Wie Sie reden, damit Ihr Kind zuhoert und wie Sie zuhoeren, damit Ihr Kind redet
aus der Außenperspektive und dann sagen Sie zu sich selbst: »Stopp!« Das ist am Anfang bestimmt nicht einfach. Aber mit der Zeit kann es immer besser gelingen, wenn Sie dabei diese 3 Schritte beherzigen:
Innehalten
Tief durchatmen
In sich hineinhorchen
So finden Sie den Weg zu sich selbst und spüren, wie Sie sich anders verhalten können, um eine Eskalation zu verhindern.
Ein
Satz
– viele
Botschaften
Manchmal kommen Sätze ganz anders an, als sie gemeint sind. »Aber du bist um sieben zum Abendessen zu Hause«, sagt zum Beispiel eine Mutter zu ihrer dreizehnjährigen Tochter. Während die Mutter den Satz aus Sorge sagt, empfindet die Tochter das Gesagte als Angriff auf ihr selbstbestimmtes Handeln. »Ich komme, wann ich will. Ich bin groß genug!«, empört sie sich. Hier liegt ein typisches Missverständnis in der Kommunikation vor. Die Mutter sorgt sich, die Tochter fühlt sich gegängelt. Während die Mutter eigentlich indirekt ihrem Gefühl Ausdruck verleihen will, fasst die Tochter den Satz als Befehl auf, dem sie zu gehorchen hat. So kann ein Satz wie: »Du bist um sieben zum Abendessen zu Hause!« mehrere Botschaften transportieren. Einmal geht es um die SACHE : »Ich möchte, dass du um sieben Uhr zu Hause bist.« Dann kann der Satz auch als APPELL verstanden werden in dem Sinne: »Und verspäte dich nicht schon wieder – wie so oft!« Oder der Satz wird als Ausdruck der BEZIEHUNG interpretiert: »Ich bestimme, wann du zu Hause bist.« Ebenso kann er aber auch Ausdruck eines GEFÜHLS sein: »Ich sorge mich, wenn du nicht um sieben da bist!«
Paul Watzlawick hat die Unterscheidung zwischen der Inhalts- und der Beziehungsebene in der Kommunikation getroffen: Wenn man mit jemandem redet, tritt man in Beziehung zu ihm: »Wahr ist nicht, was A sagt, sondern was B versteht.« Und dieses Verständnis entscheidet, wie das Gespräch weitergeht. Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun hat das Modell Watzlawicks modifiziert und in ein »HÖREN MIT VIER OHREN« erweitert. Um verständlich zu machen, was damit genau gemeint ist, möchten wir hier statt eines Beispiels aus dem Alltag ein Märchen erzählen. Also wundern Sie sich nicht, wenn es gleich fantastisch wird mit Familie Streit-Hansel.
Das Geheimnis der vier Ohren
»Der Hans, der kann’s!«, dachte sich Hans Streit und beschloss, endlich eine Frau zu finden. Als er schließlich seine Hermine traf, wusste er auf den ersten Blick: »Die oder keine!« Und Hermine ging es mit Hans genauso. Aber Hermine Hansel hatte eine Bedingung, ehe sie mit Hans den Bund der Ehe schloss. Sie wollte ihren Namen behalten. Und so einigten sich Hermine und Hans, dass beide fortan den Namen Streit-Hansel trugen. Die Jahre vergingen und die Familie wurde immer größer. Vier Söhne gehörten schließlich zur Familie. Alle hießen Hans, wie schon der Vater und auch der Großvater. Um sie unterscheiden zu können, gaben ihre Eltern ihnen Beinamen, die etwas über ihren Charakter verrieten.
Der Jüngste hieß Hans, der Professor. Er war sachlich und erstaunlich kompetent für sein Alter. Der zweitjüngste Sohn wurde Hans Dampf genannt. Denn von seinen Gefühlen gebeutelt, kochte er schnell vor Wut, wenn er sich angegriffen glaubte. Sein Bruder Hans Hörmal appellierte dann an die Vernunft und verteilte gute Ratschläge – so wie er überhaupt gern die anderen von seiner Meinung überzeugte. Damit stieß er vor allem beim ältesten Bruder auf taube Ohren. Denn Hans, der Bestimmer, war überzeugt davon, selbst zu wissen, wo es langgeht, und teilte diese seine Meinung den anderen mit einer Bestimmtheit mit, die keinen Widerspruch duldete.
»… ganz schön unordentlich hier!«
Kein Wunder, dass bei den Streit-Hansel der Haussegen oft schiefhing. So auch an diesem Tag …
Mama Hermine Streit-Hansel schaute ins Zimmer ihrer Jungs und sprach den folgenschweren Satz aus: »Es ist mal wieder ganz schön unordentlich hier!«
Daraufhin schauten sich die vier Streit-Hansel-Buben an und rätselten, was ihre Mama ihnen damit wohl sagen wollte. Jeder von ihnen glaubte, die richtige Antwort auf diese Frage zu kennen. Doch jeder Hans hatte eine andere Antwort parat. Und was taten die Streit-Hansel in solchen Fällen? Sie stritten! Sie stritten so lange, bis sie völlig zerstritten waren. Dann war die Luft in ihrem Zimmer so dick, dass man eine Heckenschere gebraucht hätte, um sie zu zerschneiden.
Dem Vernünftigsten unter ihnen, Hans, dem Professor, ging das lange durch
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