Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet
häufiger und ganz banal von der Tagesform: Ist man gut drauf, geht alles wie von selbst. Ist einem eine Laus über die Leber gelaufen oder fällt ein Reizwort, dann kann es schnell zur Eskalation kommen.
Viele Konfliktgespräche verlaufen deshalb so unproduktiv, weil alle Beteiligten – insbesondere die Eltern – sich nicht an WICHTIGE GRUNDREGELN HALTEN , die dazu beitragen können, Konflikt- und Krisengespräche nicht ins Gefühlschaos oder in den Beziehungsclinch abgleiten zu lassen.
Abstand nehmen kann entscheidend sein
Unter Anspannung und Stress kann ein wichtiges Gespräch zu keinem befriedigenden Ergebnis führen. Dafür braucht es Zeit – und Abstand. Um sich konstruktiv auseinanderzusetzen, muss man sich im wörtlichen Sinne erst einma L AUS-EINANDER-SETZEN . Dies wird aber häufig nicht praktiziert, sondern die Beteiligten bleiben in der Hitze des Wortgefechts zusammen. Solche Nähe ist aber kontraproduktiv, weil man sich immer mehr verhakt oder verklebt. Um zu einer konstruktiven Lösung zu kommen, müssen sich alle oft erst einmal voneinander lösen. Sonst besteht die Gefahr, vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen und in einem verletzenden Wortgefecht zu enden. Nach einer vorübergehenden räumlichen Distanz haben sich die Gemüter meist schnell beruhigt. Nehmen Sie dann – möglichst noch am selben Tag – einen neuen Anlauf für ein klärendes Gespräch.
»Solange es Haare gibt, liegen sich die Menschen in denselben .«
[ Heinz Erhardt | deutscher Komiker (1909–1979) ]
Nach vorne schauen, nicht nach hinten
Konfliktgespräche scheitern oft, weil sie rückwärtsgewandt sind. Das heißt, man hält nach URSACHEN UND SCHULDIGEN Ausschau, anstatt sich intensiv um eine Lösung zu bemühen. Lösungen liegen manchmal näher, als Sie meinen. Suchen Sie an Tagen, an denen es gut läuft, nach den Gründen für wiederkehrende Konflikte. Verlangen Sie von Ihrem Kind aber nicht die sofortige Einsicht. Heranwachsende, die in einem Konfliktgespräch sofort Verstehen signalisieren und auf jede Absprache eingehen, reagieren allzu beflissen und angepasst. In der Folgezeit setzen sie jedoch die Vereinbarungen nicht oder nur selten um. Lassen Sie Ihren Kindern Zeit, um das Gehörte zu verarbeiten und um ihr Gesicht zu wahren. Gerade ältere Kinder und Jugendliche, die eine Vereinbarung sofort akzeptieren, können das auch als Niederlage und Bevormundung empfinden, was Rache- oder Vergeltungsfantasien gegenüber den Eltern auslösen kann.
Nur ein Problem behandeln
Achten Sie darauf, dass Sie in einem Gespräch nicht mehr als ein Problem ansprechen. Das Aufarbeiten mehrerer Themen führt dazu, sich zu VERZETTELN . Wer die nicht gemachten Hausaufgaben zum Anlass nimmt, mit seinem Sohn zu reden, und dabei noch über die Unordnung im Kinderzimmer und die »schlimmen« Freunde spricht, darf sich nicht wundern, wenn das Gespräch angeheizt wird oder der Sohn »aussteigt«.
Nicht verallgemeinern oder unterstellen
Viele Eltern beschreiben den Sachverhalt nicht, sondern sie unterstellen ihrem Kind eine Unart. Sätze wie »Du bist faul!«, »Du tust nie was im Haushalt!« oder »Du bist frech!« rufen beim Heranwachsenden häufig TROTZREAKTIONEN ODER VERWEIGERUNG hervor. Formulierungen wie »Ich finde, du nimmst die Schule zu leicht!«, »Ich finde, du solltest deine Aufgaben zuverlässig erledigen!« oder »Deine Antworten verletzen mich!« orientieren sich mehr an den Befindlichkeiten und stempeln das Kind nicht ab.
Wenn ein Gewitter aufzieht …
Sie haben es eilig, und Ihr kleiner Trotzkopf bockt mal wieder. In solchen Alltagssituationen heizt sich die Atmosphäre schnell auf, und Sie sind kurz vor dem Platzen. Leider werden Ihnen auch nach der Lektüre dieses Buches solche Szenarien nicht erspart bleiben. Denn jeder handelt so, wie er handelt. Da hilft es, wenigstens die SPIELREGELN ZU ERKENNEN , die diesen Handlungen zugrunde liegen. Gelingt Ihnen das und können Sie sich zugleich als ein Element dieses Spiels betrachten, dann haben Sie die Lösungsmöglichkeiten selbst in der Hand. Denn Sie können aktiv auf die Spielregeln einwirken, indem Sie Ihr eigenes Handlungsmuster verändern. Dazu müssen Sie sich in die Rolle des Beobachters begeben und einen Moment innehalten – und vieles wird sich verändern, ohne dass Sie ein Wort sagen! Wie Sie das anstellen, verrät Ihnen der folgende Tipp.
TIPP
»Stopp!« sagen
Droht eine Situation zu eskalieren, treten Sie innerlich beiseite, beobachten Sie die Situation
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