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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Hunger haben, können wir trotz der frühen Stunde schon zu Abend
essen.« Er schöpfte Stew in einen Zinnteller und reichte ihn ihr, dann häufte
er einen Teller für sich voll. Beim Essen wurde nicht gesprochen, und kaum
waren sie fertig, nahm er die zwei Teller und ging mit ihnen hinaus, um sie zu
spülen.
    Der
Augenblick war gekommen. Ihr Herz setzte ein paar Schläge aus und schlug dann
um so heftiger. Velvet stand auf, griff nach dem schweren Feuerhaken, den er
benutzt hatte, und lief hinauf. Sie konnte nicht länger warten. Sie hätte
gleich am Morgen zur Tat schreiten sollen, aber irgend etwas hatte sie
zurückgehalten.
    Ein Blick
zum zugenagelten Fenster zeigte ihr, daß die Sonnenstrahlen schräg durch die
Ritzen fielen. Die Sonne stand also hoch. Vor Einbruch der Dunkelheit blieb ihr
noch genügend Zeit. Diesmal wollte sie sein Pferd nehmen, und wenn alles wie
geplant ablief, würde er nicht in der Verfassung sein, ihre Verfolgung
aufzunehmen.
    Ihre Hand,
mit der sie den Feuerhaken hielt, fühlte sich feucht an. Sie rieb die
Handfläche an ihrem braunen Wollrock trocken und drückte ein Ohr an die Tür, um
zu hören, ob er wieder im Haus war.
    Nicht
lange, und sie vernahm seine Schritte. Sie hatte die hellgelben Narzissen aus
der Vase auf der Kommode genommen und das Wasser in das Nachtgeschirr unter
dem Bett geschüttet. Den Feuerhaken in einer Hand, schleuderte sie die Vase
auf den Boden und stieß einen Schrei aus, von dem sie hoffte, er würde
erschrocken genug klingen, während das Glas in tausend Splitter zerbarst.
    »Herzogin?«
    Sie
antwortete mit einem jämmerlichen Schluchzen und stieg rasch auf den Stuhl, den
sie hinter die Tür geschoben hatte. Sie spürte, wie sich ihr Magen
zusammenkrampfte und ihr Mund trocken wurde, doch ihr Entschluß stand fest.
    »Herzogin,
ist alles in Ordnung?« Seine schweren Stiefel nahmen zwei Treppenstufen auf
einmal.
    Velvet
machte sich mit einem tiefen Atemzug Mut und hob in Erwartung des Räubers den
Feuerhaken mit zitternden Armen hoch. O Gott, sie wollte ihm nicht wehtun –
doch sie umklammerte die Waffe fester, die Tür sprang auf, und der Feuerhaken
sauste auf seinen Kopf nieder.
    Ein
leuchtend blaues Auge erhaschte die Bewegung und wurde weit vor Staunen. Im
letztmöglichen Moment wich er aus. Der Feuerhaken traf ihn seitlich am Kopf und
prallte von seiner Schulter ab. Aber der Hieb hatte seine Wirkung getan, und
der Mann brach krachend zu Boden.
    »Allmächtiger.«
Mit zitternden Knien kletterte sie vom Stuhl, warf
den Feuerhaken fort und kniete neben dem Mann nieder, um seine Wange zu
berühren.
    »Tut mir
leid«, flüsterte sie und versuchte, sein mitleiderregendes Stöhnen zu
überhören. »Ich mußte es tun. Ich muß fort.« Seine Haut fühlte sich warm an.
Gottlob, sie hatte ihn nicht getötet. Hoffentlich war er nicht zu schwer
verletzt.
    Am ganzen
Körper bebend, lief sie die Treppe hinunter, blieb nur so lange stehen, um
seinen schweren Mantel sowie die Reste von Brot und Käse, die sie hatte
verbergen können, an sich zu nehmen, und war schon aus der Tür und auf dem Weg
zum Stall. Der mächtige Rappe war da, der Stallbursche zum Glück nicht. Sie
hatte darum gebetet, daß er sie nicht aufhalten würde.
    »Komm
schon, Blackie«, lockte sie das Pferd, da sie sich gemerkt hatte, wie sein
Reiter es genannt hatte. Sie führte das Tier am Halfter aus dem Stall und
befestigte das Leitseil, das sie als Zügel benutzen wollte, um seinen Kopf. Es
blieb ihr nur noch Zeit, die Satteldecke aufzulegen. Dann führte sie das Pferd
hinaus, kletterte auf einen Zaun und ließ sich auf seinen Rücken fallen, wobei
sie ihre Röcke um sich herum ordnete, ohne Rücksicht darauf, daß ihre
bestrumpften Beine unter dem Kleidsaum zu sehen waren.
    »Braves
Pferd, ganz ruhig.« Es war ein feuriges Tier, aber sie war eine ganz passable
Reiterin, besser als die meisten Frauen. Sicher würde sie den Rappen im
Herrensitz meistern und es bis zu einer Ansiedlung schaffen.
    Zumindest
redete sie es sich ein, als sie ihre Fersen in die Flanken des Tieres bohrte
und sich vorbeugte, um loszupreschen. Doch das Pferd hatte seinen ersten Satz
noch nicht getan, als kräftige Hände ihre Taille umfaßten und sie zu Boden
rissen. Velvet schrie auf, als Jack Kincaid, der Einäugige, sie vor sich auf
den Boden stellte. Sein Gesicht war so vor Wut verzerrt, daß ihr der Atem
stockte. Sie drehte sich um und versuchte zu fliehen, doch er packte ihren Arm
mit derartiger Kraft, daß es schmerzte,

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