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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Handumdrehen fertig. Ich selbst hatte für Iida nur Badetücher genäht, für kompliziertere Arbeiten fehlte mir die Zeit. Suvi würde ohne weiteres das schönste Festkleid zustande bringen. Ob sie wohl Auftragsarbeiten annahm?
    »Ich brauch 'nen Glimmstängel, dann kann ich besser nachdenken«, sagte sie und holte die Zigarettenschachtel aus der Tasche. Ihr Feuerzeug streikte, es schien leer zu sein.
    »Verdammt nochmal, wo sind denn die ganzen Streichhölzer geblieben? Janita, liegen im Schlafzimmer noch Streichhölzer? «
    »Ja, ich bring sie! «, rief eine Mädchenstimme. Janita sah ihrem Vater sehr ähnlich, nur ihr Blick war nicht so gleichgültig wie seiner auf dem Polizeifoto. Suvi hielt die Schachtel hoch, als sie das Streichholz anriss. Da sah ich das Logo: RISS, weiß auf blauem Grund.
    »Suvi, wo hast du die Schachtel her? «, fragte ich und beherrschte mich nur mühsam, sie an den Armen zu packen.
    »Die hier? Keine Ahnung. Marko hat dauernd Streichhölzer angeschleppt .  «
    »Habt ihr noch mehr davon? «
    »Weiß ich nicht. Janita, guckst du mal nach? «
    Es stellte sich heraus, dass die Schachtel die einzige war. Ich erklärte Suvi, es handle sich möglicherweise um ein wichtiges Beweisstück, holte Wegwerfhandschuhe und einen Plastikbeutel aus dem Einsatzkoffer im Wagen und packte die Schachtel ein. Wahrscheinlich waren nur die Fingerabdrücke der Seppäläs darauf, aber einen Versuch war es wert. Auf eine simple Streichholzschachtel hatte bei der Haussuchung niemand geachtet.
    Der Geruch des Nudelauflaufs füllte die Küche. Auch ich hatte Hunger. Ich half Suvi, die Nähmaschine vom Küchentisch zu räumen, redete über dies und jenes, kam immer wieder auf Rahnasto zurück, doch Suvi blieb dabei, sie kenne ihn nicht.
    »Ich hab doch gesagt, dass ich mich nicht in Markos Geschäfte eingemischt habe. Ich will ja helfen, ich will, dass Markos Mörder eingebuchtet wird. Sag mir, was ich tun soll .  «
    »Vielleicht wirst du die Stimme identifizieren müssen .  «
    »Ich tu alles, was du willst. Nicht meinetwegen, aber für die Kinder. Marko war kein Engel, aber seine Kinder hat er geliebt. Wir wollten noch drei dazu. Es tut den Kindern nur gut, wenn sie lernen, füreinander zu sorgen. Du hast nur eins? «
    »Ja .  «
    »Wie alt bist du? Fünfunddreißig? Dann bist du noch nicht zu alt, meine Tante war vierundvierzig, als sie ihr achtes geboren hat, und das war kerngesund. Die sind nicht irgendwie gläubig oder so, nur einfach kinderlieb. So wie Marko und ich .  «
    »Ich muss meins jetzt abholen. Ruf mich an, wenn dir noch was einfällt oder wenn du jemanden zum Reden brauchst .  «
    Ich fuhr beim Präsidium vorbei, um die Streichholzschachtel ins Labor zu bringen, dann holte ich Iida ab. Nach dem Essen fuhren wir zur Tierklinik und besuchten Einstein, der schon ein wenig lebhafter wirkte.
    Als Iida schlief, verglichen Antti und ich die Kreditangebote der Banken. Zum Glück hatte ich meinen privaten Mathematiker, der Zinsrechnungen mit links erledigte.
    »Wohnungskredit und Mutterschaffsurlaub zusammen können wir uns sicher nicht leisten«, überlegte ich. »So niedrig bleibt der Zinssatz bestimmt nicht mehr lange .  «
    »Meine Großmutter hat immer gesagt, ein Kind bringt Brot ins Haus«, meinte Antti.
    »Meine auch«, lachte ich. »Vielleicht sollten wir ein bisschen üben, kann ja sein, dass wir bald wie unsere Großmütter denken…«
    Ich genoss den Sex, die Verbindung von Leidenschaft und Geborgenheit, die Vertrautheit, die es leicht machte, Neues auszuprobieren. Ich hielt die Augen die ganze Zeit geöffnet, denn ich wollte sehen, mit wem ich schlief, wessen Lippen mich am Hals und an den Brüsten zupften, wer mich zum befreienden, wirbelnden Orgasmus brachte.
    Am Donnerstag ging ich sorgfältig geschminkt und in meiner elegantesten Kleidung zur Besprechung der Führungsgruppe. Antti, der im Trainingsanzug zur Arbeit radelte, meinte lachend, so könnte ich mich glatt für das Titelbild jeder beliebigen Managerzeitung fotografieren lassen. Da Frauen mit schriller Stimme angeblich unglaubwürdig wirkten, bemühte ich mich, mit möglichst tiefer Stimme zu sprechen, als ich meinen Kollegen von der jüngsten Entwicklung im Mordfall Marko Seppälä berichtete. Die Leiter des Drogen und des Raubdezernats hörten interessiert zu, der stellvertretende Polizeichef rieb sich die Augen. Der Polizeichef selbst war gerade auf einer Konferenz in Stockholm. Taskinen sah mich kein einziges Mal an,

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