Wie verkuppelt man eine Familie?
Tucker.“
Die Straße war zu kurvenreich und zu gefährlich, um sich im Finstern zu Garnet umzudrehen. Also sah er nicht, dass sie die Stirn runzelte, aber er spürte es. „Ich hatte nur gehofft, dass du genauso empfindest!?“
Sie antwortete nicht sofort. Das Schweigen dauerte nur eine Millisekunde an und sprach trotzdem Bände.
Einen Wimpernschlag später setzte sie zu einem sanften Monolog an. „Mir geht es genauso. Ich hatte die Gefühle nicht erwartet, die du heute Nacht in mir geweckt hast.“
Das klingt gut, dachte er und fragte sich, warum sein Puls noch immer so unheilvoll hämmerte.
„Ich wusste nicht, dass es ganz anders sein kann, mit einem Mann zu schlafen. Bisher kannte ich nur Johnny, und der war damals noch ein Junge. Gleich beim ersten Mal wurde ich schwanger. Wir wollten das Richtige tun und haben geheiratet, aber in Wahrheit haben wir dadurch alles falsch gemacht.“
„Warum?“
„Er wollte nie verheiratet sein, jedenfalls nicht mit mir. Deshalb ist er zum Militär gegangen. Als er bei einem Einsatz in Übersee gestorben ist, habe ich mich irgendwie verantwortlich gefühlt. Und es hat wehgetan, dass er Tausende von Meilen entfernt sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, ohne auch nur zu versuchen, mit mir zusammenzuleben.“
„Ich kann nicht nachvollziehen, warum er fortgegangen ist. In meinen Augen war es falsch. Aber richtig oder falsch, er hat einen Fehler gemacht, nicht du.“
„Mag sein.“ Sie seufzte. „Jedenfalls habe ich mir nach seinem Tod zusammen mit Petie ein neues Leben aufgebaut.“
„Worauf du richtig stolz sein kannst.“
„Danke, aber ich bin nicht auf ein Kompliment aus. Ich wollte nur sagen, dass diese Nacht für mich nicht an Verpflichtungen geknüpft ist. Ich bin sehr glücklich, dass wir diese wundervollen Stunden gemeinsam erlebt haben. Trotzdem würde ich nie davon ausgehen, dass Sex bindend ist oder uns automatisch zwingt, unserer Beziehung irgendeinen Stempel aufzudrücken. Die Wahrheit ist, dass ich in meinem Leben und in meinem Herzen besser für mich bleibe.“
Er bog in ihre Auffahrt ein. „Garnet …“
„Ja?“
„Wenn du mir etwas mitteilen willst, musst du schon Klartext reden. Ich bin nicht besonders gut darin, Dinge herauszuhören. Und ich habe keine Ahnung, was du mir gerade zu sagen versuchst.“
„Doch, das hast du“, widersprach sie sanft. „Du hast mich sehr gut verstanden. Wir sind nicht auf dem Weg zum Altar oder in eine Langzeitbeziehung. Das wusste ich von vornherein. Und das ist gut so. Ich bin total glücklich darüber, was heute Nacht war.“ Sie beugte sich zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, sprang aus dem Truck und eilte ins Haus.
Er wollte ihr nachlaufen und sie wachrütteln. Er hatte in dieser Nacht eine bisher nie erlebte Verbundenheit gespürt. Unter den Laken hatte sie ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie diese seltene Zusammengehörigkeit ebenfalls erlebte.
Doch nun stieß sie ihn fort. Das konnte er nicht begreifen, obwohl er insgeheim befürchtet hatte, dass sie mit ihm keine dauerhafte Beziehung eingehen wollte und schon gar keine Patchworkfamilie gründen wollte.
Er musste den Grund erfahren, aber er durfte ihr jetzt nicht folgen, um die Sachlage zu klären, denn schon tauchte die Sonne am Horizont auf. Die Jungen konnten jede Sekunde bei ihm zu Hause eintreffen.
Die ganze Woche über war Garnet so mürrisch, dass ihre Angestellten drohten, sie zu verlassen. Sie konnte nicht schlafen, hatte keinen Appetit und konnte auch nicht klar denken.
Sie war niemals launisch gewesen, nie und nimmer. Bis zu der Nacht, in der sie mit Tucker geschlafen hatte.
Sie seufzte schwer, als sie seinen Truck vorfahren sah. Es war Kindertauschtag. Pete lief eifrig zu Tucker und Will stieg mit derselben Begeisterung aus.
Es war ein sengend heißer Tag. Kein einziges Lüftchen wehte. Garnet hatte unzählige Dinge zu tun, aber ihr war einfach zu heiß dafür.
Will galoppierte auf sie zu wie ein energiegeladenes Fohlen. Sie grinste ihn unwillkürlich an, obwohl sie verstohlen verfolgte, wie Tucker mit Pete auf dem Beifahrersitz von der Auffahrt fuhr.
Seit jener Liebesnacht fand sich keine Gelegenheit zu einem vertraulichen Gespräch. Es war ein Leichtes, in Anwesenheit der Jungen miteinander zu reden, doch jede Unterhaltung ohne Störung durch die Kinder oder die Arbeit war unmöglich.
Und somit wuchs immer mehr ihr Unbehagen im Hinblick darauf, was ihm jene Nacht bedeutete – und wie sie selbst
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