Wie man sich beliebt macht
davon
geträumt, einmal eine eigene Buchhandlung zu haben, so wie mein Vater davon geträumt hat, einmal einen Krimi zu veröffentlichen (ein Traum, der sich bis jetzt noch nicht erfüllt hat).
Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, ihr begreiflich zu machen, dass es mir nicht darum geht, um jeden Preis beliebt zu sein, sondern darum, die Chance zu bekommen, die anderen selbst entscheiden zu lassen, ob sie mich mögen oder nicht - eine Chance, die Lauren mir an jenem Tag in der sechsten Klasse mehr oder weniger verbaut hat. Mehr will ich gar nicht.
Aber sie versteht nicht, warum mir etwas daran liegt, von Leuten wie Lauren Moffat gemocht zu werden, weil sie der Meinung ist, dass sie unter meinem Niveau sind.
Und deswegen kann ich ihr nichts von dem BUCH erzählen. Sie würde es niemals verstehen.
»Ich nehme an«, sagte meine Mutter, während sie nachdenklich den Rock und das Oberteil betrachtete, »dass du dir das Geld dafür von Grandpa geliehen hast.«
»Äh«, sagte ich überrascht. »Ja.«
Als Mom meinen fragenden Gesichtsausdruck sah, zuckte sie mit den Schultern.
»Na ja, ich weiß doch genau, dass du niemals an deine Ersparnisse gehen würdest, bloß um dir etwas Neues zum Anziehen zu kaufen«, sagte sie. »Dazu gehst du viel zu vernünftig mit deinem Geld um.«
Ich hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen. Ich weiß ja, wie sauer Mom auf ihren Vater ist.
»Ich hoffe, du hast nichts dagegen«, sagte ich. »Ich meine, dass ich trotzdem noch mit Grandpa rede.«
»Ach Schatz!« Meine Mutter lachte und beugte sich
vor, um mir den Pony aus den Augen zu streichen. (Der Pony ist übrigens - wie mir Christoffe von »Haarscharf« versichert hat - derzeit DER ABSOLUTE TREND. » Insouciant! «, hat er geschwärmt. »Du siehst aus wie eine freche, kleine Garçonne . Die anderen Mädchen an deiner Schule mit ihrem langweiligen Mittelscheitel … pah! Aber du … du siehst raffiniert aus, mondän!«)
»Ihr seid euch so ähnlich, du und dein Großvater«, sagte Mom. »Es wäre ein Verbrechen, euch auseinanderzubringen.«
Ich war froh, dass sie das sagte. Auch wenn Mom sauer auf ihn ist, freut es mich, dass sie findet, wir seien uns ähnlich. Grandpa ist nämlich mein Vorbild. Ich möchte wie er sein. Okay, bis auf den Schnauzbart.
»Warum versöhnt ihr euch eigentlich nicht?«, fragte ich. »Ich weiß, dass du wegen dem Super-Sav-Mart sauer auf ihn bist. Aber Grandpa gibt das Geld doch nicht nur für sich selbst aus. Er hat eine Sternwarte gebaut und sie der Stadt gestiftet.«
»Er hat sie aber nicht für die Stadt gebaut«, sagte Mom. »Er hat sie für sie gebaut.«
Autsch. Anscheinend mag sie Kitty wirklich nicht.
Vielleicht liegt es ja daran, dass Grandpa ihretwegen aufgehört hat, zu rauchen, aber nicht bereit war, es seiner Frau zuliebe zu tun, obwohl sie an Krebs gestorben ist.
Dad hat mir mal hinter Moms Rücken anvertraut, dass Grandma ein ziemlicher Drachen gewesen ist und dass Mom als Kind so viel Zeit mit ihren Büchern verbracht hat, weil das ihre einzige Möglichkeit war, ihrer ständig nörgelnden Mutter zu entkommen.
Aber selbst wenn die eigene Mutter eine totale Schreckschraube
war, möchte man nicht hören, wie sein Vater eine andere Frau als das »Mädchen meiner Träume« bezeichnet, wie Grandpa Kitty oft nennt.
»Was diese Stadt wirklich gebrauchen könnte, wäre ein Jugendzentrum«, sagte Mom. »Damit ihr nicht immer die Main Street auf- und abfahren müsst oder auf der Mauer oder auf diesem zeckenverseuchten Hügel hockt. Wenn Gramps wirklich ein echter Wohltäter sein will, soll er ein Jugendzentrum bauen und kein Planetarium.«
»Es ist zwar eine Sternwarte«, merkte ich an, »aber ich verstehe schon, was du meinst. Sag mal, wollt ihr wirklich nicht zur Hochzeit kommen?«
Grandpas Hochzeit mit Kitty wird das Ereignis des Jahres. Halb Bloomville ist eingeladen, und Grandpa hat mir anvertraut, dass ihn das Fest alles in allem fünfzigtausend Dollar kosten wird. Aber er sagt, das sei es ihm wert … weil er nämlich das Mädchen seiner Träume heiratet.
Aber jedes Mal wenn Mom das hört, werden ihre Lippen ganz schmal. »Kitty Hollenbach hat ihn nie auch nur eines Blickes gewürdigt«, hörte ich sie einmal zu meinem Vater sagen. »Jetzt ist er Millionär und plötzlich klebt sie an ihm wie eine Motte an einer Glühbirne.«
Das ist keine sehr nette Beschreibung für Kitty, die in Wirklichkeit eine sehr kultivierte, emanzipierte Frau ist, die sich immer Manhattans bestellt, wenn
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