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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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seiner
    Schätzung zufolge lebte etwa ein Viertel der Bevölkerung in oder in der
    Umgebung der Großstadt.
    So viele Menschen zu überprüfen war zeitaufwendig, und die Liste wurde von Tag
    zu Tag länger. Manche der Leute, die einen Antrag gestellt hatten, waren
    mittlerweile umgezogen. Er musste ihren Aufenthaltsort herausfinden. Manche
    waren sogar in ein anderes Bundesland gezogen. Andere wiederum waren

    verreist, aber ehe er sie nicht ausfindig gemacht hatte, konnte er sie nicht von
    der Liste streichen. Hinter jedem dieser Namen, auch hinter dem
    unwahrscheinlichsten, konnte sich Grace versteckt haben. Sie noch einmal zu
    unterschätzen durfte er sich nicht erlauben.

    »Mädchen, du siehst ja furchtbar aus«, bemerkte Matty geradeheraus, während
    er seinen geschmeidigen Körper von dem zerschlissenen Sofa in seiner Wohnung
    entfaltete.
    »Vielen Dank auch«, murmelte Grace. Sie war von der nächtelangen Entzifferung
    gälischer Texte erschöpft. Ihre Augen waren trocken, die Kräfte hatten sie
    verlassen, und sie hatte sich die Hand verbrannt, als sie eine Pfanne zum
    Abwaschen hatte hochheben wollen, die eben noch auf dem Feuer gestanden
    hatte. Harmony hatte fluchend die Wunde versorgt. Danach hatte sie darauf
    bestanden, Grace zu einer weiteren »Unterrichtsstunde« bei Matty zu begleiten,
    damit ihr wenigstens nicht noch etwas zustieße.
    »Nur noch Haut und Knochen«, bemerkte Harmony unwirsch. »Ganz gleich, was
    ich ihr auch vorsetze, sie isst einfach nicht. Seit sie bei mir im Haus wohnt, hat
    sie fünf Kilo verloren. Nicht gerade ein Aushängeschild für mich. « Grace sah an
    ihrem Körper hinunter. Sie war Harmonys Beschwerden gewohnt, dass sie nicht
    genügend essen würde. Dennoch war sie überrascht, ihre knochigen
    Handgelenke zu sehen und die Falten in ihrer viel zu weiten Kleidung, die einmal
    genau ihrer Größe entsprochen hatte. Ihr war durchaus bewusst, dass sie in der
    ersten Woche nach den schrecklichen Morden viel Gewicht verloren hatte. Aber
    sie hatte nicht bemerkt, dass sie immer noch weiter abmagerte. Sie war dünn,
    fast hätte man schon sagen können mager. Ihre Jeans musste sie mit einer
    Sicherheitsnadel zumachen, sonst wären sie einfach an ihr heruntergerutscht.
    Sogar ihre Unterwäsche war viel zu groß geworden, und locker sitzende
    Unterhosen waren wirklich unangenehm.
    »Ich habe ihr oft genug gesagt, dass sie diese weite Kleidung nicht zu tragen
    braucht«, fuhr Harmony fort, ließ sich geschmeidig auf die Couch fallen und
    überkreuzte ihre langen Beine. »Aber hört sie auf mich? Sag du es ihr doch auch
    einmal. «
    »Harmony hat recht«, bestätigte Matty und blickte Grace stirnrunzelnd an. »An
    dir hat ja kein Mann mehr etwas in der Hand. Du hast einfach keine Substanz
    mehr, Julia. Und außerdem bist du viel zu gutmütig. Du wehrst dich zwar, wenn

    du in die Enge getrieben wirst. Aber dein Ziel muss es sein, gar nicht erst in die
    Enge getrieben zu werden, denn dort sind deine Bewegungsmöglichkeiten bereits
    sehr stark eingeschränkt. Hörst du mir eigentlich überhaupt zu? « Es entsprach
    eigentlich nicht seinen Gepflogenheiten, sich um andere Menschen Sorgen zu
    machen. Um Julia aber machte er sich Sorgen. Irgend etwas Fürchterliches war
    ihr zugestoßen, und sie war immer noch auf der Flucht. Zwar hatte sie noch kein
    Wort darüber verloren, aber er konnte es an ihren Augen ablesen. Himmel noch
    mal, er war an alles mögliche gewohnt, an Schießereien und Stechereien, an
    Drogenüberdosen, an Bandenkriminalität, an kleine Kinder mit großen,
    verängstigten, verständnislosen Augen. In anderen Worten, er konnte sich
    eigentlich nicht erklären, warum er ausgerechnet Julia gegenüber etwas
    empfand, aber so war es nun mal. Vielleicht, weil sie so zerbrechlich wirkte, dass
    er manchmal glaubte, sie sei durchsichtig. Oder aber es war die Traurigkeit, die
    sie wie ein Mantel umhüllte. Sie lächelte nie, und ihre großen blauen Augen
    sahen irgendwie... leer aus. Ihr Blick versetzte ihm immer einen schmerzhaften
    Stich. Matty achtete sehr darauf, dass ihm niemand so nahe kam, dass es ihn
    schmerzen würde, wenn demjenigen etwas zustoßen sollte. Bei Julia allerdings
    war ihm die Abwehr nicht gelungen.
    »Ja, ich höre zu«, erwiderte Grace höflich. »Auch Harmony habe ich zugehört.
    Aber ich kann mir keine neue Kleidung leisten. «
    »Hast du schon mal etwas von Flohmärkten gehört? « fragte Harmony. »Anstatt
    deine Nase ständig in Bücher zu stecken,

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