Wie Tau Auf Meiner Haut
sicher doch. Geh nur und amüsiere dich. « Audra lächelte die beiden an,
und Kristian verschwand sofort mit seiner Trophäe aus der Küche die Treppe
nach oben in sein elektronisch voll gestopftes Zimmer.
Grace folgte ihm etwas langsamer nach und dachte, dass es jetzt wirklich an der
Zeit wäre, die zwanzig Pfund wieder abzuspecken, die sie seit ihrer Hochzeit mit
Ford zugenommen hatte. Das Problem war allerdings, dass sie sich bei ihrer
Arbeit nicht bewegen konnte. Als Spezialistin und Übersetzerin alter Sprachen
verbrachte sie viel Zeit mit einer Lupe über alte Fotos und Dokumente gebeugt.
Selten mal las sie auch Originale, denn meistens waren diese zu empfindlich, als
dass man sie hätte berühren dürfen. Den Rest der Zeit arbeitete sie an ihrem
Computer, wo sie das Übersetzungsprogramm benutzte, das sie zusammen mit
Kristian ausgetüftelt hatte. Mit dieser Art von Gehirnarbeit fiel es allerdings
schwer, Kalorien zu verbrennen. An diesem Tag hatte sie sich auch wieder in die
Universitätsbibliothek einklinken und Informationen herunterladen wollen, aber
der Computer war nicht ihren Anweisungen gefolgt. Sie war sich nicht sicher, ob
es direkt am Computer oder aber am Modem lag. Sie hatte Kristian mittags zu
Hause abgefangen und sich nach der Schule mit ihm verabredet.
Die Warterei hatte sie beinahe verrückt gemacht. Sie war von dem
Übersetzungsauftrag absolut fasziniert, den sie für ihren Arbeitgeber, die
Amaranthine Potere Stiftung, ein riesiges archäologisches Forschungsinstitut,
bearbeitete. Sie liebte ihre Arbeit auch sonst, aber dieser Auftrag war etwas
Besonderes. Er war sogar so besonders, dass es ihr schwer fiel, ihrer eigenen
Übersetzung Glauben zu schenken. Sie fühlte sich auf eine Weise in die
Dokumente hineingezogen, wie sie es noch niemals vorher erlebt hatte. Ford
hatte sie gefragt, worum es in den Dokumenten ging, und sie hatte ihm nur
zögernd ein wenig davon erzählt, sich dabei allerdings auf das Thema
beschränkt. Normalerweise erzählte sie Ford immer von ihrer Arbeit, diesmal
jedoch war es anders. Ihre Gefühle gegenüber den merkwürdigen alten
Dokumenten waren so stark, dass sie es kaum in Worte fassen konnte. Also
hatte sie nur sehr beiläufig über die Angelegenheit gesprochen, so als ob sie
nicht weiter interessant wäre.
In gewisser, ihr noch unbegreiflicher Hinsicht waren sie jedoch... sehr
interessant. Sie hatte bislang kaum ein Zehntel der Arbeit übersetzt. Und doch
spannten die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sie buchstäblich auf die
Folter. Sie konnte es noch nicht richtig begreifen, wie bei einem Puzzle, bei dem
man erst den Rand fertig hat. In diesem Fall jedoch hatte sie keine Ahnung, wie
das fertige Produkt aussehen würde. Sie wusste lediglich, dass sie nicht eher
aufhören würde, bis sie es herausgefunden hatte.
Sie war oben auf dem Treppenabsatz angekommen und betrat Kristians Zimmer,
ein einziges Kabelgewirr, zwischen dem gerade ausreichend Platz für sein Bett
war. Er besaß vier Telefonanschlüsse, einen für den Laptop, zwei für die
Computer und einen für das Faxgerät. Einer der großen Computer war angestellt,
auf seinem Monitor war ein Schachspiel zu sehen. Kristian betrachtete es,
seufzte und bewegte mit der Maus einen Läufer. Er dachte einen Augenblick lang
über das Resultat nach, ehe er die Maus ein weiteres Mal betätigte, um auf das
anstehende Problem zurückzukommen. Dann schob er einen Stapel Papiere zur
Seite und legte einen weiteren auf dem Bett ab. »Was ist denn nicht in Ordnung?
« fragte er, während er die Tragetasche öffnete und ihren Laptop hervorholte.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Grace, zog sich einen Stuhl heran und
beobachtete, wie er geschickt die Verbindungskabel von dem zweiten Computer
und dem Modem löste und damit ihren Laptop verkabelte. Er schaltete ihn ein,
und der Monitor leuchtete blassblau auf. »Ich habe heute morgen versucht, in
die Universitätsbibliothek zu kommen, aber nichts passierte. Ich weiß nicht, ob
es am Computer oder am Modem liegt. «
»Das werden wir gleich herausfinden. « Kristian kannte sich in ihrem
Bedienungsmenü genauso gut aus wie sie selbst. Er klickte das gewünschte
Programm an, klickte zweimal auf das Telefonsymbol, wählte die Nummer der
elektronischen Abteilung der Universitätsbibliothek und war keine zehn Sekunden
später damit verbunden. »Modem«, diagnostizierte er. Seine Finger flogen über
die Tastatur. »Was
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