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Wie man sie zum Schweigen bringt

Wie man sie zum Schweigen bringt

Titel: Wie man sie zum Schweigen bringt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Ersten Mai machten wir einen Ausflug in den Zentralpark. Es war wieder wärmer geworden, an einem sonnigen Abhang schwirrte eine mutige Fliege, und die ersten Ameisen krabbelten steif aus ihrem Bau. Der Boden war so trocken, dass wir es wagten, uns ins Gras zu setzen.
    Unzählige Schneeglöckchen ragten aus der Erde. Sie standen in Reih und Glied wie eine Kompanie trutziger Soldaten. Noch eine Woche, dann würden sich die fest eingerollten Päckchen öffnen. Die schwertförmigen Blätter würden weich zur Seite fallen und die duftenden schlummernden Glöckchen in ihrem Innern enthüllen. Antti und ich kitzelten uns mit Maiglöckchen, Iida beobachtete einen kleinen Specht, der in einer ausgedorrten Kiefer lärmte, und ärgerte sich, weil der ins Kraut geschossene Huflattich sich nicht zum Kranz winden ließ. Bei unserer Rückkehr empfing uns Einstein voller Stolz: Er hatte eine ausgehungerte Feldmaus erbeutet.
    Am Montag wäre ich am liebsten gar nicht zur Arbeit gegangen. An den Feiertagen war jedoch weniger passiert, als ich befürchtet hatte: eine Körperverletzung, eine versuchte Vergewaltigung und eine Schlägerei in der Taxischlange am Bahnhof von Leppävaara. Die Aufgaben waren im Nu verteilt. Lahde und ich füllten in aller Ruhe Melas Praktikumspapiere aus, als mein Telefon klingelte.
    »Liisa Rasilainen, hallo. Hoffentlich habt ihr euch schon von der Maifeier erholt, es gibt nämlich Arbeit für euch. Auf der Mülldeponie in Ämmässuo ist eine Leiche gefunden worden .  «

ZWÖLF
    Ich beorderte Lahde und Mela mit mir nach Ämmässuo, alle anderen waren mit ihren eigenen Fällen beschäftigt. Da die Spurensicherung bereits unterwegs war, nahmen wir meinen Dienstwagen, der um einiges schneller war als die noch aus sowjetischer Produktion stammenden Ladas im Wagenpool der Kripo. Mela wollte unbedingt fahren. Er war offensichtlich hingerissen von der Beschleunigungskraft meines zwei Jahre alten Saab, die er auf der Autobahn nach Lust und Laune ausreizte.
    Liisa Rasilainens Streife war zufällig in der Nähe gewesen, als die Meldung von der Mülldeponie eingegangen war. Die Arbeiter, die in der Nähe der äußeren Rampe Erde aufschütten und den Hang formen sollten, hatten einen Fuß bemerkt, der aus den Abfällen herausragte. Rasilainen zufolge war von der Leiche nichts weiter zu sehen als ein Stiefel in Größe vierzig. Demnach konnte es sich um einen kleinen Mann oder um eine relativ große Frau handeln.
    »Na, mein Junge, schon mal 'ne Leiche gesehen? «, fragte Lahde, als wir uns der Deponie näherten.
    »Na klar«, gab Mela großspurig zurück und trat aufs Gas, als hätte er es eilig, den Toten in Augenschein zu nehmen. »In Jakomäki hat sich vor zwei Jahren ein Nachbar aufgeknüpft, und seine Frau hat meinen Vater und mich geholt, wir sollten ihn abschneiden. Haben wir natürlich nicht gemacht. Wir haben bei der Polizei angerufen und gesagt, sie sollen sich das Jojo ansehen .  «
    »Soso, da hast du also schon mal ein Jojo gesehen«, sagte Lahde trocken.
    »Ja, und von der Polizeischule aus waren wir an einer Unfallstelle, und natürlich bei einer Obduktion«, fügte Mela eilig hinzu.
    Wir meldeten uns am Kontrollschalter, von wo man uns ins eigentliche Abladegebiet weiterleitete. Über den Grabhügeln verbrauchter und nutzlos gewordener Waren kreisten Hunderte von Möwen, zwischen ihnen schössen Spatzen durch die Luft. Am Tor parkten reihenweise Müllwagen, aber an der Kompostieranlage herrschte Betrieb, und im Erweiterungssektor wurde Kies aufgeschüttet. Auf der höchsten Halde standen zwei Streifenwagen und die Kleintransporter der Spurensicherung. Wir fuhren an einem Wegweiser zum Sektor für Asbestabfall vorbei und hielten auf die Polizeifahrzeuge zu.
    »Biogas«, sagte Mela halblaut. »Rauchen verboten .  «
    Der Geruch wurde umso intensiver, je höher wir kamen. Der untere Teil des Hügels war grasbewachsen, neben dem leuchtenden Barbenkraut wirkte das Gelb des Huflattichs stumpf. Mela parkte neben einem Schaufelbagger, ich holte die Atemschutzmasken aus dem Einsatzkoffer. Der Gestank war so überwältigend, dass ich mir auch eine Plastikhaube über die Haare zog. Ich vervollständigte meine Ausstattung mit einem Gummischutz für die Schuhe.
    Rasilainen stand bei den Kollegen von der Spurensicherung und winkte uns zu, der Fotograf machte seine Aufnahmen, und Airaksinen brachte ein blau-weißes Absperrband an der Rampe an. Die Leiche war noch nicht freigelegt worden. Zwischen zerbrochenen

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