Wie man mit einem Lachs verreist
im
ölverseuchten Meer erhöht das Ansteckungsrisiko, denn die ölhaltigen Teerklumpen transportieren Reste vom Speichel anderer Leute, die sie zuvor geschluckt und wieder
ausgespuckt haben. Wer mehr als achtzig Gauloises pro Tag raucht, berührt das mundnahe Stück der Zigarette mit Fingern, die zuvor anderes berührt haben, und so gelangen Keime in die Atemwege. Vermeiden Sie Arbeitslosigkeit, sonst kauen Sie den ganzen Tag lang auf den Nägeln herum. Passen Sie auf, daß Sie nicht von sardischen Hirten oder Terroristen entführt werden, denn die Entführer benutzen gewöhnlich ein und
dieselbe Kapuze für mehrere Entführte. Nicht im Zug die Strecke Bologna-Florenz fahren, da bei einer Bombenexplosion Organteile mit enormer Geschwindigkeit umherfliegen und es in solchen Momenten schwierig ist, sich davor zu schützen.
Meiden sollte man auch die Atombombentestgebiete: Beim
Anblick eines Atompilzes neigt man dazu, sich die Hände an den Mund zu führen (ohne sie vorher gewaschen zu haben!) und »Mein Gott!« zu murmeln.
Hochgradig gefährdete Risikogruppen sind auch die
Sterbenden, die das Kruzifix küssen; ebenso die zum Tode Verurteilten (sofern die Schneide der Guillotine nicht vor Gebrauch gut desinfiziert worden ist) und die Kinder in Waisenhäusern, die von der bösen Ordensschwester
gezwungen werden, den Fußboden zu lecken, nachdem sie mit einem Fuß an die Pritsche gefesselt worden sind.
Bewohner der dritten Welt
In höchstem Grade gefährdet sind die Rothäute: Das
Weiterreichen des Kalumets von Mund zu Mund hat bekanntlich zum Aussterben der indianischen Nation geführt. Die Bewohner des Vorderen Orients und die Afghanen sind dem
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Gelecktwerden durch Kamele ausgesetzt, man sehe nur die hohe Sterblichkeitsrate im Iran und Irak. Ein »Verschwundener«
in Lateinamerika riskiert viel, wenn sein Folterer ihm ins Gesicht spuckt. Kambodschaner und Bewohner libanesischer Lager
sollten das Blutbad vermeiden, neun von zehn Ärzten raten davon ab (der zehnte, der toleranteste, ist Dr. Mengele).
Die Schwarzen in Südafrika sind Infektionen ausgesetzt, wenn die Weißen sie verächtlich ansehen und dazu ein Geräusch mit dem Mund ausstoßen, der Speichel verbreitet. Die politischen Gefangenen aller Hautfarben sollten sorgfältig vermeiden, daß der verhörende Polizist ihnen mit der Faust in die Zähne schlägt, nachdem er zuvor das Zahnfleisch eines anderen Verhörten berührt hat. Die unter endemischer Hungersnot leidenden Bevölkerungen sollten nicht zu oft schlucken, um das Nagen des Hungers abzumildern, da der Speichel, der mit dem Gifthauch der Umwelt in Berührung gekommen ist, leicht die Darmwege infizieren kann.
Um diese Kampagne für eine Erziehung zu besserer Hygiene sollten sich die Behörden und die Presse kümmern, anstatt sich über andere Probleme zu erregen, deren Lösung getrost auf später verschoben werden kann.
(1985)
Wie man mit einem Lachs verreist
Glaubt man den Zeitungen, sind es zwei Probleme, die unsere Epoche bedrohen: die Invasion der Computer und der
besorgniserregende Vormarsch der dritten Welt. Es stimmt, ich kann es bezeugen.
Meine letzte Reise war kurz: ein Tag in Stockholm und drei Tage in London. In Stockholm blieb mir genügend Zeit, einen geräucherten Lachs zu kaufen, ein Riesending zu einem
Spottpreis. Er war akkurat in Plastik verpackt, aber man sagte mir, wenn ich auf Reisen sei, täte ich gut daran, ihn zu kühlen.
Leicht gesagt.
In London hatte mir mein Verleger zum Glück ein Zimmer in einem Luxushotel reservieren lassen, also eins mit
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Kühlschrank. Bei der Ankunft hatte ich den Eindruck, in eine ausländische Botschaft während des Boxeraufstands in Peking geraten zu sein.
Familien, die in der Halle kampierten, Reisende in Decken auf ihrem Gepäck ... Ich fragte das Personal, lauter Inder und ein paar Malayen. Sie sagten mir, das Hotel habe just am Vortag ein Computersystem installiert, das aufgrund von
Anfangsschwierigkeiten seit zwei Stunden ausgefallen sei. Man könne leider nicht feststellen, welche Zimmer frei und welche belegt seien. Ich müsse warten.
Gegen Abend war der Computer repariert, und ich bekam mein Zimmer. Sofort holte ich den Lachs aus dem Koffer und suchte den Kühlschrank.
Gewöhnlich enthalten die Kühlschränke in Hotelzimmern zwei Flaschen Bier, zwei Flaschen Mineralwasser, ein paar
Minifläschchen Spirituosen, ein paar Fruchtsäfte und zwei Erdnußpäckchen.
Der, den ich vorfand, war ein Riesending und
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