Wie Tau im Wuestensand
zu Linc, um nach ihm zu
sehen.
Weder schlief er, noch war er
wirklich wach. Seine Haut fühlte sich gleichbleibend kalt an.
Holly wußte genug über
Schockreaktionen und machte sich ernstlich Sorgen. Aber es gab nichts mehr, was
sie jetzt noch für ihn hätte tun können. Selbst wenn sie ihn in den Jeep bekommen
hätte, hätten sie die überflutete Antilopenschlucht nicht durchqueren können.
»Linc«, flüsterte Holly. »Was kann
ich tun?«
Sie betrachtete das dunkle, lockige
Haar. Es fiel ihm in die Stirn und umrahmte das Gesicht, das Holly in ihren
Träumen verfolgt hatte. Er hatte dichte Brauen, wie dunkle, von Gold gekrönte
Bögen. Sein Mund, der sonst so gern lachte, war vor Schmerz und Kälte
zusammengepreßt. Kleine Schweißperlen glitzerten auf seinem
Oberlippenbart. Wie oft hatte Holly davon geträumt, ihn wiederzusehen, ihn zu
berühren und von ihm berührt zu werden, sein Lachen zu hören und ihn mit den Lippen
zu schmecken. Ratlos fragte sie sich, was die Ursache seiner Veränderung war –
wo steckte nur der zärtliche, leidenschaftliche Mann ihrer Erinnerung?
Was habe ich Linc denn getan, daß er
mich all diese Jahre hindurch einfach schneidet?
Auf diese Frage fand sie keine
Antwort.
Behutsam beugte sich Holly über ihn
und berührte seinen Mund mit ihren Lippen. Einen langen Augenblick lang küßte
sie ihn, wärmte seine ausgekühlten Lippen, schmeckte die Tropfen auf seinem
Bart und wurde von ihren Erinnerungen geschüttelt.
Ein Teil von Holly schämte sich, daß
sie sich ihren Traum zurückholte, während Linc schlief und sich gegen die Zärtlichkeiten
nicht wehren konnte. Aber sie hatte nun mal die Beherrschung verloren.
Und wollte es auch gar nicht anders
... Es reichte ohnehin noch lange nicht aus, um ihre innere Leere zu füllen.
Als Holly den Kopf wieder aufrichtete, standen Tränen in ihren Augen. Sie
betrachtete ihren spröden Geliebten eine lange Zeit und vergaß darüber ihren
eigenen ausgekühlten Körper. Sein kräftiger Herzschlag und das regelmäßige
Heben und Senken seiner Brust unter ihrer Hand beruhigte sie.
Dennoch fürchtete sie sich vor dem
nächsten Morgen, wenn Linc aufwachen und sie mit eisiger Verachtung strafen
würde, wenn er sie erkannte.
Damit mußte Holly auf alle Fälle
rechnen. Heute nacht jedoch waren Linc und sie aufeinander angewiesen. Sie
brauchten ihre gegenseitige Wärme. Ohne weiter zu zögern, öffnete Holly den
Schlafsack und kroch hinein. Der Platz reichte gerade zum Atmen, denn diese
Hülle war nicht für zwei Menschen vorgesehen. Und erst recht
nicht für einen Zweitbewohner mit Linc McKenzies Ausmaßen.
Vor Kälte schlotternd löschte sie
das Licht und zog den Reißverschluß zu. Es dauerte jedoch noch eine Weile, bis
der Schlafsack von ihrer beider Wärme genügend aufgeheizt war, um sie
einzuschläfern.
Holly träumte, daß sie in Lincs
Armen aufwachte, daß seine Lippen ihren Hals berührten und ihr Körper sich an
ihn schmiegte. Die Spitze seiner Zunge neckte ihre Lippen, bis sie seufzend
lächelte und sich dem Kuß so vollkommen hingab, wie es ihr nur bei ihm jemals
möglich gewesen war.
Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr
und zitterte vor Freude. Seine Hand glitt über ihre dünne Jacke und streichelte
ihre Brüste. Die Berührung war viel unmittelbarer als in irgendeinem ihrer
früheren Träume.
Plötzlich merkte Holly, daß sie gar
nicht träumte.
Sie riß die Augen auf. Sonnenlicht
durchflutete das Zelt, wärmte sie aber nicht halb so wohlig wie Lincs Blick.
»Holly«, murmelte er und suchte ihre
Lippen mit seiner Zunge. »Meine süße Holly. Ich dachte schon, meine Einbildung
hätte mich wieder einmal reingelegt.«
5
»Du erkennst mich also«, sagte Holly und
wurde plötzlich nervös.
Linc lächelte.
»Es bedarf wohl mehr als nur eines
kleinen Schlages gegen den Kopf, um dich zu vergessen, Holly.«
»Aber gestern ...« Sie zögerte.
»Von gestern nacht kann ich mich nur
noch daran erinnern, daß es dunkel war und ein Berg auf mich gefallen ist.«
Lincs Zunge drängte sich zwischen
Hollys Lippen und küßte sie langsam. Als seine Zungenspitze ihre berührte,
bebte sie und erwiderte seinen Kuß zuerst behutsam, dann immer
leidenschaftlicher.
»Wenn du mich geküßt hättest, bevor
du mich in dein Bett stecktest, hätte ich dich trotz der Dunkelheit auf Anhieb
erkannt.«
Holly brachte kein Wort heraus.
Seine Augen leuchteten voller Zärtlichkeit. Ihr Traum war wieder strahlend erwacht.
»Linc«, flüsterte
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