Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln
froh, dass du halbwegs wieder in Ordnung bist«, sagte ich. Heilfroh war ich sogar.
Kaarina drückte und küsste ihn ebenfalls und setzte sich auf seinen Schoß.
Ich streichelte ihm über den Arm, hielt seine Hand und sah ihm fest in die Augen. Nie war ich so glücklich, meinen Mann in meinem Leben zu haben.
Meinen Roman habe ich nie zu Ende geschrieben. Es reizte mich nicht mehr, genau von dem Moment an, als ich aufgehört hatte, mir meinen Mann tot zu wünschen. Es passte einfach nicht mehr.
Im August 2008 fuhren wir dann schließlich in unsere lange aufgeschobenen zweiten Flitterwochen. An meinem 38. Geburtstag flogen wir nach St. Kitts in die Karibik, schnorchelten, wanderten, schlenderten am Strand entlang und schliefen an fünf Tagen von sieben Tagen die Woche miteinander. Gegen Ende der Reise sah ich Mark an und sah einen Menschen, den ich lange Zeit nicht gesehen hatte. Einen Mann, der nicht mehr egoistisch, gleichgültig und vernagelt war. Ich sah einen Mann, der mich vergötterte. Ich sah einen Mann, der heimlich Fotos von mir schoss (die ich erst später auf seiner Digitalkamera entdeckt habe). Ich sah den Mann, den ich einst geheiratet hatte. Den Mann, in den ich mich einst verliebt hatte.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Was, wenn das Projekt gescheitert wäre? Was, wenn ich vier Monate lang alles darangesetzt und am Ende doch die Scheidung gestanden hätte? Wäre das Ganze dann nicht eine kolossale Zeitverschwendung gewesen?
Keineswegs.
Ich habe das Projekt gebraucht. Genauso wie ich eine gesündere Ehe gebraucht habe. Das Projekt hat mich gelehrt, meine Gefühle zuzulassen, sie zu ordnen, um Hilfe zu bitten, wenn ich Hilfe brauchte, und ein Nein nicht klaglos hinzunehmen, wenn es eigentlich nicht hinnehmbar war.
Es half mir, stärker zu werden, glücklicher und authentischer. Wenn ich diese Lektionen nicht mit Mark gelernt hätte, hätte ich sie irgendwann später mit einem anderen Mann lernen müssen. Und wenn ich mir nie Zeit genommen hätte, sie zu lernen, wäre mein Leben heute viel weniger erfüllt. Eine Freundin hat mir einmal gesagt: » Du kannst dein Päckchen mit Mark aufarbeiten oder ohne ihn, aber aufarbeiten musst du es, so oder so.« Sie sollte Recht behalten.
Wir führen keine perfekte Ehe. Wir streiten. Es gab Zeiten, da hat jeder lieber etwas für sich gemacht als gemeinsam mit dem anderen. Wir sind in vielerlei Hinsicht sehr unterschiedlich. Ich bin ein Morgenmensch. Mark ein Morgenmuffel. Ich jogge gern. Er fährt lieber Rad. Er ist lebenslustig, ausgeglichen, lebt im Hier und Jetzt. Ich bin ernst, besorgt, sparsam, damit es später für die Rente reicht, am besten noch bevor wir beide vierzig sind.
Aber das wird immer so sein. Er wird immer tief und fest schlafen, brummig aufwachen und den Tag langsam angehen lassen. So ist er eben. Das kann ich nicht ändern. Was ich aber ändern kann, ist sein Verhalten, vor allem in den Dingen, die mich tief verletzen. Sein Verhalten zu ändern, war sehr viel leichter, als ich dachte. Deb hatte Recht: Männer sind ahnungslos. Nicht alle vielleicht, aber meiner war es ganz bestimmt, und er ist es heute noch.
13. Kapitel
Ende gut, alles gut
» Sie hatte nur die Gewissheit seiner Liebe gebraucht und die Bestätigung, dass keine Eile geboten war, dadas ganze Leben noch vor ihnen lag. Mit Liebe und Geduld– hätte er doch bloß beides gehabt– wären sie schon zurechtgekommen.«
Ian McEwan
I ch habe einen Nachruf auf meinen Mann geschrieben, auch wenn ich mir heute nichts sehnlicher wünsche als ein langes Leben mit ihm. Was würde ich sagen, wenn er morgen sterben würde? Was würde ich Kaarina sagen, damit sie ihren Vater in Erinnerung behalten kann? Etwa so könnte mein Nachruf lauten:
Nachruf auf Mark, einen wunderbaren
Ehemann und Vater
Dein Vater war ein schwieriger Mensch. Das sage ich nicht aus Bosheit. Das sage ich, weil es wahr ist. Und mir fällt auch keiner seiner Freunde ein, der mir nicht zustimmen würde. Sogar seine Mutter hielt ihn für schwierig. Ich bin auch überzeugt, dass er hin und wieder nur aus Prinzip anderer Meinung war als ich. Weil er ebenso stur wie kämpferisch war.
Wenn er aber wirklich einmal falsch lag mit seiner Meinung, dann hat er sich insgeheim selbst korrigiert. Er fing sogar an, die Wäsche richtig zusammenzulegen, so, wie ich es ihm einmal gezeigt hatte. Das konnte er vor mir zwar nicht offen zugeben, aber es war mir auch egal.
Dein Vater konnte auch richtig bissig sein. Ein scharfes Wort
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