Wie man sie zum Schweigen bringt
Koivu und bat ihn, mit Wang in mein Zimmer zu kommen. Ich musste wenigstens ihnen beiden vertrauen, mir blieb keine andere Wahl.
Als ich von meinem Besuch im Gefängnis berichtete und erzählte, was ich dort erfahren hatte, wurde Koivu blass vor Wut. Wang hörte ruhig zu, hob allerdings die Augenbrauen, als der Name Jani Väinölä zum ersten Mal fiel.
»Du glaubst Sjöberg also? «, fragte Koivu, als ich fertig war.
»Ich sehe keinen Grund, es nicht zu tun . «
Er zuckte die Schultern und kritzelte eine einfache Kausalkette auf das Papier, das vor ihm lag. Dann nahm er die Brille ab und rieb sich die Augen. Im selben Moment erhielt ich die Meldung, Väinölä sei festgenommen und werde gerade aufs Präsidium gebracht.
»Steckt ihn in eine Zelle, Hauptmeister Muukkonen vom Kriminalamt vernimmt ihn spätestens morgen. Sagt ihm bitte auch Bescheid . «
»Am liebsten würdest du die Vernehmung selbst führen, oder? «, meinte Wang lächelnd.
»Stimmt, aber für heute ist es genug mit den Alleingängen«, brummte ich und lenkte das Gespräch auf andere offene Fälle. Koivu wirkte immer noch wütend, Wang dagegen war überraschend locker und fröhlich. Wir sprachen noch einmal über den Wechsel der Teampartner, doch mein Versuch, die beiden nach ihren Umzugsplänen auszuhorchen, schlug fehl. Gegen zwei Uhr gingen sie zu einer Vernehmung. Am liebsten wäre ich keine Minute allein geblieben, denn das Alleinsein gab mir die Freiheit, an Mikke zu denken, und das wollte ich nicht. Ich schnitt dem Foto von Reijo Rahnasto, das immer noch auf meinem Schreibtisch lag, eine Grimasse. In den Zeitungsartikeln, die Eija Hirvonen für mich zusammengestellt hatte, war unter anderem berichtet worden, dass Rahnasto Anträge von Mitgliedern des Stadtplanungsausschusses, die nicht seinen Auffassungen entsprachen, gar nicht erst auf die Tagesordnung setzte. Natürlich wollte der Unternehmensführer die Stadt in die seiner Ansicht nach günstigste Richtung lenken, aber mit Demokratie hatte sein Führungsstil nicht viel zu tun. Doch die jenigen Einwohner, die sich mit rücksichtslosen Erfolgsmenschen identifizieren wollten, segneten seine Methoden ab.
Rahnasto war der Sohn eines Kleinunternehmers und der Erste in seiner Familie, der die Universität besucht hatte. Seine erste Ehe hatte er bereits während des Studiums geschlossen, und der Abstand zwischen dem Hochzeitstag und Eriikkas Geburtstag ließ den Schluss zu, dass es sich um eine Zwangsehe gehandelt hatte.
Nach dem Ingenieursstudium hatte er in der Waffenindustrie und in verschiedenen Schlüsselfabriken gearbeitet, bis er 1985 sein eigenes Unternehmen, Rahnasto Industrial Security Service, gründete. Der kleine Betrieb, der Sicherheitsanlagen importierte, war rasch gewachsen. Inzwischen hatte die Firma eigene Abteilungen für Unternehmen und Privatpersonen und kümmerte sich um die Sicherheit fast aller High-Tech-Unternehmen in Espoo. Auch die Stadt nahm Rahnastos Dienste in Anspruch.
Rahnastos politische Karriere hatte mit der Kommunalwahl 1988 begonnen. Er hatte den Sprung in den Stadtrat beim ersten Versuch geschafft und war vier Jahre später auch in die Stadtverwaltung gewählt worden. Er trat für harte Werte ein: Abbau der Sozialleistungen, Outsourcing und Privatisierung kommunaler Aufgaben, riesige Supermärkte und Autobahnen. Bei der letzten Parlamentswahl war er unter dem Motto »Rechts überholen« angetreten, aber diesmal noch nicht gewählt worden.
Über die Privatperson Reijo Rahnasto war nicht viel zu erfahren. Er war verblüffend gesichtslos. Im Ingenieursverzeichnis wurden als Hobbys Jagd, Waffensammeln, Snooker und Malt Whisky angegeben. Die beiden Letztgenannten hätte ich auch betrieben, wenn ich reich genug gewesen wäre.
Ich musste meine Lektüre unterbrechen, weil Lehtovuori in einem Fall von häuslicher Gewalt meinen Rat suchte. Er war erstaunlich schlecht informiert, obwohl ich seit meinem Antritt als Dezernatsleiterin betont hatte, dass wir gerade in diesem Bereich aktiver werden mussten. Mehr als eine halbe Stunde lang erklärte ich ihm die einfachsten Grundbegriffe und versuchte, ihn meine Ungeduld nicht spüren zu lassen. Dann kam Puustjärvi mit dem Wunsch, an einem Programmierkurs teilzunehmen. Per E-Mail wurde ich daran erinnert, dass am Freitagmorgen die dritte Sitzung zum Thema interne Urlaubsregelung stattfinden sollte.
Vom Bücherregal lächelte mir Iida entgegen. Auf dem Foto, das ich vor einigen Monaten nach der Sauna gemacht
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