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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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aber er hatte ihn für den
    Augenblick beiseite gelegt. Manche Dinge hob man sich am besten für die Nacht
    auf, andere mussten das hektische Tagestreiben abwarten. Die Verzögerung
    beunruhigte ihn nicht, denn er war ein geduldiger Mann. Grace würde nirgendwo
    hingehen, jedenfalls im Augenblick noch nicht. Irgendwo in dem städtischen
    Dschungel war sie untergetaucht. Sie würde so lange bleiben, wie sie sich sicher
    fühlte. Sie war eine Gelehrte, sie würde recherchieren. Chicagos Bibliotheken
    waren ausgezeichnet. Er war sich ganz sicher, dass sie eine Weile in Chicago
    bleiben würde. In dieser Zeit konnte er nach ihr fahnden. Erst wenn er sie an der
    Angel hatte, würde sie wissen, wie dicht er ihr die ganze Zeit über auf den
    Fersen gewesen war.
    Parrish Sawyer hatte jede Menge Männer, die die Straßenzüge durchkämmten,
    Conrad jedoch lehnte diese Vorgehensweise ab. Die Leute im Untergrund
    beantworteten Fragen ohnehin nicht ehrlich, außerdem hatte Grace sich bereits
    mehrmals erfolgreich tarnen können. Inzwischen konnte sie sich den Schädel
    rasiert haben und eine schwarze Ledermontur tragen. Sich also auf eine
    äußerliche Beschreibung zu verlassen war reine Zeitverschwendung.
    Conrad verließ sich lieber auf seine eigenen Methoden. Für ihn stellte sich die
    Angelegenheit ganz einfach dar: Wenn jemand untergetaucht war und länger an
    einem Ort bleiben wollte, dann musste er oder sie sich irgendeine Art von
    Identität zulegen. Manche würden sich einfach einen anderen Namen wählen.
    Das funktionierte so lange, wie man weder Kredite noch Führerschein brauchte
    noch irgendwo arbeitete, wo eine Sozialversicherungsnummer gefordert war. Auf
    lange Sicht war es schlauer, sich eine verbürgte Identität zuzulegen. Und Grace
    St. John hatte ihn durch ihre Schlauheit bereits beeindruckt.
    Die Vorgehensweise war einfach, erforderte jedoch etwas Zeit. Um eine Identität
    nachzuweisen, brauchte man eine Geburtsurkunde. Um eine Geburtsurkunde zu
    bekommen, brauchte man einen wirklichen Namen. Den Namen einer lebenden
    Person anzunehmen würde die Sache in dem Moment komplizieren, wo die
    beiden Identitäten zwangsläufig irgendwann miteinander kollidierten. Am
    schlausten war es also, auf einen Friedhof zu gehen und die Grabsteine zu

    studieren. Man musste jemanden ungefähr in seinem eigenen Alter finden, der
    früh verstorben war. Manchmal standen auch die Namen der Eltern mit auf dem
    Grabstein, beispielsweise »Die innig geliebte Tochter von John und Jane Doe«.
    Volltreffer. Denn damit hatte man jegliche Information, die für die Ausstellung
    einer Geburtsurkunde vonnöten war.
    Die Anfrage wegen einer Geburtsurkunde würde an die Landeshauptstadt, in
    diesem Fall also nach Springfield gehen. Eine Geburtsurkunde zu bekommen war
    relativ einfach, der dazugehörige Ausweis dauerte meist etwa länger. Dann
    würde sie sich eine Sozialversicherungsnummer beschaffen müssen, und die
    staatlichen Behörden arbeiteten nur langsam. Er hatte also Zeit, sich auf die
    Anfragen nach einer Geburtsurkunde zu konzentrieren.
    Mit Hilfe der Kontakte der Stiftung hatte es lediglich eines Anrufs bedurft, um in
    das staatliche Computersystem von Illinois Einsicht zu nehmen. Die Menge der
    Anträge hatte ihn jedoch verblüfft. Es war unglaublich, wie viele Menschen ihre
    Existenz bezeugen mussten, sei es nun der Sozialversicherung wegen oder aber
    um einen Pass zu beantragen oder aus sonst irgendeinem Grund. Allein die zu
    bewältigende Anzahl der Anträge hatte ihn Zeit gekostet. Anträge von Männern
    konnte er von vornherein beiseite schieben, aber es gab doch einige Menschen,
    deren Name nicht eindeutig auf ihr Geschlecht schließen ließ, beispielsweise der
    Name Shelley. Männlich oder weiblich? Und wie stand es mit Lynn oder Marion
    oder Terry? Diese Namen musste er weiterhin auf seiner Liste behalten, bis er sie
    einer Überprüfung unterzogen hatte. Außerdem kannte er nicht das genaue
    Datum, an dem der Antrag gestellt worden war. Das wieder erschwerte die
    Angelegenheit zusätzlich. Sie hatte den Antrag unmöglich vor dem Tag stellen
    können, als er sie in Eau Claire fast geschnappt hätte. Aber wenn sie nun noch
    ein paar Tage gewartet hatte, vielleicht eine Woche, möglicherweise sogar
    mehrere Wochen? Diese Unsicherheit brachte noch unzählige weitere Namen aus
    allen Teilen des Bundesstaates auf die Liste. Er beschränkte sein Augenmerk auf
    Chicago und Umgebung, was nicht sonderlich hilfreich war, denn

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