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Wie man mit einem Lachs verreist

Wie man mit einem Lachs verreist

Titel: Wie man mit einem Lachs verreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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besser als ich, wie groß noch immer das Ansehen des sogenannten
    »Zitronengürtels« ist. Wir sind der Tatsache eingedenk, daß wir in einer Technologie der Zitronensäure wurzeln.
    In tiefster Ergebenheit
    Giovanni Pautasso
    Referent für Öffentlichkeitsarbeit
    Seiner Exzellenz des Präsidenten
    der Intergalaktischen Föderation
    Vom Palast in La Turbie, Mittelmeer
    Geheimbericht
    nur für den Präsidenten der Föderation Vom Dienst für die Koordinierung der Geheimdienste, Rom In Anbetracht dessen, daß die Existenzbedingung eines Dienstes, der die Aktivitäten gegeneinander arbeitender Geheimdienste koordiniert, die absolute Geheimhaltung seiner Informationen ist, hat dieser Dienst nur mit einem gewissen Zögern der Anordnung Eurer Exzellenz, die Position des Agenten Wwwsp Gggrs zu klären, Folge geleistet. Dieses Geheimhaltungsprinzip wird von uns so streng eingehalten, daß wir, um ein Nach-außen-Dringen von
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    Informationen zu verhindern, versuchen, nicht auf dem
    laufenden über das zu sein, was die von uns kontrollierten Dienste tun. Wenn wir uns zuweilen erlauben, über irgendein Ereignis auf dem laufenden zu sein, so hat das nur den Zweck, unsere siebenundzwanzigtausend Mitarbeiter zu trainieren, gemäß der Theorie vom Institutionalisierten Leerlauf, die ja auch der Existenz der Intergalaktischen Streitkräfte zugrunde liegt.
    Um jedoch die Position des Agenten Wwwsp Gggrs, eines
    miniaturisierten Zweischalers von Cassiopeia, zu verstehen, muß man sich die Situation der siebenunddreißig
    Geheimdienste der Föderierten Galaxien vergegenwärtigen. Ich erläutere sie Eurer Exzellenz im Ausgang von dem Grundsatz, daß dann, wenn diese Dienste ausgezeichnet funktioniert haben und unser Koordinationsdienst seiner Aufgabe der
    Kontrollierten Desinformation gerecht geworden ist, die Regierung keinerlei Informationen über sie erhalten haben darf.
    Wie Eure Exzellenz weiß, haben die Föderierten Galaxien mit dem Problem zu kämpfen, eine sozusagen zum ewigen Frieden verurteilte staatliche Einheit ohne Grenzen und deshalb ohne mögliche Feinde zu sein. Diese Situation hat die Aufstellung einer Streitmacht zweifellos erschwert, ohne daß indessen die Galaxien hätten darauf verzichten können, eine zu haben -
    denn sonst hätten sie eines der Hauptvorrechte eines
    souveränen Staates verloren. Man sah sich deshalb
    gezwungen, auf die grandiose Theorie vom Institutionalisierten Leerlauf zurückzugreifen, die es einem Heer von
    unvorstellbarer Größe erlaubt, sich ausschließlich mit seiner eigenen Erhaltung zu beschäftigen - und durch die Einrichtung des Kriegs-Potlach, das heißt des Kriegsspiels, der
    Notwendigkeit, sich selbst zu erneuern, vorzubeugen.
    Diese Lösung war unschwer zu verwirklichen, da die Heere der Vulgärperiode schon seit geraumer Zeit (auch bereits vor der Pax Mediterranea und der Vereinigung der Galaxien) zum
    größten Teil mit ihrer eigenen Erhaltung beschäftigt waren.
    Immerhin verfügten sie über zwei wichtige Überdruckventile.
    Das eine bestand in einer kontinuierlichen Aufeinanderfolge von
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    lokalen Kriegen, die auf Druck der Zentren wirtschaftlicher Macht in Szene gesetzt wurden, um eine einträgliche
    Kriegswirtschaft in Gang zu halten; das andere in der
    gegenseitigen Spionage zwischen den Staaten, was
    Spannungen aufrechterhielt und zu Staatsstreichen, kalten Kriegen usw. führte.
    Die Entdeckung des Energiepotentials der Zitronensäure hat, wie Eure Exzellenz weiß, nicht nur den unterentwickelten Zitronenerzeugerländern die galaktische Vorherrschaft
    verschafft, sondern auch die ökonomischen Gesetze verändert und die Ära der industriellen Technologie und des Konsums beendet. Damit entfiel, wenn nicht die Möglichkeit, so doch die Zweckmäßigkeit des Anzettelns lokaler Kriege. Und dadurch haben sich bekanntlich die beiden größten Probleme innerhalb der Streitkräfte verschärft: die Erneuerung des
    Mannschaftsbestandes (zu der vorher die Verluste in den Kämpfen beitrugen) und die Beförderung der Offiziere aufgrund ihrer Leistung im Kriege. Mit dem Kriegs-Potlach hat man diese großen Schwierigkeiten beseitigen können, und heute erfreuen sich die Zuschauer in unseren Raumstadien jeden
    Sonntagvormittag an den blutigen Kämpfen unseres glorreichen Heeres, bei denen jeweils eine Einheit gegen eine andere ihre von Kameradschaft, Mannschaftsgeist und Verachtung der
    Gefahr geprägte Tapferkeit unter Beweis stellen kann. Noch nie in der Geschichte

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