Wie man sie zum Schweigen bringt
ziemlich wütend über unsere Weigerung, und Tommi noch mehr, fürchte ich . « Sie seufzte.
»Außerdem ist das Kapitel Fortpflanzung für mich abgeschlossen. Ich bin über vierzig und traue mir nicht mehr zu, eine Schwangerschaft zu überstehen, wenn ich überhaupt noch schwanger würde . «
Ich hätte an Petri Ilveskivis Probleme denken sollen und nicht an meine. Trotzdem spürte ich einen leichten Stich. Ich war im Frühjahr fünfunddreißig geworden, Iida war jetzt zweieinhalb. Wenn sie Geschwister bekommen sollte, mussten wir bald damit anfangen. Nur wusste ich nicht, was ich eigentlich wollte.
»Petri und Tommi haben eine Frau gesucht, die einem gemeinsamen Sorgerecht zustimmen würde. So haben es in unserem Bekanntenkreis einige geregelt. Bisher hatten sie aber niemanden gefunden, und jetzt…« Lauri wischte sich eine Träne vom Gesicht.
»Hat Petri ein geregeltes Leben geführt? «
»Ja. Er meinte, als Freelancer müsse man gut organisiert sein, um sich über Wasser zu halten. Einmal hat er im Scherz gesagt, weil er einen halb künstlerischen Beruf ausübe und obendrein schwul sei, würden ihn alle für einen Bohemien halten, obwohl er in Wahrheit ein pedantischer Ordnungskrämer sei. Tommi ist genauso, in ihrem Haus ist es unerträglich sauber . «
»Wenn die beiden zu Besuch hier waren, haben sie immer unter dem Chaos gelitten«, ergänzte Kirsti.
»Ist Petri regelmäßig dieselbe Strecke gefahren? War er pünktlich? «
»Er kam grundsätzlich ein paar Minuten zu früh und war ein Gewohnheitsmensch, wie er im Buche steht. Zum Beispiel hat er immer dasselbe gefrühstückt: Kaffee, Brot, Orangensaft und Joghurt. Wir haben einmal in Turku im selben Hotel übernachtet. Dort gab es zum Frühstück keinen Joghurt, und Petri rannte in den nächsten Laden und kaufte einen Becher . « Ein Lächeln stahl sich in Lauris braune Augen.
»Er wäre ein guter Vater geworden. Kleine Kinder lieben feste Gewohnheiten«, lachte Kirsti.
Eva kam aus dem Kinderzimmer zurück und erzählte, die Kinder spielten gerade Frisör und hätten Iida eine Prinzessinnenfrisur versprochen. Dann ging sie in die Küche, um den Tee aufzugießen, den Kirsti vorbereitet hatte.
»Petri war der Inbegriff des treu sorgenden Familienvaters«, fuhr Lauri fort. »Tommi und er waren sehr glücklich miteinander, ihnen fehlte nur ein Kind. Sie waren schon ziemlich verzweifelt und kamen auf die verrücktesten Ideen . «
»Zum Beispiel? «
»Die Bekanntschaft einer schwangeren Fixerin zu suchen, die nicht in der Lage sein würde, selbst für ihr Kind zu sorgen. Petri hat auch gesagt, manchmal hätte er Angst, Tommi könnte ein Verhältnis mit einer Frau anfangen, nur um ein Kind zu bekommen . «
»Wer ist Eila Honkavuori? «
»Eine gute Bekannte von Petri, sie ist auch im Stadtplanungsausschuss. Ich habe sie nur ein paarmal auf Partys gesehen. Sieht toll aus . «
»Eila könnte mir gefährlich werden, wenn ich nicht glücklich verheiratet und sie nicht hetero wäre«, seufzte Kirsti. »Sie ist so eine Art Erdmutter . «
Wir setzten uns an den Teetisch, und Lauri erzählte weiter. Eva dagegen wirkte ungewohnt still, sie beschäftigte sich vorwiegend mit den Kindern und machte einen kleinen Imbiss für sie zurecht. Als ich mit der halb schlafenden Iida im Kindersitz nach Hause radelte, dachte ich über das nach, was ich im Lauf des Abends gehört hatte. Nach Lauris Ansicht hatte Ilveskivi sich mit Sicherheit erbittert gegen seinen Angreifer gewehrt. Demnach wies der Lederanzug des Täters vermutlich Kampfspuren auf. Auch danach würde in Jani Väinöläs Wohnung gesucht werden, wenn am nächsten Morgen der Durchsuchungsbefehl vorlag.
Mir wurde klar, dass ich an der Durchsuchung teilnehmen würde. Auch Tommi Laitinen wollte ich selbst befragen. Obwohl ich ehrgeizig war und meine Position als Dezernatsleiterin genoss, war ich bei Vernehmungen und praktischen Ermittlungen in meinem eigentlichen Element. Nicht einmal mir selbst gegenüber wollte ich zugeben, wie wichtig mir der Beruf war, wie sehr ich darauf brannte, meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Nur in besonders klarsichtigen Momenten gestand ich mir ein, dass ich in erster Linie Polizistin war, dann Mutter und erst danach Ehefrau, und dann schämte ich mich dermaßen, dass ich den Gedanken eiligst verbannte.
Am nächsten Morgen brachte ich Iida schon vor acht Uhr zur Tagesmutter und machte einen Abstecher in den Pausenraum im siebten Stock, in dem die Chefs
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