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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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den Kopf. So kam er vom Hundertsten ins Tausendste und landete schließlich mit seinen Gedanken im Wald. Dort nämlich lebte sein Opa, der natürlich auch der Opa der anderen Streit-Hansel-Buben war.
    Opa Hans, der Versteher, war ein weiser Mann, geübt im Streitschlichten. Deswegen lautete sein Spitzname auch so wie sein Lieblingssatz: »Immerlockerbleibendaskriegichmiteuchschonhin!« Ihn wollten die Streit-Hansel-Buben aufsuchen und bitten, auch in diesem Fall Licht in das Streitdunkel zu bringen.
    »Der Andersdenkende ist kein Idiot . Er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert.«
    [ Paul Watzlawick | Kommunikationswissenschaftler (1921–2007)  ]
Opa Hans, der Versteher
    Um klar zu machen, was Opa-Immerlockerbleibendaskriegichmiteuchschonhin zum Streitschlichten befähigte, sei an dieser Stelle kurz erwähnt, welche Erfahrungswege er gegangen war, um seine Weisheit zu mehren und zu dem zu werden, der er jetzt war: jener weise, alte Mann im Wald, der mit Bäumen, Tieren, Wind und Wolken kommunizieren konnte. Ja, Opa Hans, der Versteher, konnte wirklich das Gras wachsen hören, denn er hatte vier Ohren. Zu den zwei normalen, die jeder Mensch rechts und links am Kopf hat, waren Opa Hans noch zwei Ohren oben auf dem Kopf gewachsen, die in verschiedene Richtungen zeigten.
    Aber bis es dazu kam, war es ein langer Weg. Es begann damit, dass Opa Hans – zu der Zeit hieß er noch »Hans auf der Suche« – an einer Familienaufstellung teilnahm. Als Folge davon pflanzte er die Eiche in seinem Vorgarten um. Dann machte er eine Urschreitherapie im Bayerischen Wald. Alle Eulen fielen dabei von den Bäumen. Seine anschließenden Besuche beim Lach-Yoga-Kurs endeten damit, dass Hans auf der Suche lachgassüchtig wurde.
    Da wurde ihm klar: Er musste sein Leben grundlegend ändern. Und er machte sich auf nach Indien, um dort einige Zeit in einem Ashram zu leben. Doch eines Tages ließ Hans auf der Suche die vielen Versuche, eins zu sein mit dem Sein, einfach sein und kehrte nach Hause zurück. Um wieder voll anzukommen in der Wirklichkeit, meldete sich Hans auf der Suche zu einer Vögeltherapie an. Doch als die anderen Teilnehmer anfingen zu zwitschern, wusste er, hier war er am falschen Ort.
    Da hörte Opa Hans von einem berühmten Therapeuten, der etwas über »die vier Ohren« geredet hatte. Und Opa Hans machte sich auf den Weg, um diesen Guru kennenzulernen, besuchte seine Seminare und identifizierte sich so sehr mit dem Gehörten, dass ihm sogar zwei weitere Ohren wuchsen. Und fortan wurde Opa Hans auch der »Vier-Ohren-Opa« genannt. Er konnte jetzt mehr hören als die anderen. Und die Menschen kamen zu ihm, damit er ihnen half … Er merkte, dass er keiner Therapie mehr bedurfte, und ließ sich im Wald nieder, wo ihm eine nette Frau begegnete – und neun Monate später wurde sein Sohn Hans geboren. Und aus Hans auf der Suche wurde Papa Hans. Und als Sohnemann Hans seine Hermine kennen lernte, ließ der es nicht nur bei einem Hänschen bewenden, sondern zeugte gleich vier. Und so wurde aus dem ehemaligen Hans auf der Suche und Papa Hans schließlich Opa Hans.
»Das krieg ich mit euch schon hin!«
    Bald kamen auch seine vier Enkel, die Streit-Hansel-Buben, zu ihm, damit er ihnen half. So auch dieses Mal. Sie erzählten ihrem Opa von ihrem Streit. Hans, der Versteher, nickte verstehend. »Immer locker bleiben, das krieg ich mit euch schon hin!«, meinte er und fragte dann: »Wisst ihr denn noch, was der Auslöser war?« Und nun stellte sich heraus, dass jeder der Buben den Satz von Mutter Hermine, die mit Blick ins Kinderzimmer gesagt hatte: »Es ist mal wieder ganz schön unordentlich hier!«, anders interpretiert hatte.
    Hans, der Professor, nahm das Gehörte sachlich auf und stellte fest, »Unordnung kann nur durch Aufräumen behoben werden.«
    Hans Hörmal hatte das Ganze als Appell verstanden und meinte, seine Mutter wollte damit ausdrücken: »Ich möchte, dass ihr aufräumt.«
    Hans Dampf fühlte sich von seiner Mutter beschimpft und hatte herausgehört: »Ihr seid einfach Chaoten!«
    Und Hans, der Bestimmer, hatte die Mitteilung der Mutter eindeutig als Vorwurf verstanden: »Ich bin sauer, dass ihr nicht aufräumt.«
    INFO
    »Hören mit vier Ohren«
    Das Modell des Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun unterscheidet vier verschiedene Hörebenen:
Da ist zunächst das SACH- ODER INHALTSOHR , jenes Ohr mithin, auf das man meistens hört – oder jedenfalls meint zu hören.
Dann gibt es da noch

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