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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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das BEZIEHUNGSOHR , jenes Ohr, das hört, was der Sender vom Empfänger, also von seinem Gegenüber, hält: Schätzt, achtet und respektiert er diesen, oder sieht er ihn als jemanden, über den er bestimmen kann und muss.
Eine weitere Ebene ist die Selbstmitteilung des Senders, die auf dem SELBSTOFFENBARUNGSOHR gehört wird. Sie kommt häufig verschlüsselt daher und versteckt sich hinter dem Inhalt oder der Sache. Oft überhört der Empfänger diese Botschaft.
Und schließlich gibt es da noch das APPELLOHR , das unausgesprochene Forderungen oder Wünsche des Senders hört.
    Jeder der vier Streit-Hansel-Buben war überzeugt, dass seine Interpretation die richtige war. Schon gab wieder ein Wort das andere, und Opa Hans musste seine vier Ohren gut spitzen, um die unterschiedlichen Meinungen auseinanderzuhalten. Dann besänftigte er die Streit-Hansel und erklärte: »Darüber könnt ihr streiten, bis die Bäume in den Himmel gewachsen sind. Hier gibt es keine Lösung. Denn jeder von euch hört mit einem anderen Ohr.« Und er fragte die vier Buben weiter: »Was regt euch denn an der ganzen Sache am meisten auf?«
    »Dass wir nicht wissen, woran wir sind!«, rief Hans Dampf ärgerlich aus. Und die anderen nickten zustimmend.
    »Mama soll sich klarer ausdrücken!«, schlug Hans Hörmal vor.
    »Aber das ist doch schwierig für sie, wenn jeder von uns etwas anderes versteht«, verteidigte Hans, der Bestimmer, seine Mutter.
    Die Buben schauten Opa Hans erwartungsvoll an. Aber er ließ ihnen Zeit, selbst eine Antwort zu finden. Und Hans, der Professor, hatte auch schon eine Idee. »Vielleicht klappt es ja besser, wenn Mama so klar ist, dass wir erkennen können, auf welcher Frequenz sie sendet.«
    Dem konnten die anderen zustimmen, und sie beschlossen, ihre Mutter darum zu bitten. Erleichtert stellten sie fest: »Wir hatten alle recht, also müssen wir uns ja gar nicht streiten.«
    »Genau!«, erklärte Vier-Ohren-Opa Hans. »Es gibt kein ›Richtig‹ und kein ›Falsch‹. Es gibt nur ›passend‹ und ›nicht passend‹. Jedes Ohr hört richtig. Ihr müsst nur darauf achten, mit welchem Ohr ihr hört. Dann versteht ihr auch.«
    Die vier Streit-Hansel-Buben nickten. Und Hans, der Professor, erkundigte sich beeindruckt: »Opa, wo hast du das nur alles gelernt?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Opa Hans. »Um die zu hören und zu verstehen, reichen ein Leben und vier Ohren nicht aus.«
Dem Geheimnis des Hörens auf der Spur
    In der Tat ist es gar nicht so einfach, einander zu verstehen. Man muss schon genau hinhören, um herauszufinden, was der andere sagen will. Lassen Sie uns das »Hören mit vier Ohren« zunächst an einem Satz verdeutlichen:
    Die Mutter sagt, als sie ihren zehnjährigen Andreas mit verdreckten Hosen ins Haus kommen sieht: »Deine Hose ist schmutzig.«
Hört Andreas mit dem INHALTSOHR , dann hört er den tatsächlichen Sachverhalt und könnte darauf antworten: »Stimmt, ich bin hingefallen!«
Hört Andreas die Aussage der Mutter auf dem SELBSTMITTEILUNGSOHR , könnte er antworten: »Tut mir leid! Entschuldigung!«
Mit dem BEZIEHUNGSOHR hört Andreas Ärger oder Betroffenheit seiner Mutter: »Du machst ständig Scherereien. Man kann dir nichts wirklich zutrauen! Pass doch endlich mal auf!« Andreas’ Reaktion könnte vielfältig ausfallen, angefangen von einem Schuldeingeständnis: »Ich hab nicht aufgepasst!«, über Beschwichtigung: »Nun sei doch nicht so böse!«, Regression: »Hast du mich noch lieb?«, bis hin zu einem sich abzeichnenden Machtkampf: »Immer meckerst du rum!« Oder zu einer Bewertung der mütterlichen Gefühle: »Du bist einfach schlecht drauf!«
Das APPELLOHR von Andreas hört die Mutter schimpfen: »Du passt zukünftig gefälligst auf, wenn du rausgehst. Sonst bleibst du drinnen. Verstehst du!« Um Frieden zu haben, könnte Andreas’ Antwort lauten: »Ich passe ganz bestimmt immer auf!« Was im nächsten Moment – ganz bestimmt – schon vergessen ist.
    Dieses Modell macht deutlich, wie unwahrscheinlich es ist, dass Sender und Empfänger auf der gleichen Frequenz kommunizieren. Entscheidend ist herauszufinden, was der andere gemeint hat, und selbst klar zu formulieren, was man will. Oft gelingt das erst hinterher, wenn die Gesprächssituation schief und verquer gelaufen ist und eskaliert. Dabei bietet das Modell des »Hörens mit vier Ohren« ein nützliches Raster, mit dem man herausfinden kann, was zum Konflikt geführt hat. Das folgende Beispiel verdeutlicht

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