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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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seines gewissenlosen Bruders im Bund gewesen. Und sie hatte es nicht
auf sein Vermögen abgesehen.
    Sie hatte
nur einen Fluchtversuch unternommen. Sie kämpfte darum, sich von einem Mann zu
befreien, der für sie eine unbekannte Bedrohung darstellte, von einem Mann, dessen
Absicht sie nicht kannte und von dem sie auch nicht wußte, was er mit ihr
vorhatte.
    Hätte er
unter ähnlichen Umständen nicht ebenso reagiert?
    In Wahrheit
nötigte ihm ihr Mut, die Initiative zu ergreifen, Bewunderung ab. Andere
Frauen wären in Ohnmacht gefallen, als er im Galopp auf die prächtige Kutsche
der Havershams zugesprengt war. Die meisten wären vor Tränen zerflossen, wenn
zwei Pistolenschüsse über ihre Köpfe hinweg abgegeben worden wären.
    Velvet
hatte nichts dergleichen getan. Sie hatte sich um der Sicherheit der anderen
willen geopfert, und hatte ihn dann mit aller Kraft bekämpft.
    Sie war
viel zu gut und zu weiblich für seinen mörderischen Halbbruder. In den letzten
Stunden war in ihm der Entschluß gereift, daß dieser Schuft sie nie bekommen
sollte. Sie verdiente eine gute Ehe. Sobald sie den Herzog los war, konnte sie
sich einen redlichen Mann suchen, einen, der zu einer beherzten und
temperamentvollen Frau wie Velvet Moran paßte.
    Er warf
einen Blick zur Haustür und fragte sich mit einem unmerklichen Lächeln, was
sie im Moment aushecken mochte, da er keinen Augenblick glaubte, daß sie es
aufgegeben hatte, ihn zu überlisten.
    Es würde
ihr nicht glücken. Davon war er überzeugt. Für ihn stand zu viel auf dem Spiel,
als daß er sich dieser halben Portion von Mädchen geschlagen gegeben hätte.
    Sein Lächeln
wurde breiter. In Anbetracht der Beule, die er seitlich am Kopf abbekommen
hatte, war er fast neugierig, was ihr tollkühner Mut ihr als nächstes eingeben
würde. Er erwog, das Striegeln sein zu lassen und zurück ins Haus zu gehen.
    Velvet lugte durch die Ritzen des
vernagelten Fensters in ihrer Schlafkammer. Der Räuber war noch immer im
Stall. Der Räuber. Das war er für sie immer noch, obwohl er mit seinen zwei
gesunden Augen ganz entschieden nicht Jack Kincaid war. Und er sah noch besser
aus, als sie es sich vorgestellt hatte. Geradezu atemberaubend groß und
stattlich.
    Velvet
seufzte. Wer immer er auch war, er war nach wie vor ihr Widersacher, ein Mann,
den es irgendwie zu überlisten galt. Einfach war es nicht, wie sie bereits
entdeckt hatte, doch wenn es sich machen ließ, war sie entschlossen, einen Weg
zu finden.
    Dies vor
Augen, schob sie das unterste Schubfach der Kommode zu, enttäuscht, weil sie
nichts Nützliches darin gefunden hatte.
    Ihr Blick
fiel auf die alte Truhe, die an einer Wand stand. Sie ging durch den Raum und
kniete davor nieder. Daß er sie ertappen würde, brauchte sie nicht zu
befürchten, da sie ihn hörte, wenn er das Haus betrat, und auch wenn er nach
oben kam, so hatte er bis jetzt noch nie ihre Schlafkammer betreten.
    Die Truhe knarrte,
als sie den Deckel hob und hineinspähte. Ein Behälter mit Nähzeug war das
einzige, was sie auf den ersten Blick sehen konnte: ein Ballen unversponnener
Wolle, Nadeln aus Hirschhorn, eine Strähne farbigen Stickgarns, ein paar
Längen eines groben, ungefärbten Wollstoffes. Nichts, was ihr weitergeholfen
hätte. Sie hob den Behälter heraus und durchsuchte den darunterliegenden Teil
der Truhe. Vorräte für den Krankheitsfall: Streifen gebleichten Musselins für
Verbände, ein Hirschhorn voll Ammoniak gegen Ohnmachten, ein paar
Salbentiegel. Sie hob den Deckel eines der Tiegel und rümpfte die Nase, als ihr
ranziger Talggeruch vermischt mit Meerrettich und dunklen Pünktchen namenloser
Kräuter in die Nase stieg.
    Auf dem
Boden lagen etliche weitere Säckchen mit Kräutern. Sie öffnete eines und
erkannte den Duft getrockneter Nesseln. Dann machte sie das nächste auf und
runzelte die Stirn. Es war eine als Narkotikum verwendete Pilzart, die, zu
Pulver verrieben und mit Glühwein gemischt, gern als Schlaftrunk verabreicht
wurde. Die Köchin hatte ihr gezeigt, wie sich nötigenfalls ein solches Gebräu
für ihren Großvater herstellen ließ.
    Ein
schattenhafter Gedanke tauchte im Hintergrund ihres Bewußtseins auf. Sie
versuchte ihn abzuschütteln, doch er ließ sie nicht
los und entwickelte sich unversehens zu einem ganzen Plan. Sie hatte gelobt,
ihm nicht wehzutun, aber was würde er denn spüren, wenn er in einen tiefen und
entspannenden Schlummer verfiel?
    Aus dem er
nach einiger Zeit wieder erwachen würde.
    Bis dahin
würde sie

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