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Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet

Titel: Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Uwe Rogge , Angelika Bartram
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sie in ihrem Zimmer.
    Marlene Meier schaut ihrer Tochter skeptisch hinterher. »Nie wieder!« Sie misstraut dieser Äußerung von Ewigkeitswert. Aber dass ihr Misstrauen so schnell – genauer gesagt nur ein paar Schritte weiter – bestätigt würde, hätte sie doch nicht gedacht. Als sie in die Küche geht, entdeckt sie auf dem Küchenstuhl ein rotes T-Shirt. Sie nimmt es hoch und seufzt:
    »Was soll’s! Wenn ich’s selber mache, geht’s sowieso schneller. Das kostet weniger Nerven, als hier andauernd rumzustreiten.« Und sie schnappt sich das rote T-Shirt und verschwindet im Badezimmer. Als sie kurz darauf wieder in die Küche kommt, begegnet sie einer suchenden Annika.
    »Hast du mein rotes T-Shirt gesehen?«
    Marlene packt ihre Einkaufssachen aus und bemerkt beiläufig. »Das ist in der Schmutzwäsche.«
    »Aber es war doch grad noch hier«, stellt Anika entsetzt fest.
    »Ja, es lag hier rum. Da hab ich’s weggeräumt.« Seelenruhig verstaut Marlene das Gemüse im Kühlschrank.
»Das ist gemein!«
    »Mann! Wieso sagst du denn nichts?« Annikas Stimme wird lauter und vorwurfsvoller. »Ich wollte das jetzt anziehen. Und du tust es einfach in die Schmutzwäsche. Das ist gemein!«
    Marlene Meier startet einen letzten Versuch, Gelassenheit zu bewahren, und sagt: »Räum’s selber auf, dann passiert so was nicht.«
    Jetzt wird Annika laut: »Verdammt noch mal, das will ich ja! Aber du räumst immer alles gleich weg. Und ich muss es dann suchen!«
    »Und ich hab dir schon tausendmal gesagt, du sollst aufräumen!« Und in ihrer Wut tut Marlene das, was sie eigentlich nie tun wollte. Sie benutzt exakt die Worte, mit denen ihre Mutter sie immer genervt hatte. »Ich kaufe ein, putze, räum hinter dir her. Und krieg von dir hier noch eins auf den Deckel. Es reicht!«, brüllt sie.
    Irgendwie fühlt sie sich jetzt erleichtert. Aber dann packt sie das schlechte Gewissen. Zu gern würde sie den Brüller wieder zurücknehmen. Aber dazu ist es zu spät.
    »Du immer mit deiner blöden Aufräumerei!«, keift Annika.
    Marlene Meier bleibt zerknirscht zurück. Frustriert pfeffert sie ein Geschirrtuch in die Ecke.
»Spinnst du jetzt total, Mama?«
    Kurz darauf findet Marlene dann doch eine ganz spezielle Lösung für ihre Klamotten verstreuende Tochter. Sie verspricht ihr: »Ab jetzt frage ich jedes Mal, wohin ich deine Sachen tragen soll, wenn sie nicht am vorgesehenen Platz sind.«
    Annika kann es nicht fassen. Hat ihre Mutter mit einem Weichspüler geduscht? Für sie hört sich das an wie eine Lizenz zum Weitermachen. Und als sie tags darauf geschafft von der Schule zur Haustür hereinkommt, lässt sie ihren Rucksack auf den Boden fallen und geht in die Küche. Hier landen Jacke und Schal auf einem Stuhl, und Annika holt sich erst mal etwas Kaltes zu trinken.
    Da hört sie im Flur die mitleidige Stimme ihrer Mutter: »Du arme Jacke, fühlst du dich so weggeworfen? Und du auch, du Schal? Wo gehört ihr denn hin, ihr Armen?«
    Annika will nicht glauben, was sie da hört. Sie läuft in den Flur.
    »Oh nee, Mama! Spinnst du jetzt total?«
    Marlene schmunzelt. »Wieso? Ich hab versprochen, immer zu fragen, bevor ich was von dir wegräume.«
    Annika versucht zu lächeln, kann aber nur gequält das Gesicht verziehen. »Na, super, gib schon her!« Hastig reißt sie ihrer Mutter die Jacke und den Schal aus der Hand und geht hinaus.
    Und falls Sie sich fragen sollten, ob Marlenes Methode auf Dauer funktioniert hat: Sie hat! Wie gut, das bekommt sie einige Zeit später selbst zu spüren. An einem Nachmittag sitzt Marlene entspannt im Wohnzimmer und liest in einer Zeitschrift. Da hört sie ihre Tochter im Flur voll des Mitgefühls sagen: »Ach, du arme Jacke, hat Mami dich etwa vergessen? Deshalb siehst du so traurig aus.« Und Annika erscheint in der Tür und erkundigt sich: »Mama, wohin darf ich deine Jacke hängen?«
Muss dieser Streit denn sein? Er muss sein!
    Solche Auseinandersetzungen wie zwischen Marlene Meier und ihrer Tochter Annika sind in fast allen Familien alltäglich. Heranwachsende kritisieren gern, Eltern verallgemeinern schnell und unterstellen viel.
    Deshalb verwundert es umso mehr, dass Konflikte oft so schnell ins GRUNDSÄTZLICH-ALLGEMEINE ABGLEITEN und nicht selten in wortgewaltigen Ausbrüchen und verletzter Sprachlosigkeit enden. Das muss aber nicht sein, auch wenn es keine Patentrezepte für Krisen- und Konfliktgespräche gibt. Deren Verlauf hängt nicht allein vom guten Willen aller Beteiligten ab, sondern

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