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Wie Samt auf meiner Haut

Wie Samt auf meiner Haut

Titel: Wie Samt auf meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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finden.«
    Sie waren
allein im Wageninneren. Trotz der Kälte fuhr ihre Jungfer Tabitha Beeson mit
dem Kutscher auf dessen Sitz mit. I )ort oben saß sie seit der Rast in einem
Gasthof, wo sie früh zu Abend gegessen und sich ihrer zerknitterten Reisekleidung
entledigt hatten. Velvet vermutete, daß Tabby eine kleine Schwäche für den
Kutscher hatte, die dieser zu erwidern schien.
    Seufzend
lehnte sie den Kopf an die tiefe Plüschpolsterung. Wie es wohl sein mochte,
wenn man sich verliebte? Zuweilen hatte sie davon geträumt, einen Mann zu
heiraten, der sie liebte, aber ebensooft hatte sie sich gewünscht, gar nicht zu
heiraten, da sie in den letzten drei Jahren ihre Unabhängigkeit zu schätzen
gelernt hatte, und eine Ehe bedeutete, diese aufgeben zu müssen.
    Meist hatte
sie sich allerdings nur gewünscht, allein zu bleiben, ohne die
Einschränkungen, die ihr ein Ehemann auferlegen würde.
    »Velvet?«
    »Ja,
Großvater?«
    »Ich muß es
wohl vergessen haben ... wohin sagtest du, daß wir fahren?«
    Velvet
drückte liebevoll seine schmale, geäderte Hand. »Nach Carlyle Hall, Großvater,
zur Hochzeit mit dem Herzog. Erinnerst du dich nicht?«
    Er nickte
und lächelte. »Die Hochzeit! Ja, ja, natürlich. Du wirst eine bildschöne Braut
sein.«
    Velvet gab
darauf keine Antwort. Statt dessen spielte sie mit einer Locke ihres gepuderten
mahagonifarbenen Haares, glättete
ihr Kleid aus aprikosenfarbenem Seidenmoiré unter der schweren Reisedecke und
versuchte, nicht an die Hochzeitsnacht zu denken. Oder daran, wie ihr Ehemann
auf die Eröffnung reagieren würde, daß vom Vermögen der Havershams nur ihre
Mitgift geblieben war. Andererseits hatte Avery Sinclair auf sie den Eindruck
eines einigermaßen vernünftigen Menschen gemacht. Er war steinreich und schien
aufrichtig Gefallen an ihr gefunden zu haben. Vielleicht würde er ihrer
Situation mit Verständnis begegnen.
    Velvet
lehnte den Kopf wieder zurück und schloß die Augen, in der Hoffnung, sie könne
damit auch ihre Gedanken ausschließen. Eine Weile verharrte sie so, bis
Hufgetrappel die Stille des kühlen Märzabends störte. Das Geräusch wurde
lauter, und es hörte sich schneller an als die Hufe ihres eigenen Gespannes.
Plötzlich ertönte ein Pistolenschuß, und ihre Kutsche kam rutschend und
rumpelnd zum Stillstand.
    »Was, zum
Teufel ...?« Der Earl fragte es mit gerunzelter Stirn, nachdem er sich wieder
auf seinem Sitz zurechtgerückt hatte, und Velvet beugte sich vor und steckte
den Kopf aus dem Fenster.
    »Einen
schönen guten Abend, Mylady«, sagte ein hochgewachsener Mann, der einen
mächtigen Rappen ritt. Eine Pistole rauchte in seiner Hand, in der anderen
hielt er eine schußbereite Waffe, die er auf den Kutscher richtete. Velvet
hielt den Atem an. Es war ein furchteinflößender Anblick, der sich ihr bot ...
ein dunkler Reiter in wolkenverhangener, von spärlichem Mondlicht erhellter
Nacht.
    »Bei allen
Heiligen!« hörte sie Tabbys erschrockenen Aufschrei vom Kutschbock. »Der
Straßenräuber! Der einäugige Jack Kincaid!«
    Am ganzen
Körper zitternd, zog Velvet den Kopf ins Wageninnere zurück. Du lieber Gott,
er war es tatsächlich! Natürlich war ihr der berüchtigte Jack
Kincaid ein Begriff. Er hatte hilflose Reisende auf dem Weg von Marlborough
nach Hounslow Heath ausgeraubt, und nun tauchte er hier leibhaftig auf – mit
schwarzer Augenklappe und allem!
    »Keine
Angst, Mylady«, sagte der Bandit. Sein leiser Ton ließ eiserne Entschlossenheit
erkennen. Sich aus dem Sattel beugend, öffnete er den Wagenschlag. »Geben Sie
mir sämtliche Wertsachen, und Sie können ungehindert weiterfahren.«
    Er war
groß, muskulös und kräftig gebaut. Über einem Auge trug er eine dicke schwarze
Klappe, das andere war vom strahlendsten Blau, das man sich nur vorstellen
konnte. Velvet, die ihrem Großvater einen Blick zuwarf, sah, daß dieser einen
völlig verwirrten Eindruck machte. Ihr nächster Blick galt wieder dem
unheimlichen Reiter. Er trug knappe schwarze Breeches, die in kniehohen
Stiefeln steckten. Ein langärmeliges weißes Leinenhemd bedeckte eine breite,
muskelbepackte Brust.
    »Ob Sie es
glauben oder nicht«, sagte sie mit so viel Festigkeit, wie ihr zu Gebote
stand, »Wir reisen mit wenig Geld und noch weniger Schmuck. Sie täten besser
daran, jemanden anderen auszurauben.«
    Er musterte
sie kurz, dann fiel sein Blick auf das vergoldete Wappen auf dem Wagenschlag,
eine Taube über zwei gekreuzten Schwertern, Friede und Stärke. Der

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