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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Niall erwachsen sein würde und ihm treu
    ergeben bliebe, besaß er eine jener Persönlichkeiten, denen die Menschen gerne
    folgten. Die Umstände seiner Geburt waren ein Geheimnis. Geheimnisse aber
    haben die Angewohnheit, irgendwann einmal gelüftet zu werden. Niall selbst
    hatte das bestätigt, als er Robert mit der Frage überrascht hatte, ob es denn
    stimme, dass sie Brüder wären.
    Im Kampf um die Thronfolge war es nicht ungewöhnlich, dass man mögliche
    Konkurrenten durch Mord ausschaltete. Aber weder Robert noch seinem Vater,
    dem Grafen von Carrick, war auch nur der Gedanke an so etwas erträglich. Es
    wäre geradeso, als ob man eine lodernde Flamme löschen würde und alle im
    Dunkeln zurückließe. Niall sprühte vor Lebenskraft, er war frohgelaunt und zu
    Scherzen aufgelegt, und er zog Menschen magnetisch an. Er hatte unter den
    Jüngeren immer schon die Führerrolle übernommen, hatte seine Kameraden in
    irgendwelche Blödeleien hineingezogen, die Strafe aber stets ganz allein auf
    seine Kappe genommen.
    Als er vierzehn war, rannten ihm die Jungs mit leuchtenden Augen und
    geschmeidigen Körpern hinterher. Seine Stimme war schon früh tief, Schultern
    und Brust bereits ausgeprägt. In seiner aufgeschossenen Länge hätte er gut und
    gerne den Körper eines Erwachsenen unterbringen können. Besonders talentiert
    hatte er sich im Umgang mit Waffen gezeigt, die ständige Übung mit Streitäxten
    und Schwertern hatte ihn weiter gestählt. Robert bezweifelte, dass er seine
    Nächte allein verbrachte, denn nicht nur die jungen Männer rannten ihm
    hinterher, sondern auch die Frauen, von denen einige sogar verheiratet waren.
    Niall hatte sich jedoch verändert. Angesichts des Verrats, durch den der
    Tempelorden besiegt worden war, überraschte Robert das nicht. Nialls
    Anziehungskraft hatte nicht nachgelassen, aber er war jetzt härter, und seine
    schwarzen Augen hatten etwas Stählernes, wenn er lächelte. Als Junge war seine
    Kraft unerschöpflich gewesen. Jetzt war er erwachsen und ein gefürchteter
    Krieger. Er hatte die Kunst der Geduld erlernt. Seine Ruhe aber war die eines
    Jägers, der seiner nächsten Beute auflauert.

    Betont deutlich sagte Robert: »Schottland wird sich nicht der Verfolgung des
    Tempelordens anschließen. «
    Wieder bohrte sich Nialls Blick wie ein scharfes Schwert in ihn hinein. »Dafür hast
    du meine Dankbarkeit... und mehr, solltest du Gebrauch davon machen wollen. «
    Was Niall unausgesprochen gelassen hatte, hing jetzt wie ein dunkler Schatten
    im Raum. Die wachsamen Augen blieben auf Robert gerichtet, der die Brauen
    hochzog. »Mehr? « hakte er nach und nippte an seinem Wein. Er war neugierig
    zu erfahren, was »mehr« denn bedeuten mochte. Er wagte es kaum zu hoffen...
    vielleicht bot ihm Niall Gold an. Mehr als alles andere brauchte Schottland Gold,
    um gegen die englische Krone Widerstand leisten zu können.
    »Die Krieger sind die besten der Welt. Sie dürfen sich zwar nicht hier
    versammeln, aber ich sehe keinen Grund, warum ihre Fähigkeiten ungenutzt
    bleiben sollen. «
    »Ich verstehe. « Robert blickte nachdenklich in die Flammen. Jetzt kannte er
    Nialls Ziel, und in der Tat war es sehr verlockend. Nicht Gold bot er ihm an, dafür
    aber etwas beinahe ebenso Wertvolles: Ausbildung und Erfahrung. Die
    verstoßenen Ritter trugen zwar nicht mehr ihre roten Kreuze, aber sie waren
    noch genau dieselben, die sie auch vor der Zeit waren, als der Papst gemeinsam
    mit dem König von Frankreich sie zu zerstören suchte: nämlich die besten
    Kämpfer der Welt. Der endlose Krieg mit England hatte Schottlands Rücklagen so
    weit aufgebraucht, dass die Leute sich manchmal mit ihren bloßen Händen
    verteidigen mussten. Aber so tapfer seine Leute, besonders die rauen Hochländer
    waren, so wusste Robert nur zu gut, dass sie mehr brauchten: mehr Geld, mehr
    Waffen und eine bessere Ausbildung.
    »Misch sie doch unter dein Heer«, murmelte Niall. »Überlasse ihnen die
    Ausbildung deiner Leute. Suche ihren strategischen Rat. Nutze sie. Im Gegenzug
    werden sie Schotten werden und werden bis zum letzten Mann für dich und für
    Schottland kämpfen. «
    Die Krieger des Tempelordens! Allein der Gedanke war bereits Schwindel
    erregend. Roberts Kriegerblut wärmte sich angesichts der Vorstellung, solche
    Leute unter seiner Führung zu wissen. Was aber konnte eine Handvoll Männer
    ausrichten, ganz gleich, wie gut sie auch ausgebildet sein mochten? »Wie viele
    Männer sind es denn? «

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