Wie man sie zum Schweigen bringt
mit dem häuslichen Speiseplan zu beschäftigen, doch diesmal fiel es mir schwer, mich zu erinnern, was zu Hause fehlte. Katzenfutter auf jeden Fall. Ich kaufte zehn Dosen von Einsteins Lieblingssorte. Er war auf seine alten Tage wählerisch geworden und fraß längst nicht alles, was man ihm vorsetzte.
Die Baustelle an der Schnellstraße machte den Heimweg immer wieder zum Abenteuer, die Umgebung veränderte sich fast täglich. Der Huflattich, der nach besten Kräften versuchte, den aufgewühlten Straßenrand zu verschönern, wirkte fast rührend.
Nach dem Essen rief ich bei den Jensens an und fragte, ob wir sie besuchen dürften. Es war ihnen recht. Also schraubte ich den Kindersitz auf mein Rad, zog Iida warm an und radelte nach Mankkaa. Antti blieb zu Hause, obwohl die Jensens ursprünglich seine Freunde waren. Kirsti Jensen hatte an der Universität das Arbeitszimmer mit ihm geteilt. Ich wiederum hatte mich besonders mit Kirstis Frau, der Psychiaterin Eva Jensen, angefreundet. Talvikki, das jüngste Kind der Familie, war nur ein halbes Jahr älter als Iida, und die beiden Mädchen verstanden sich gut miteinander.
Ich klingelte an der Doppelhaushälfte von Eva und Kirsti, obwohl ich eigentlich mit Lauri Jensen sprechen wollte. Er war Architekt und hatte meines Wissens beruflich mit Petri Ilveskivi zu tun gehabt. Die Familie Jensen bestand aus vier Elternteilen und vier Kindern. Antti und ich waren ein wenig neidisch, denn jedes der beiden Paare konnte problemlos ausgehen, während sich das andere um die Kinder kümmerte. Als sie davon hörten, hatten die Jensens erklärt, wir könnten Iida jederzeit zu ihnen bringen.
Die Golden Retriever sprangen uns entgegen, und Iida fing gleich an, mit ihnen herumzutoben. Während ich mich mit den beiden Frauen unterhielt, verschwand Iida mit den größeren Kindern im Spielzimmer. Zum Glück hatte sie keine Angst vor fremden Umgebungen und anderen Menschen. Nach einer Weile gesellte sich Lauri Jensen zu uns. Er sah verweint aus.
»Ach, Maria«, sagte er, umarmte mich und brach erneut in Tränen aus.
»Du weißt sicher, was passiert ist«, meinte Kirsti. »Ein guter Freund von Lauri ist gestorben . «
»Das ist einer der Gründe, weshalb ich hier bin«, gab ich errötend zu.
Eigentlich war es unverschämt von mir, einen trauernden Freund zu belästigen. »Ich dachte mir nämlich, dass du Petri Ilveskivi gekannt hast, Lauri. Es tut mir Leid . «
»Leitest du die Ermittlungen? «, fragte Lauri und trocknete sich die Tränen ab.
»Ja. Schaffst du es, darüber zu reden? «
»Die ganze Nacht, wenn es dir weiterhilft. Stimmt es, dass Petri erschlagen wurde? «
Ich erzählte nicht mehr als bei der Pressekonferenz, die Jensens wussten, dass ich an die Schweigepflicht gebunden war. Eva ging ins Kinderzimmer, um den aufkommenden Lärm zu dämpfen, Kirsti wollte Tee kochen. Ich blieb eine Weile mit Lauri allein.
»Ich habe Petri erst im Beruf näher kennen gelernt, obwohl wir uns vorher schon ein paarmal im Verein für sexuelle Gleichstellung gesehen hatten. Er war dort aktiv, hat auch jahrelang im Vorstand gesessen, aber allmählich interessierte ihn die Kommunalpolitik doch mehr. Er hat eine Weile in unserem Architekturbüro gearbeitet, bis er sich für Möbeldesign entschieden hat. Sein Spezialgebiet waren Sofas, unter anderem hat er für Asko und Skanno Entwürfe gemacht. Er war begabt, wollte sich aber nicht an einen einzelnen Hersteller binden. Deshalb hat er öfter Auftragsarbeiten übernommen, für Inneneinrichtungszeitschriften zum Beispiel. Das Sofa, auf dem du sitzt, hat er übrigens auch entworfen. Schön bequem, oder? «
Lauri und Petri hatten sich etwa einmal im Monat getroffen, aber fast täglich gemailt. Lauri meinte, Petri habe in letzter Zeit unruhig gewirkt, er wisse aber nicht, warum.
»Vielleicht war er überarbeitet. Im Beruf, aber auch durch den Wahlkampf. Der Stadtplanungsausschuss hat im Moment alle Hände voll zu tun, kein Wunder bei dem Tempo, in dem Espoo zugebaut wird. Aber ich nehme an, da war noch etwas anderes. Es hat ihn sehr bedrückt, dass das neue Partnerschaftsgesetz gleichgeschlechtlichen Paaren kein Adoptionsrecht gibt. Petri und Tommi haben sich schon lange ein Kind gewünscht. Sie haben Eva und Kirsti gebeten, ein Baby für sie zu bekommen, aber…«
»Wir wollen mit den Kindern leben, die wir zur Welt bringen«, unterbrach ihn Kirsti, die gerade hereinkam. »Und unsere WG kann nicht grenzenlos erweitert werden. Petri war
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