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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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eben ihre Bäuche gefüllt hatten. Ihre
    Flamme verstärkte den goldenen Schimmer des Feuers. Abgesehen davon lag
    das angenehm warme Gemach im Dunkeln. Keine Zugluft drang durch die
    Mauern, um die Luft mit ihrem eisigen Atem zu bewegen. Die Ritzen waren
    sorgfältig mit Ton verschmiert und die Wände mit schweren Behängen verkleidet
    worden. Die massive Tür zu Nialls Kammer war fest verriegelt. Trotzdem
    sprachen die beiden Männer nur leise und auf französisch miteinander. Sollten
    sie dennoch von jemandem belauscht werden, würde man sie nicht verstehen
    können. Anders als die meisten Adligen sprach keiner der schottischen Diener
    französisch. Und hier draußen, in dieser alles abweisenden Festung in einem der
    entlegensten Winkel der schottischen Highlands, mussten sie sich ohnehin nur
    um die Dienerschaft und die bewaffneten Männer Gedanken machen.
    Beide hielten schwere Kelche mit französischem Wein in den Händen. Robert
    nippte nachdenklich daran. Er hatte sich auf einem riesigen, geschnitzten Stuhl
    niedergelassen, während Niall eine schwere Bank herangezogen und sie so vor
    das Feuer gerückt hatte, dass er mehr den Besucher als die Flammen ansah.
    Robert beobachtete die tanzenden Flammen und trank von dem Wein. Als er sich
    wieder Niall zuwandte, brauchte er einen Augenblick, ehe sich seine Augen
    wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass Niall
    seine Bank aus diesem Grund so gestellt hatte. Sogar hier, in seiner eigenen
    Burg, in seiner eigenen Kammer und mit seinem eigenen Bruder war Nialls
    Instinkt der eines Kriegers. Er hatte sichergestellt, dass nichts seine Sicht

    behindern würde. Sollte er unvermutet von einem Feind überrascht werden,
    dann würde er jedenfalls nicht durch mangelndes Licht behindert sein.
    Bei dieser Erkenntnis musste Robert leicht lächeln. Nach jahrelangen Kämpfen
    gegen die Engländer hatte auch er gelernt, seine nächtliche Sicht durch nichts zu
    beeinträchtigen. An diesem sicheren Ort jedoch hatte er sich etwas Entspannung
    gegönnt. Nicht so Niall. Der entspannte sich niemals, sondern war zu jeder Zeit
    wachsam.
    »Haben denn manche der Ritter auch woanders Unterschlupf gesucht? «
    »Nein. Sie bleiben hier, weil es kein anderes sicheres Refugium gibt. Aber sie
    wissen, dass sie bald weiterziehen müssen, denn allein ihre Zahl würde die
    Aufmerksamkeit auf Creag Dhu lenken, was sie ja selbst vermeiden wollen. «
    Niall blickte seinen Bruder mit bohrendem dunklem Blick an. »Ich frage nicht um
    meinetwillen, um ihretwillen aber muss ich es fragen: Beabsichtigst du, Clemens'
    Edikt gegen uns anzuwenden? «
    Robert wich entsetzt zurück. »Wie kannst du das fragen! « knurrte er. Er war
    wütend genug, um dabei ins Keltische zurückzufallen. Nialls Blick aber war
    unnachgiebig, und nach einem Augenblick hatte Robert sich wieder unter
    Kontrolle.
    »Du brauchst eine Allianz mit Frankreich«, erläuterte Niall ruhig. »Sollte Philipp
    meine Identität herausfinden, würde ihn nichts davon abhalten können, mich zu
    seinem Gefangenen zu machen. Dafür würde er sogar seine Kräfte mit denen
    von Edward vereinen. Das aber kannst du nicht riskieren. « Niall hatte es
    unerwähnt gelassen, dass Schottland die Allianz brauchte. Die Unterscheidung
    war allerdings überflüssig, denn sein Bruder war Schottland, die Personifizierung
    all seiner Hoffnungen und Träume.
    Robert atmete tief und sich beruhigend ein. »Nun ja«, gab er zu. »Das wäre eine
    empfindliche Schlappe. Aber ich habe bereits drei Brüder an Englands Barbarei
    verloren. Meine Frau, meine Tochter und unsere Schwestern sind bereits seit drei
    Jahren dort gefangen, und ich weiß nicht, ob ich sie jemals lebend wieder sehen
    werde. Dich will ich nicht auch noch verlieren. «
    »Du kennst mich doch kaum. «
    »Es ist wahr, dass wir nicht viel zusammen gewesen sind. Aber ich kenne dich«,
    widersprach Robert. Er kannte und liebte ihn, so einfach war das. Keiner der
    anderen Brüder hätte ihm die Krone streitig machen können. Seit der Zeit aber,
    als Niall ein groß gewachsener, kräftiger Zehnjähriger gewesen war, waren sich

    sein Vater und Robert darüber im klaren gewesen, dass der uneheliche
    Halbbruder das Zeug zum König hatte und dass er ungewöhnlich großen Mut und
    Verstand besaß, zwei Eigenschaften, die auch zu Roberts Charaktereigenschaften
    zählten. Um Schottlands willen durften sie keinen Kampf zwischen den beiden
    Brüdern entstehen lassen. Selbst wenn

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