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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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wurden schmal, Ärger leuchtete darin auf. Grace war ganz
    ruhig und wartete darauf, dass sich die neu gefundene Freundin in eine Ex-
    Freundin verwandelte. Möglicherweise würde sie sich eine neue Bleibe suchen
    müssen. Harmony konnte es nicht ausstehen, hintergangen zu werden. Und zu
    Recht hasste sie es, wenn man sie in einer Angelegenheit im dunkeln tappen
    ließ, die ihr heiliges Zuhause betraf. Sie dachte einen Moment, ohne etwas zu
    sagen, nach, dann fällte sie ihre Entscheidung und nickte knapp mit ihrem
    weißblonden Schöpf. »Zugegeben, passen tut es mir überhaupt nicht, aber gut.
    Du traust weder mir noch sonst irgendwem, habe ich recht? «
    »Ich kann es nicht«, erwiderte Grace leise. »Auch dein Leben stünde auf dem
    Spiel, wenn Pa... wenn er auch nur vermuten würde, dass du irgend etwas über
    mich weißt. «

    »Du willst mich also schützen, ja? Mensch, Mädchen, ich glaube, du zäumst das
    Pferd vom Schwanz auf. Wenn ich jemals jemanden ganz und gar verloren
    gesehen habe, dann bist du es. Ein Achtjähriger ist normalerweise schon viel
    gerissener, als du es bist. Du siehst aus, als ob du dein ganzes Leben in einem
    Kloster oder so etwas verbracht hättest. Ich weiß ja, dass es nicht deine Sache
    ist, aber mit deinem Aussehen würdest du jede Menge Kohle auf der Straße
    machen. «
    Grace blinzelte, weil sie von dem plötzlichen Themenwechsel vollkommen
    überrumpelt war. Sie sollte eine erfolgreiche Prostituierte sein können? Die
    ruhige, ganz gewöhnlich aussehende, etwas abgehobene Grace St. John? Sie
    konnte gerade noch vermeiden, Harmony auszulachen.
    »Ja, ich weiß«, sagt Harmony, die offenbar ihre Gedanken erraten konnte. »Du
    hast keinen Sinn für die richtige Aufmachung, du trägst kein Make-up. Aber so
    etwas kann man leicht ändern. Zum Beispiel, indem du die passende Kleidung
    trägst und nicht so ein Schlabberzeug. Weite Kleidung taugt nicht viel, du willst
    den Leuten doch etwas zum Anfassen bieten, nicht wahr? Dein Gesicht sieht so
    verdammt unschuldig aus, dass es viele Männer verrückt machen würde. Sie
    würden dir sicherlich gerne all die unartigen Dinge beibringen. In dieser Hinsicht
    sind Männer sehr einfach gestrickt. Ein bisschen Make-up, um sie auf die falsche
    Fährte zu lenken und sie denken zu lassen, dass du doch nicht ganz so
    unschuldig bist. Außerdem hast du einen Schmollmund, für den Models für die
    Silikonspritzen jede Menge Geld hinlegen. Verdammte Idioten. Und dann deine
    Haare. Männer mögen langes Haar. Ich glaube aber den Grund zu kennen,
    warum du diese miese Perücke trägst. «
    Harmonys Rede war von den Mundarten her mit allem gespickt, ob nun mit
    Chicagoer Straßenslang oder mit dem langsamen Südstaatenakzent, gelegentlich
    flammte auch etwas Bildungsbürgersprache auf. Es war unmöglich, ihre Herkunft
    zu erraten. Aber niemand, der ihr länger als eine halbe Minute zuhörte, würde
    ihre geistige Beweglichkeit in Frage stellen. Denn zwischen den Zeilen gab sie
    auch den einen oder anderen scharfsinnigen Ratschlag.
    »Sieht man denn, dass es eine Perücke ist? « fragte Grace.
    »Den meisten Männern würde es nicht auffallen. Aber sie ist blond. Blond und rot
    fallen auf. Hol dir eine braune Perücke, hellbraun, mittellang und vom Stil her
    variabel. Und kauf eine bessere Qualität. Sie wird länger halten und natürlicher
    aussehen. « Sie stand mit dem Medizinkasten in der Hand auf und ging zur Tür.

    »Und schlaf jetzt erst einmal, Mädchen. Du siehst aus, als ob du gleich vom Stuhl
    fallen würdest. «
    Sie war tatsächlich vollkommen erschöpft, außerdem zeigte der Alkohol seine
    Wirkung. Schlafen würde alles sein, was sie jetzt noch tun konnte. Aber sie sollte
    sich irren. Einige Stunden später, nachdem ihr Kopf wieder klar, ihr Körper aber
    noch übermüdet war, hatte sie nicht einmal gedöst. Sie saß an das Kopfteil
    gelehnt, mit einem pochenden linken Arm, und balancierte auf ihren Knien über
    der Decke ihren Laptop. Sie versuchte zu arbeiten. Aber die Vertracktheiten alter
    Sprachen, in einem archaischen Kaligraphenstil geschrieben, schienen zu
    schwierig für sie zu sein. Sie holte sich ihre Tagebuchaufzeichnungen auf den
    Bildschirm. Es irritierte sie, dass sie sich an manches nicht mehr erinnern konnte,
    als ob sie die Aufzeichnungen einer Fremden lese. Lag dieses Leben tatsächlich
    so vollkommen hinter ihr? Sie wollte es nicht wahrhaben, gleichzeitig aber
    fürchtete sie um ihr Überleben, wenn sie sich weiter

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