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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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eine Frau aussuchen, die nicht nur größer war als die meisten
    Männer, sondern auch noch maskuliner? Grace hätte Harmony für einen
    Transvestiten gehalten, vielleicht sogar für eine Transsexuelle, wenn sie nicht die
    verräterische Bemerkung fallengelassen hätte, sie habe mit fünfzehn eine
    Fehlgeburt gehabt und sei nie wieder schwanger geworden. Die moderne
    Chirurgie konnte äußerlich das Geschlecht verändern, aber sie konnte nicht die
    Fruchtbarkeit eines Menschen erhalten. Da Grace der Arm mittlerweile wirklich
    weh tat und sie nur ihre rechte Hand benutzte, holte sie etwas ungeschickt die
    zusammengeknüllte Perücke und das blutverschmierte Messer aus der
    Computertasche hervor. Das Messer legte sie auf den winzigen runden Tisch, an
    dem sie immer aß, die Perücke schüttelte sie kurz aus, bevor sie sie auf dem
    Bett ablegte. Ein auf dem Bett abgelegter Hut sollte angeblich Unglück bringen,
    würde eine Perücke einen ebensolchen Aberglauben provozieren?
    Harmony betrat das Zimmer. Sie brachte eine Flasche Whiskey, eine kleine
    schwarze Kiste und eine Sprühdose. Ein sauberes weißes Tuch lag über ihrem
    Arm. Sie legte die ersten drei Dinge auf den Tisch, wobei sie das Messer erst
    begutachtete, bevor sie es beiseite schob und das Handtuch auf dem Tisch
    ausbreitete. »Gehört es dir? « fragte sie und machte eine Kopfbewegung in
    Richtung des Messers.
    »Jetzt schon«, erwiderte Grace. »Ich habe es ihm aus der Hand gerissen. «
    Erschöpft sank sie auf einen der Stühle und legte ihren linken Arm auf das
    Handtuch.
    Harmonys Augenbrauen schossen in die Höhe. »Ist das wahr? Das muss ihn
    mächtig überrascht haben. « Sie setzte sich auf den anderen Stuhl, öffnete die
    Whiskeyflasche und schob sie Grace zu. »Nimm ein paar Schluck. Es wird zwar
    immer noch genauso weh tun, aber es wird dir nicht mehr so viel ausmachen. «
    Grace blickte müde auf die Flasche. Es war ein teurer schottischer Whiskey. Sie
    hatte noch niemals Whiskey getrunken und war sich seiner Wirkung nicht sicher.
    Da sie jedoch müde war und seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte,
    würde er sie wohl einfach umhauen. Schulterzuckend setzte sie die Flasche an
    die Lippen. Der rauchige Geschmack des Whiskeys legte sich zunächst weich auf
    ihre Zunge, aber beim Schlucken schien sie pures Feuer zu trinken. Die flüssige
    Flamme bahnte sich ihren Weg die Speiseröhre hinunter bis zu ihrem Magen und
    nahm ihr den Atem. Sie wurde knallrot, rang keuchend nach Atem, um zu
    husten. Ihr Inneres schien zu rebellieren. Die Augen tränten, die Nase triefte. Sie

    hustete wie verrückt und beugte sich, von Krämpfen geschüttelt, vornüber. Als
    sie wieder halbwegs normal atmen konnte, setzte sie die Flasche erneut an und
    trank noch einen Schluck.
    Nachdem die zweite Attacke vorüber war, richtete sie sich auf. Mit Engelsgeduld
    wartete Harmony ab.
    »Gewohnheitstrinkerin bist du offenbar nicht«, bemerkte sie trocken.
    »Nein«, erwiderte Grace und setzte nochmals an.
    Vielleicht waren die Nerven ihrer Speiseröhre bereits verbrannt oder aber
    vollkommen taub. Was immer auch der Grund sein mochte, diesmal verschluckte
    sie sich nicht. Das Feuer breitete sich in ihrem Körper aus, in ihrem Kopf drehte
    es sich. Ihr brach der Schweiß aus. »Sollte ich noch einen Schluck trinken? «
    Kein Lächeln regte sich auf Harmonys knochigem Gesicht, aber ihre grünen
    Augen blinzelten amüsiert. »Kommt drauf an, ob du das Bewusstsein behalten
    möchtest. «
    Die Wirkung des Alkohols würde sich sicherlich noch verstärken, also schob sie
    die Flasche beiseite und verkorkte sie. »Also gut, ich bin soweit. «
    »Lass uns noch fünf Minuten warten. « Harmony lehnte sich auf dem Stuhl
    zurück und schlug ihre langen Beine übereinander. »Der Typ wird wohl hinter
    diesem Computer her gewesen sein, den du wie ein Baby überall hin
    mitschleppst. «
    Grace nickte, war sich aber nicht bewusst, dass ihr Kopf unregelmäßig hin und
    her schwankte. »Es war unmittelbar vor der Bibliothek. Die Leute haben
    zugesehen, aber niemand hat sich gerührt. «
    »Natürlich nicht. Mit dem Messer hatte der Mann ja bereits klargemacht, dass
    ihm die Sache ernst war. «
    »Aber auch als ich ihm das Messer aus der Hand gerissen, ihm ein Bein gestellt
    und ihn mit den Fäusten bearbeitet habe, hat immer noch niemand zu helfen
    versucht. « Graces Stimme wurde vor Empörung laut.
    Harmony warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals los. Vor-

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