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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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der verschiedenen Dezernate gelegentlich beim Kaffee anzutreffen waren. Ich fragte den Kommissar des Rauschgiftdezernats, ob Jani Väinölä möglicherweise in den Drogenhandel verwickelt sei. Er erklärte, Väinölä sei in letzter Zeit observiert worden, doch man habe nichts Belastendes festgestellt.
    »Schöne Grüße vom Vorsitzenden des Stadtrats«, sagte Kaartamo, der stellvertretende Polizeichef, zu mir. »Er hofft, dass der Mörder des Stadtverordneten Ilveskivi bald gefasst wird .  «
    »Wir tun, was wir können«, seufzte ich. »Sag deinen Freunden in der Politik, sie sollen uns ein paar zusätzliche Kräfte verschaffen .  «
    Die Morgenzeitung hatte einigermaßen sachlich über den Fall Ilveskivi berichtet. Vielleicht brachte der Aufruf an die Bevölkerung neue Hinweise auf den Motorradfahrer. Allerdings wartete ich mit Bangen auf das Erscheinen der Boulevardblätter am Nachmittag. Hoffentlich hatte irgendeine ehemalige Schönheitskönigin die Scheidung eingereicht oder zum Glauben gefunden und verdrängte unseren Fall von der ersten Seite!
    Unsere interne Morgenbesprechung verlief problemlos, denn alle anderen offenen Fälle waren Routinesachen. Ich legte die Hauptermittlungsstränge im Fall Ilveskivi dar und verteilte die Aufgaben. Damit war die Besprechung im Grunde beendet, doch der Praktikant Miko Mela meldete sich zu Wort.
    »Und wenn es sich um Rache handelt? Vielleicht hat Ilveskivi jemanden mit Aids angesteckt? «
    Lahde und Puupponen lachten schallend, ich seufzte. Mela war ein übereifriger junger Mann, der sein Licht auch dann nicht unter den Scheffel stellte, wenn es gar nicht brannte.
    »Ob Ilveskivi irgendwelche Krankheiten hatte, wird sich bei der Obduktion herausstellen«, antwortete ich. Zwar schien mir Melas Theorie an den Haaren herbeigezogen, doch bei tätlichen Angriffen war Rache ein häufiges Motiv. Als ich sagte, ich würde Wang und Puustjärvi bei der Durchsuchung von Jani Väinöläs Wohnung unterstützen, hob Koivu, der an diesem Vormittag an der Obduktion teilnehmen musste, überrascht die Augenbrauen. Die Techniker würden um zehn Uhr bereitstehen. Ich wollte gerade in die Tiefgarage gehen, als das Telefon klingelte.
    »Hier spricht Reijo Rahnasto, guten Tag .  « Ich erkannte die trockene, tiefe Stimme wieder. »Wie gehen die Ermittlungen über den Mord an Petri Ilveskivi voran? «
    Der Mann irritierte mich. Mit welchem Recht verlangte er Auskunft von mir?
    »Wir machen ständig Fortschritte .  «
    »In der Zeitung stand, die Polizei bitte um Hinweise auf einen Motorradfahrer, der in der Nähe des Tatorts unterwegs war .  «
    »Ja. Haben Sie ihn gesehen? «, fragte ich und klopfte ungeduldig auf die Schreibtischkante.
    »Nein, aber… Der Name des Motorradfahrers ist also nicht bekannt? «
    »Nein. Entschuldigen Sie, ich muss jetzt gehen. Danke für den Anruf«, sagte ich kühl. Bevor ich auflegen konnte, trug Rahnasto mir noch auf, ihn anzurufen, wenn sich etwas Neues ergebe.
    Koivu hatte neben den Technikern auch einen Drogenfahnder und den Rauschgiftspürhund Jeri mit seinem Hundeführer zur Durchsuchung bestellt. In unseren Schutzanzügen sahen wir aus wie Soldaten in Schneeanzügen. An der Tür nahm Jeri eine Spur auf. Er spitzte die Ohren und lief zielstrebig zur Toilettentür. Der Hund und die beiden Männer füllten das enge Bad völlig aus. Daher ging ich in das einzige Zimmer und ließ den Blick über die Neonazi-Plakate an den Wänden wandern.
    »Übernimm du die Küche, Puustjärvi und ich schauen uns hier um und anschließend im Bad, wenn Jeri uns hineinlässt«, sagte ich zu Wang. Es war leicht, die knapp dreißig Quadratmeter große Wohnung zu durchsuchen. Die winzige Küche enthielt die Standardausstattung: Kühlschrank, Herd, Küchenschränke mit lädierten Kunststofftüren, Esstisch und zwei Stühle. Das Wohnschlafzimmer enthielt außer einem Schlafalkoven nur einen Kleiderschrank, ein Sofa und ein Regal, auf dem sich einige Bücher, Videos, Krimskrams, ein Fernseher und ein Videorecorder befanden. In der Ecke standen zwei Pappkartons.
    Als alte Punkerin hatte ich eine heftige Abneigung gegen Neonazis, doch ich bemühte mich, die Plakate mit professioneller Gelassenheit hinzunehmen. Väinölä war nicht schlimmer als einige Parlamentsabgeordnete, die es lediglich verstanden, ihren Fremdenhass weniger direkt zu äußern. Im Moment interessierte mich das rassistische Material in Väinöläs Wohnung allerdings nicht, vielmehr suchte ich nach einer

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