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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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gleichfarbenen Baumwollsocke war ein Stück seines kräftigen, mit hellen Härchen bewachsenen Schienbeins zu sehen. Früher hätte ich Lust gehabt, es zu berühren, aber jetzt nicht mehr. Das stimmte mich traurig. Taskinen beugte sich vor, zögerte und lehnte sich rasch wieder zurück.
    »Ich habe dir auch nicht alles erzählt. Man hat Terttu die Entlassung angedroht, wenn die Ermittlungen im Fall Ilveskivi nicht eingestellt würden, nachdem Seppäläs Schuld feststand .  «
    »Was sagst du da? Wer? «
    »In der Verwaltung der Kindertagespflege wird Personal abgebaut, Terttus Posten steht schon seit einer Weile auf der Kippe. Der Sozialausschuss hat die Streichungen abgelehnt, aber die Stadtverwaltung hat sich über die Beschlüsse hinweggesetzt. Man hat uns nichts Konkretes gesagt, es gab nur dezente Hinweise. Mit fünfzig findet man so schnell keinen neuen Job, und ohne Terttus Gehalt kommen wir nicht über die Runden. Du weißt ja, wie viel für Siljas Eiskunstlauf draufgeht .  «
    »Hat jemand aus dem Präsidium… Kaartamo? «
    Sein Gericht war rot angelaufen, es fiel ihm schwer, mir in die Augen zu sehen. »Nein. Kaartamo hat mich nur ganz allgemein aufgefordert, vorsichtig zu sein. Er gehört derselben Freimaurerloge an wie der Stadtdirektor. Die ganze Sache ist über Terttu gelaufen, man hat ihr gesagt, sie solle mir raten, die Entscheidungen meiner Vorgesetzten zu unterstützen. Du weißt doch, wie es ist, wenn dein Beruf die Zukunft der Menschen gefährdet, die du liebst? «
    »Das weiß ich! Aber trotzdem…« Ich stand auf, denn ich bekam kaum noch Luft. »Wieso hast du dich unter Druck setzen lassen, verdammt nochmal! «
    »Du bist so unerbittlich. Die Welt ist nicht schwarz-weiß. Was hättest du denn in der Situation getan? «
    »Die Ermittlungen fortgesetzt. Wer sich solchen Methoden beugt, der billigt sie .  «
    Taskinen schluckte, er machte eine flüchtige Bewegung, als wolle er mich an sich ziehen.
    »Jetzt hat sich die Situation geändert. Ich werde Rahnasto selbst vernehmen. Am liebsten hätte ich dich dabei, aber das geht nicht. Koivu und Wang stehen mir doch zur Verfügung? «
    »Koivu und Puustjärvi. Wir haben die Zweierteams neu gemischt, weil Wang und Koivu in eine gemeinsame Wohnung ziehen«, antwortete ich kühl. »Sonst noch was? «
    »Nein«, antwortete Taskinen, doch als ich bereits an der Tür war, sagte er zögernd meinen Namen. Ich drehte mich nicht um. Ich marschierte schnurstracks auf den Parkplatz, raste nach Hause und klopfte voller Wut sämtliche Teppiche aus. Aber auch danach konnte ich Taskinen nicht verstehen.
    Es war nicht einfach, von den Ermittlungen ausgeschlossen zu sein, doch ich genehmigte mir ein paar verkürzte Arbeitstage. Gemeinsam mit Iida putzte ich die Fenster, dann backten wir Plätzchen für das gemeinsame Frühlingsfest der Kinder und Eltern bei ihrer Tagesmutter. Am Dienstagabend wagte sich Einstein zum ersten Mal aus dem Haus. Er wirkte frustriert, denn die Halskrause hinderte ihn am Jagen.
    Am Mittwochmorgen rief Eila Honkavuori an.
    »Hast du die Lokalzeitung von heute schon gesehen? «
    »Nein. Was steht denn drin? «
    »Ein großer Bericht über Laajalahti und Rahnasto. Rahnasto gibt zu, dass über das Naturschutzgebiet geheime Verhandlungen geführt worden sind. Ich kann das Zähneknirschen des Stadtdirektors bis hierher hören. Mein Telefon klingelt pausenlos .  «
    »Wird in dem Artikel auch angedeutet, welche Rolle Rahnasto im Fall Ilveskivi gespielt hat? «
    »Angedeutet wird gar nichts, es wird klipp und klar gesagt, dass Rahnasto wegen der Morde an Ilveskivi und Seppälä und wegen des Bombenanschlags auf eine Espooer Kommissarin vernommen worden ist. Das wird noch interessant! «
    Ich bat die Dezernatssekretärin, mir die Zeitung zu besorgen. Dann riss ich eine Tüte Salmiakdrops auf, legte die Füße auf den Tisch und begann zu lesen. Rahnasto zeigte keine Scheu vor der Öffentlichkeit, sondern legte seine Auffassung über die Entwicklung unserer Stadt offen dar: »Es ist absurd, den wertvollsten Grund und Boden für Vögel zu reservieren. Eine moderne Technologiegesellschaft erfordert konzentrierte Bebauung. Das Gebiet Otaniemi-Laajalahti könnte das finnische Wisconsin werden, ein Vorreiter für ganz Europa. Wenn wir die unbebauten Ufer in Gebrauch nehmen, können wir vielleicht darauf verzichten, die Bucht zwischen Hanasaari und Koivusaari aufzufüllen. Würden die Bürger diese Alternative nicht vorziehen? «
    Als der

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