier. Für die Generation der »Digital Natives« ist das Mobiltelefon oft das Erste, was sie morgens nach dem Aufwachen berühren, und abends vor dem Zubettgehen das Letzte.
2.
Jede Technologie verändert uns durch unseren Umgang mit ihr: »Wir formen unsere Werkzeuge, und anschließend formen uns unsere Werkzeuge«, brachte es der kanadische Medientheorie-Pionier Marshall McLuhan auf den Punkt. Von den Anfängen des Ackerbaus bis hin zum Kühlschrank entbanden uns Technologien von der Notwendigkeit des täglichen Jagens und Sammelns, so dass wir Städte bauen und Zivilisationen gründen konnten. Transporttechnologien veränderten unseren Bezug zu Raum und Zeit, indem sie unsere Mobilität erhöhten. Wir sind technologische Geschöpfe. Es liegt in unserer Natur, uns selbst und unsere Welt zu verbessern, uns anzupassen und unseren Horizont zu erweitern.
Seit der Erfindung der Schrift vor 5000 Jahren hat sich die Welt durch »intellektuelle Technologien« verändert, wie sie der amerikanische Soziologe Daniel Bell nannte: Technologien, die es uns gestatten, unseren Geist ebenso zu erweitern, wie Waffen und Kleidung die Möglichkeiten unseres Körpers erweitern. Angefangen von Landkarten bis hin zu Kinofilmen stellen wir Werkzeuge her, die unser Verständnis der Welt, unsere Lern- und Kommunikationsfähigkeiten verbessern und es uns ermöglichen, unser Wissen und unsere Gedanken weiterzugeben.
Dank Technologien wie der Schrift können wir seit Jahrtausenden unseren Geist erweitern.
( Datenwolke © Jeffrey Coolidge / Getty Images)
Selbst unter solchen Technologien sind Computer einzigartig. Bereits in den dreißiger Jahren hatte Alan Turing die Vision einer Universalmaschine, die jede lösbare Funktion errechnen könnte. Der Computer ist das erste echte Universalmedium, ein Mechanismus von beinahe grenzenloser Flexibilität.
Von Worten bis hin zu Filmbildern kann ein Computer sämtliche anderen Medien simulieren. Mit der richtigen Software kann er Musik, Videos, Bilder und Texte beliebig reproduzieren – und kann diese zu einem Bruchteil dessen, was solche Vorgänge einst gekostet haben, senden und empfangen. Zum ersten Mal in der Geschichte kann ein einziges integriertes System all unsere medialen und kommunikativen Bedürfnisse befriedigen – sprich: alle intellektuellen Technologien in unserem Leben vereinen.
Wenn ich will, kann ich immer noch ins Kino gehen und mir einen Film ansehen, genauso, wie ich Fernsehsender »durchzappen«, ein Buch zur Hand nehmen oder mir auf meinem CD-Spieler eine CD anhören kann. In jedem dieser Fälle jedoch sind diese Handlungen nicht mehr unbedingt notwendig. Da ich ein mit dem Internet verbundenes Gerät besitze, steht mir mit einem Mausklick ein ganzes Universum aus Klängen, Worten und Bildern zur Verfügung. Ob zu Hause oder unterwegs, kann ich von der letzten Folge von CSI: Miami über Moby Dick bis hin zu endlosen Homevideos von Katzen alles aufrufen. Daneben habe ich von Spielen bis zum Online-Shopping Zugang zu interaktiven Diensten, die kein anderes Medium jemals bieten könnte. Dank dieser Technologie üben wir wie nie zuvor die Kontrolle über unser Leben aus. Und dieser Kontrolle liegen die gewichtslosen, unendlich reproduzierbaren Strukturen der Informationen selbst
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