Wie Tau im Wuestensand
ab und stand auf, wurde aber
sogleich vom Schwindel übermannt.
Ängstlich stemmte Holly ihr Gewicht
gegen ihn.
Dann aber fing Linc mit derselben
verbissenen Beharrlichkeit zu laufen an, die er auch zur Rettung seines
Pferdes eingesetzt hatte.
Nach ein paar Versuchen paßte Holly
sich Lincs Schwanken an. Gemeinsam strauchelten sie den Hang zu ihrem Zelt hinunter.
Eine kleine batteriebetriebene Lampe
erleuchtete das Zelt mit gelbem Licht. Bisher war jedenfalls alles trocken
geblieben.
Als Holly Linc auf die
Eingangsklappe zuführte, zitterte er am ganzen Körper. Sie mußte ihn
schnellstens wärmen.
Also riß sie ihm die letzten Fetzen
seines Hemdes vom Leib. Seine vollgesogenen Stiefel und die Jeans waren nicht
ganz so leicht abzustreifen. Als sie den Jeansstoff seine Beine herunterrollte,
war sie zwischen dem Ärger über die widerspenstige Hose und ihrer Bewunderung
für Lincs kräftigen Körper hin- und hergerissen.
Der von Holly gemietete Schlafsack
war weit, geräumig und leicht. Er würde die Körperwärme nicht sehr effektiv
festhalten, aber einen anderen hatte sie nicht. Mit drei geschickten Griffen
zog sie den Reißverschluß des weichen Nylonsacks auf, rollte Linc hinein und
schloß ihn umgehend.
Linc öffnete die Augen. Als er
merkte, daß er in einem Zelt lag, rappelte er sich hoch.
»Nein«, protestierte Holly. »Du
darfst jetzt nicht aufstehen.« Er schien sie gar nicht zu bemerken.
Mit all ihrer Kraft hielt sie ihn
zurück.
»Leg dich hin«, befahl sie. »Du mußt
erst einmal warm werden.«
»Pferd.« Ihm blieb seine Stimme im
Hals stecken. »Mein Pferd.«
»Der war schneller wieder auf den
Beinen als du.«
Erneut blitzte es grell auf. Dann
folgte ein so heftiges Donnern, als ob ein ganzer Berg erbarst.
Linc setzte sich auf und schob
Hollys Hände mit beängstigender Kraft beiseite. Obwohl er verletzt und etwas
verwirrt war, war er doch immer noch erheblich stärker als sie. Benommen hielt
Linc einen Augenblick inne. Holly wußte, daß er zu verwirrt war, um die
Gefährlichkeit seiner eigenen Lage zu erkennen, und damit vernünftigen
Argumenten nicht zugänglich.
Der Pferdenarr Linc kümmerte sich in
jeder Situation, ganz gleich, was die Konsequenzen mit sich brachten, um seine
Tiere.
»Ich schaue nach deinem Pferd«,
erklärte Holly nachdrücklich. »Aber du mußt hierbleiben, verstehst du?
Hierbleiben!«
Mit einiger Anstrengung brachte Linc
ein Nicken zustande. Sie half ihm, sich wieder hinzulegen, holte die
Taschenlampe und trat in den Sturm hinaus. Jetzt erst spürte sie den Regen. Die
Tropfen waren eiskalt, denn sie hatten sich in größerer Höhe gebildet.
Der Araber stand genau an der
Stelle, wo ihn Holly zuletzt gesehen hatte. Das Pferd hielt den Kopf gesenkt
und atmete immer noch hastig. Er gab seine dampfende Wärme an die eiskalte
Luft ab.
Zögernd untersuchte Holly das Pferd
auf eventuelle Verletzungen. Aber abgesehen von ein paar Schürfungen im Fell
konnte sie nichts finden. Sie führte das Pferd in Richtung eines schützenden
Felsüberhangs. Es folgte ihr, ohne zu humpeln.
Dann jedoch schreckte der Hengst vor
einem Blitz zurück und riß Holly fast um. Sie fing sich rasch wieder, zerrte
sich die Bluse vom Leib und verband damit die Augen des Pferdes.
Ab sofort verhielt sich das Tier
vollkommen still, egal, ob es blitzte oder donnerte. Holly lockerte den
Sattelgurt und durchsuchte die Satteltaschen nach einer Fußfessel. Aber sie fand dort lediglich ein Beil, ein
großes Klappmesser und ein Knäuel grober Schnur.
»Nicht gerade üppig«, murmelte
Holly. »Wenn es auch nur einmal daran zerrt, wird die Schnur entweder reißen
oder es aufreiben bis zum Knochen.«
Sie atmete tief durch, nahm dem
Pferd die Augenbinde ab und band sie zu etwas zusammen, das einer Fußfessel gar
nicht so unähnlich sah.
Als Holly die vorderen Hufe des
Arabers mit ihrer Bluse zusammenband, schnüffelte er an ihrem nassen Haar. Dann
schnaubte er resigniert und gab jeden Gedanken an Angst und Flucht auf. Das
Pferd blieb auch ganz ruhig, als Holly ein Stück wasserdichten Stoffs über
seinem Rücken ausbreitete und es mit einer Schnur, so gut es ging, befestigte.
Als Holly zum Zelt zurücktappte,
zitterte sie vor Kälte. Ihre eiskalten Finger waren so steif, daß sie nur mit
Mühe ihre nasse Kleidung abstreifen konnte.
Schließlich hatte sie sich auch von
dem letzten Stück tropfender Textilien befreit. Sie kramte eine trockene Jeans
und eine Jacke hervor, streifte sie sich über und kroch
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