Wie Tau im Wuestensand
abwärts, wobei
sie losgelöste Sträucherinseln von der Größe ihres Jeeps spielerisch mit sich
trugen.
Irgendwo hatte das Warten aufgehört
und der Sturm begonnen. Nicht jedoch hier unten. Hier war die Hochspannung
geblieben, und sie lauschte der Stille zwischen den Donnerschlägen.
Selbst als Holly schon im Zelt lag
und einzuschlafen versuchte, ließ der Regen auf sich warten. Es war allerdings
abgekühlt, fast schon kalt. Blitze erhellten dann und wann die steinige
Landschaft und zogen Donner nach sich.
Dann hörte sie auf einmal
Hufgetrappel, das den Berg herunterpreschte.
Holly hätte nicht sagen können, aus
welcher Richtung das Pferd kam. Die Felsklippen und die tiefen Täler dämpften
das Geräusch, das mit anderen zu einem vielfachen Echo anschwoll und die
Richtung verzerrte. Schließlich war sie nicht mehr sicher, ob sie sich das
alles bloß eingebildet hatte.
Gleißendes Licht erhellte das Zelt,
dem ein solch ohrenbetäubendes Krachen folgte, daß sie es nicht sofort als
Donner erkannte. Blendende Helligkeit und dumpfe Explosionen wechselten sich in
rasender Schnelligkeit ab. Wildes Hufeklappern war zwischen dem Donnergrollen
zu vernehmen. Das Pferd wieherte angstvoll. Irgendwo ganz in Hollys Nähe raste
ein vollkommen in Panik geratener Gaul über die Hänge.
Eilig verließ sie das Zelt. Sie
wußte zwar, daß sie einem durchgegangenen Tier kaum würde helfen können, aber
sie konnte sich auch nicht einfach in ihrem Zelt verstecken und dem gräßlichen
Wiehern lauschen.
Ihr Ziel war eine Strauchgruppe am
Hang oberhalb ihres Zeltes. Den Rücken dem Wind zugewandt, starrte sie in die
Nacht und versuchte das Tier zu orten.
Flächendeckende Blitze erhellten den
Himmel, und sie erkannte ein wild galoppierendes Pferd auf dem kleinen Bergkamm
direkt über ihrem Lager. Ein Reiter klammerte sich an die flatternde Mähne und
versuchte sein durchgedrehtes Tier zu bändigen.
Einen Augenblick lang schien es, als
ob dem Reiter das auch gelänge. Dann donnerte es so heftig, daß die Welt
auseinanderbrechen wollte. Das Getöse und der weiße Himmel schmolzen zu einem
gleißenden Licht zusammen, in dem man nichts mehr erkennen konnte. Der
ohrenbetäubende Lärm war so laut, daß man ihn nur noch wie gelähmt wahrnehmen
konnte.
Mit jedem Blitz erwartete sie, daß
das Pferd sich samt seinem Reiter die Granitwand hinunterwerfen und beide in
den Tod stürzen würde.
Plötzlich
erkannte Holly entsetzt, wer der Reiter war.
»Linc!«
4
Unentwegt wiederholte Holly Lincs Namen, rief
ihm zu, daß er abspringen und sein Leben retten solle.
Obwohl sie wußte, daß er sie nicht
hören konnte, schrie sie sich die Lunge aus dem Leib. Der mittlerweile fast
ununterbrochene Donner übertönte natürlich ihre Stimme, und ihr Hals schmerzte
vor Anstrengung.
Dennoch brüllte Holly Linc immer
weiter zu, daß er vom Pferd springen solle. Es war die einzige Möglichkeit,
sich von dem in rasende Panik geratenen Tier zu befreien. Pferd und Reiter
jedoch jagten den gefährlichen, von Geröll übersäten Abhang talwärts.
Sie wurde von Grauen gepackt, denn
Linc hatte offensichtlich nicht die Absicht, das Pferd seinem Schrecken zu
überlassen. Er saß fest im Sattel und widmete dem Hengst seine gesamten
Kräfte. Wie auf einem Wirbelsturm ritt er herab und war fest entschlossen, sie
beide zu retten.
Trotz Hollys Angst um Linc konnte
sie es gut verstehen, daß er das Pferd in seiner Not nicht allein ließ. Selbst
in diesem Zustand war der Araber immer noch wunderschön. Unter dem Fell
spielten seine Muskeln, während er sich behende und grazil wie eine Wildkatze
bewegte. Linc sah ebenfalls phantastisch aus. So wie er das Pferd im Griff
hatte, konnte Holly wieder Hoffnung schöpfen. Er war mit dem Tier verschmolzen,
verlagerte ständig sein Gewicht, stand fast in den Steigbügeln und nutzte
seine kräftigen Schultern und Schenkel, um das stolpernde Roß hochzureißen.
Plötzlich gelangte Holly zu der
Gewißheit, daß Pferd und Reiter den steilen Geröllabhang überleben würden.
Dann aber öffnete der Himmel seine
Schleusen, und das Wasser peitschte in Sturzbächen auf sie herab.
Augenblicklich sprang Holly auf die
Beine und rannte in Richtung des Bergkamms. Sie wußte nur zu gut, daß nur ein
Wunder das Pferd davor bewahren konnte, in dem sich jetzt rasch bildenden
Schlamm zu straucheln.
Der unausweichliche Fall geschah
während eines Blitzes. Das Pferd kreiselte wie verrückt und versuchte den Halt
auf einem Untergrund zu
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