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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Gang befanden sich 28 Kühlfächer mit Stahltüren, der gekachelte Fußboden konnte bei Bedarf mit einem Wasserschlauch gereinigt werden. Die Leiche lag noch auf der Bahre, auf der sie von der Müllhalde geholt worden war, der Geruch, den sie verströmte, war unbeschreiblich. Himanen zog das Laken zurück, und der gerichtsmedizinische Assistent stand bereit, um alles aufzuschreiben, was gesagt wurde.
    Ich zwang mich, dem Toten noch einmal ins Gesicht zu sehen. Das Totengrinsen war eins der schlimmsten, die ich je gesehen hatte, obwohl das Kinn bereits schlaff wurde. In den Wimpern hingen Fliegeneier, aber ansonsten war das Gesicht unversehrt.
    Hals und Schultern wurden durch die Motorradjacke verdeckt, doch die Hände waren bloß. Am linken Ringfinger steckte ein silberner Schlangenring, wie ihn auch Suvi Seppälä trug. Sie hatte den Ring als eines der Kennzeichen angegeben.
    »Nimm ihm bitte den Ring ab«, sagte ich zu Himanen, der zunächst die Erde abstreifte und in einem Asservatenbeutel verwahrte, bevor er mir den Ring reichte. Obwohl das Silber schwarz angelaufen war, konnte ich die Gravierung entziffern: »Suvi und Marko 21. 6.1990. Together forever .  «
    Ich bat, den rechten Ärmel der Lederjacke zu öffnen. Er hatte einen Reißverschluss, der bis zum Ellbogen reichte. Himanen schob den Ärmel so weit hoch, dass ich das tätowierte Herz und die vier Buchstaben sah. Auch das zu Tonys Geburt hinzugefügte kleinere Herz war deutlich zu erkennen, während Janitas und Dianas Herzen schwarz aufgedunsen waren.
    »Das reicht fürs Erste«, sagte ich ruhig. »Schickt Haar und Blutproben ins Labor und legt ihn ins Kühlfach. Der Mann heißt Marko Seppälä, alle weiteren Angaben findet ihr in unserem Register .  «
    »Gegen drei werde ich ihn aufschneiden, hat von euch jemand Zeit, dabei zu sein? «
    »Wir werden es versuchen .  «
    Es war jedes Mal eine Erleichterung, das Leichenschauhaus zu verlassen, doch diesmal schien der Schatten des Todes mich bis auf den Parkplatz zu verfolgen, und der sanfte Wind schaffte es nicht, mir den Geruch aus Kleidern und Haaren zu wehen. Ich lehnte mich ans Auto, nahm mein Handy und tippte Koivus Nummer ein. Er meldete sich nach dem fünften Signalton.
    »Maria hier. Es ist Seppälä. Wisst ihr schon, wie er auf die Müllkippe geraten ist? «
    »Nein .  «
    »Es bleibt bei unserem Plan. Um halb fünf im Konferenzraum. Puustjärvi und Puupponen sollen zur Obduktion gehen, sie ist für drei Uhr angesetzt. Sucht nach der Kugel, der Waffe und Seppäläs Motorrad. Ich fahre aufs Präsidium und mobilisiere Verstärkung .  «
    »Die brauchen wir auch, wenn wir hier eine Kugel auftreiben sollen. Der Leiter der Deponie meint, der Mörder hätte Pech gehabt. Er hätte offenbar nicht gewusst, dass es ungünstig ist, eine Leiche in der Nähe der Rampe abzulegen, weil der Teil des Geländes häufiger eingeebnet wird, damit der Müll nicht den Hügel runterrollt. Wenn er die Leiche weiter innen deponiert hätte, wäre sie wahrscheinlich erst nach Jahren gefunden worden, wenn überhaupt .  «
    »Aber wie ist sie auf das Gelände gekommen? Die Müllwerker hätten doch etwas merken müssen, wenn in einem Container ein mehr als sechzig Kilo schwerer Sack liegt? Reden wir bei der Besprechung darüber .  «
    Mein Blutzuckerspiegel war derart gesunken, dass mir die Hände zitterten, daher holte ich mir im nächsten Pizzaimbiss ein Stück Krabbenpizza, das ich an der ersten roten Ampel herunterschlang. Gleich darauf wünschte ich mir, ich wäre schlau genug gewesen, eine Flasche Mineralwasser dazuzukaufen. Vor der Abfahrt nach Leppävaara zögerte ich. Ich hatte niemanden beauftragt, Suvi Seppälä zu benachrichtigen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, es selbst tun zu müssen, aber jetzt sofort oder erst dann, wenn sie von ihrem Lehrgang nach Hause kam? Vielleicht war es besser, es ihr gleich zu sagen, damit sie Zeit hatte, sich zu sammeln, bevor sie ihren Kindern gegenübertreten musste.
    Der Ledernähkurs für Arbeitslose fand in den Räumen der Berufsschule in Leppävaara statt. Als Kriminalhauptmeisterin hatte ich hier schon einige Schüler zur Vernehmung abgeholt, doch seitdem hatte sich die Umgebung stark verändert. Die alten Villen hinter der Schule waren abgerissen worden, dort entstanden mehrere Wohnblocks.
    Ich fragte im Sekretariat, wo Suvi zu finden sei, und wurde in den Textilwerkraum im Nebengebäude geschickt, wo etwa zwanzig Frauen verschiedenen Alters über Nähmaschinen gebeugt

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